Ein typischer Pferdemensch war er nie. Günther Heincz stammte nicht aus bäuerlichen Verhältnissen, seine Familie hatte mit Pferden nicht viel am Hut. 1947 geboren, wuchs er in der steirischen Landeshauptstadt Graz auf. Im Säuglingsalter erkrankte er an Kinderlähmung. Sein linkes Bein war seitdem „unbrauchbar“, wie er es zu sagen pflegte. Manche Menschen zerbrechen an Schicksalsschlägen, andere ziehen daraus die Motivation, sich erst recht zu bewähren, körperliche Schwächen durch mentale Fitness und Stärke zu kompensieren, entwickeln Durchhaltevermögen und Standfestigkeit, täglich herausgefordert durch Hemmnisse und Widrigkeiten. Heincz gehörte eindeutig zu Letzteren.
Prägendes Erlebnis
Er ging in Graz zur Schule, später studierte er an der Grazer Karl-Franzens-Universität Rechtswissenschaften. Sein Volontariat absolvierte er in der Kanzlei von Dr. Kurt Matthias, Anwalt und in den 1960er-Jahren einer der großen Springreiter Österreichs. Matthias war es auch, über den Heincz erst zum Pferd und später in den Sattel fand. Von dem Augenblick an, als Günther Heincz das erste Mal in seinem Leben auf einem Pferderücken Platz nahm, war das Pferd und alles, was damit zusammenhing, eine wesentliche Größe in seinem Leben. Er begann Reitunterricht zu nehmen, verbrachte unzählige Stunden im Stall, arbeitete an hart an sich und genoss die Geselligkeit der Reitersleut’.
1971 wagte er sich – seiner Behinderung zum Trotz – an sein erstes Turnier, eine A-Dressur. Bei 20 Startern schaffte er es auf den fünften Rang. Für Heincz ein Erfolg von unmessbarem Wert. Bald darauf lernte er Maximiliane Berg-Thyssen kennen, eine Baronin aus der bekannten deutschen Unternehmerfamilie, und half ihr bei der Organisation diverser großer Turniere. Gemeinsam trugen sie Staatsmeisterschaften im Springen und in der Vielseitigkeit aus.
Wechsel ins Burgenland
Ab 1972 arbeitete der promovierte Jurist im burgenländischen Oberpullendorf, wo er einen Posten als Richter angeboten bekommen hatte. Schnell waren Kontakte zur dortigen Reitszene geknüpft, und Ende der 1970er wurde Dr. Heincz zum Präsidenten des Burgenländischen Pferdesportverbandes und damit zum Oberhaupt von 780 Mitgliedern in 23 Vereinen gewählt. 35 Jahre sollte seine Amtszeit dauern – und das Burgenland unter seiner Ägide zu einer großen Pferdesportgemeinde heranreifen.
Liebe zum Fahrsport
Mitte der 1980er-Jahre entdeckte Günther Heincz den Fahrsport für sich. 1985 startete er bei seinem ersten Fahrturnier – den Staatsmeisterschaften für Zweispänner, nur zwei Jahre später feierte er mit dem Titel Burgenländischer Landesmeister Fahren Einspänner den größten Erfolg seiner aktiven Fahrkarriere. 1987 folgte auf die Prüfung zum Springrichter auch jene zum Fahrrichter.
Seine Begeisterung für den Fahrsport veranlasste ihn schließlich dazu, zusammen mit dem Ungarn Josef Borka den österreich-ungarischen Pannonia Cup aus der Taufe zu heben. Fahrer aus Polen, Tschechien, Slowenien, Italien, Ungarn und natürlich Österreich pendelten Jahr für Jahr ins Burgenland oder nach Ungarn, um an diesem Fahrturnier teilzunehmen. In dieses Turnier steckte Heincz all sein Herzblut. 2014 gelang es Heincz, den Alpen-Donau-Cup nach Piber zu holen. Dieses Turnier war ausschlaggebend dafür, dass sich die FEI dafür entschied, die Fahr-WM 2016 im steirischen Bundesgestüt auszutragen.
Die kleinen Dinge zählen
Für sein Engagement und die Verdienste im und um den Pferdesport wurde Dr. Heincz im Laufe seines Lebens vielfach ausgezeichnet. Ehrungen wie das Silberne und Goldene Sportehrenzeichen des Landes Burgenland, das Goldene Ehrenzeichen des Landes Burgenland sowie das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich wurden ihm verliehen – nebst sämtlichen Verdienstmedaillen, die der Österreichische Pferdesportverband zu bieten hat. Viel wichtiger als alle Auszeichnungen waren Dr. Günther Heincz aber stets die kleinen Dinge des Lebens. Bei gutem Wetter einige schöne Stunden auf dem Bock verbringen, zum Heurigen fahren, dort ein paar Achterl trinken und wieder heimfahren. Das waren die Momente, die für ihn zählten und die ihn mit großer Dankbarkeit erfüllten.