In memoriam

Abschied von Alma Holländer

Ein Artikel von Pamela Sladky | 27.11.2020 - 14:31
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Für Alma Holländer-Pietsch bedeutetend Pferde vor allem eines: Freiheit. © Aleksandra Pawloff

Alma Holländer galt als die Grande Dame des österreichischen Pferdesports. Sie war eine Pionierin – und das nicht nur im Pferdesport. Sie war die erste international erfolgreiche Springreiterin, die erste Siegerin im Stadthallen-Grand Prix, die erste Frau weltweit mit einer Gletscherlandeerlaubnis, Gründerin und Inhaberin der ersten und damals einzigen Pferdeboutique Österreichs.

Was Alma Holländer abseits ihrer Erfolge so besonders machte, war ihre Unerschrockenheit und ihre Liebe zu den Pferden. Für sie war klar: Wer mit Pferden klarkommen möchte, muss sich um ihre Mitarbeit bemühen. "Man kann nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen, beim Pferd bist du immer Zweiter. Du musst alles mit dem Pferd machen, du bist ein Teil des Pferdes.“ Und so hat sie es gehalten. Erst beim Reiten, später beim Unterrichten – und natürlich auch im Turniersport.

Bereits ihr dritter internationaler Turnierstart führte Alma Holländer 1956 nach Aachen. Dort warteten Hindernisse in einer Höhe und einer Mächtigkeit auf sie, die sie zuvor noch nie gesehen hatte, geschweige denn gesprungen war. Im Parcours ließ sie sich das nicht anmerken und beendete den Bewerb prompt auf dem achten Platz. Möglich gemacht hatte den Erfolg ihr Pferd Higany, dem sie sich im Parcours voll und ganz anvertraute. Er enttäuschte sie nicht.

Ihren vielleicht größten Erfolg feierte Alma Holländer 1964, als sie auf ihrem Lebenspferd Anisette in der ausverkauften Wiener Stadthalle im Großen Preis von Österreich zum Sieg ritt und dabei die versammelte männliche Konkurrenz, darunter Hermann Schridde, Nelson Pessoa und Ottokar Pohlmann, ausstach. Die heimischen Gazetten überschlugen sich mit  ihren Jubelmeldungen.

Ihre Bekanntheit im Sport brachte Alma Holländer sogar ein Engagement beim Film ein. Als 1956 in Wien der zweite Teil der Sissi-Trilogie gedreht wurde, doubelte sie Romy Schneider in den Reitszenen. Dafür musste sie allerdings erst das Reiten im Damensattel lernen – was die unerschrockene Reiterin im Handumdrehen erledigt hatte.

1967 wechselte die ausnahmereiterin ins Vielseitigkeitslager. Und auch dort war sie auf Anhieb erfolgreich. Bei der EM der Ländlichen Reiter in Salzburg holte sie zusammen mit der österreichischen Equipe Gold. Diesen Erfolg hatte dem rot-weiß-roten Team im Vorfeld keiner zugetraut.

Bis 1986 war Holländer im Turniergeschehen aktiv. Danach kehrte sie dem Sport den Rücken und widmete sich vorrangig ihren Reitschülerinnen und Reitschülern. In ihrem Unterricht gab sie nicht nur ihr umfangreiches Wissen um die Pferdeausbildung weiter, sondern auch Teile ihrer Lebensphilosophie: "Sich einzubilden, dass man ein Pferd beherrschen kann, ist ein Blödsinn. Die Pferde sagen uns, was wir tun müssen." Alma Holländer hat den Pferden ihr Leben lang zugehört, sie respektiert und geschätzt. Vielleicht war das auch das Geheimnis ihres Erfolges.