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Gefühlt 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr ist Franz Kager für den österreichischen Pferdesport im Einsatz - wie hier bei den Europameisterschaften der Springreiter im schwedischen Göteborg 2017. © Tomas Holcbecher/holcbecher.com

Franz Kager ist 70

Happy Birthday, Mr. Pferdesport

Ein Artikel von Eva Morawetz | 22.07.2018 - 08:55

Ing. Franz Kager kennt jeder in der österreichischen Pferdesportszene – aber kaum jemand kennt Franz Kager, den Menschen. Das mag daran liegen, dass Franz Kager gefühlt 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr für den österreichischen Pferdesport im Einsatz ist, von 2007 bis 2016 als Generalsekretär und sportlicher Leiter des OEPS, davor als Schatzmeister, gegenwärtig als Sportdirektor, als Richter für Dressur, Vielseitigkeit und Springen, als Technischer Delegierter Vielseitigkeit, als Referent für Turnierwesen, Springen und Vielseitigkeit, als Mitglied des Richterausschusses und des Regulativausschusses – und überhaupt als wandelndes Lexikon und personifizierte Österreichische Turnierordnung. „Über die ÖTO würde ich mich mit ihm auf keine Diskussion einlassen, die kennt er auswendig. Überhaupt kennt er alle Regulative auswendig“, so eine langjährige Mitarbeiterin über ihren Chef. Immer korrekt, top-gestylt und fachlich hoch kompetent – so kennt und schätzt ihn sein Büro.

Der Spätberufene

Als Reiter war Franz Kager ein Spätberufener, in seiner Jugend war der Radrennsport seine Passion, nach dem Ende seiner aktiven Karriere war er noch ein paar Jahre als Trainer tätig, bis ihn schließlich sein damaliger Chef, da war Kager 27, aufs Pferd setzte. Und das war’s. „Ich kenne meinen Vater nicht ohne Pferdesport“, erzählt seine Tochter Tamara, die ungefähr zu der Zeit geboren wurde. Unzählige Pokale, Schleifen und sonstige Trophäen zeugen von seinen Erfolgen in drei Disziplinen: Dressur, Vielseitigkeit und Springen – letzteren beiden gehört bis heute sein Herz, weiß seine „Chefin“ Elisabeth Max-Theurer.

Der Sanierer

Im April 2002, als der Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich finanziell und auch ideell am Boden lag, hatte sie als Präsidentin das Ruder übernommen, zunächst noch nicht ahnend, wie es um den Verband stand. Als Franz Kager ein Jahr darauf, im März 2003, als ehrenamtlicher Schatzmeister an Bord kam, stellt er alsbald fest: Der Verband ist pleite. Ein Schuldenberg von 1,1 Millionen Euro war abzubauen, das Büro neu zu organisieren, der wachsende Verband zu strukturieren, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Viel Arbeit, die sich die neue Führung da aufgehalst hatte. Bereits nach vier Jahren konnte man stolz verkünden: „Der Verband ist schuldenfrei!“ Ein Verdienst von Franz Kager – mit großer Unterstützung der Landespferdesportverbände und der Spitze des BFVs. Effizientes Wirtschaften war er aus seiner beruflichen Laufbahn gewohnt: „Ich komme aus der Privatwirtschaft, habe zwei große Firmen geleitet, von denen beide reine Familienunternehmen waren, in denen die Besitzer selbst vor Ort sind und mitarbeiten. Man kann sich vorstellen, dass da ein ganz anderer Zug, ein gewisses Tempo und vor allem auch ein klares Kostendenken herrschen. Und diese Stimmung, diese Einstellung wollte ich auch in den Verband rüberbringen“, so Kager damals.

Im April 2007, ein Jahr vor seiner Pensionierung als Geschäftsführer der Firma Weissenböck, wurde er gefragt, ob er nicht Geschäftsführer – also Generalsekretär und Sportdirektor in einer Person – des Bundesfachverbandes werden wolle. Und er wollte. Was viele verwunderte, nicht wenige fragten sich: „Warum tut sich der Schani (Spitzname von Franz Kager, Anm.) das an?“ „Man könnte auch sagen, der Schani hat einen Vogel“, meinte Kager damals selbstironisch. Um dann aber zu erklären: „Im Laufe meiner vierjährigen Tätigkeit als Schatzmeister habe ich gesehen, dass man, wenn man sich bemüht, sehr viel erreichen kann. Einerseits hat mich also die Aufgabe gereizt, andererseits sehe ich das Projekt zeitlich befristet auf fünf Jahre – und kommendes Jahr wäre ich ohnehin in Pension gegangen und hätte dann das Amt des Sportdirektors nebenbei ausgeübt.“

Der Ruhepol

Mit der Befristung auf fünf Jahre klappte es dann doch nicht ganz, erst im Mai 2016 folgte ihm RR Dietrich Sifkovits als Generalsekretär des OEPS nach, Kager ist seither als Sportdirektor und in zahlreichen weiteren Funktionen tätig (siehe oben) und nicht weniger umtriebig als zuvor. „Meine größte Antriebskraft ist, dass man nicht nur immer nörgeln und kritisieren darf, sondern dass man es – so man die Möglichkeit hat – besser machen muss.“

Was ihm auch wichtig ist: die Nähe zur Basis. Was die Menschen draußen bewegt, erfährt er als Turnierrichter, als der er seit 25 Jahren fast jedes Wochenende unterwegs ist. „Aber ich muss auch sagen: Wenn mein Bruder und ich oder seine Enkel ihn gebraucht haben, war er immer für uns da“, erklärt sein Tochter Tamara. Fragt man sie, wie er das alles schafft, so kommt als Antwort: „Er hat die Ruhe dafür. Ich habe ihn noch nie laut werden gehört.“ Und was auch immer an Aufgaben und Herausforderungen an ihn herangetragen wird, hört man von ihm nur eins: „Wer ma scho mach’n.“