Sein Einstieg in den Reitsport kam, wie so vieles bei ihm, durch einen Zufall. 1960 wagte der junge ORF-Radioreporter mit dem Moped die Reise von Wien nach Laxenburg, um über eine damals noch junge Sportart zu berichten: das Reiten. Aus dieser ersten Begegnung entwickelte sich eine lebenslange Hingabe, die Nidetzky zum unvergleichlichen „Mr. Pferdesport“ machen sollte.
Die Laxenburger Ära: Von CSIOs bis Europameisterschaften
In Laxenburg erlernte er selbst das Reiten und engagierte sich im dortigen Reitclub. Doch mit der Zeit forderte er mehr als die engen Strukturen erlaubten. Seine Visionen und seine Tatkraft motivierten ihn, Veränderungen voranzutreiben. Mit der Unterstützung von Gleichgesinnten übernahm er die Führung und gründete den „Union Reitclub Laxenburg“, der über die Jahrzehnte seine reiterliche Heimat und Ausgangspunkt vieler ambitionierter Projekte werden sollte.
Mit der Durchführung des ersten Reit- und Springturniers in Laxenburg 1966 legte Nidetzky den Grundstein für eine neue Epoche im österreichischen Pferdesport. Es war ein Turnier, das Zeichen setzte: Erstmals gab es eine elektronische Zeitmessung und ein 15-Jähriger, ein gewisser Thomas Frühmann, gewann das Abschiedsspringen. Unter Nidetzkys Leitung wurde Laxenburg zum Austragungsort bedeutender Turniere, darunter sieben CSIOs und die Europameisterschaften im Springreiten (1977) und Dressurreiten (1981). Nidetzkys Engagement setzte Maßstäbe und führte den URC Laxenburg zu nationalem und internationalem Renommee.
Neben seinen Leistungen im Reitsport war Nidetzky auch als Moderator des ORF-Formats „Aktenzeichen XY … ungelöst“ über die Landesgrenzen hinaus bekannt und kommentierte auch zusammen mit Hugo Portisch und Anderen über 34 Stunden hinweg live die erste Mondlandung. Dank seiner Popularität als TV-Kommentator, seinem Charisma und seinen hervorragenden Verbindungen zu Sponsoren, Medien und Wirtschaft machte er den Reitsport in Österreich populär und brachte ihn näher an die Menschen. Seine Funktion als Präsident des Niederösterreichischen Landesverbandes für Reiten und Fahren (1977–1988) nutzte er, um den Verband nachhaltig zu stärken und Niederösterreich zur führenden Region im Pferdesport zu machen.
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Einer wie keiner
Es bedurfte einiger Überredung bis wir Peter Nidetzky 2016 anlässlich seines 75. Geburtstages vors Mikrofon bekamen. Am Ende wurde es dann aber doch eine äußerst kurzweilige Plauderei über mehr als fünf Jahrzehnte Reitsport. Sein Interviewpartner war unser Reporter Ernst Kopica, der "Mr. Reitsport" bei allen Turnieren in der Stadthalle journalistisch begleitet hatte. Mehr lesen ...
Unvergessliche Momente beim „Fest der Pferde“
Peter Nidetzky ruhte nie, er galt vielen als chronisch ruheloser, stets zu neuen Taten aufbrechender Dynamiker. So war es dann auch nicht weiter verwunderlich, als er sich nach einer intensiven und erfolgreichen Ära in Laxenburg einer neuen Herausforderung zuwandte: der Wiener Stadthalle. Gemeinsam mit seinen Freunden Thomas Frühmann, Rüdiger Wassibauer und Jörg Münzner tüftelte er ein Veranstaltungskonzept aus, das im November 1986 in der Wiener Stadthalle erstmals umgesetzt wurde und das europaweit Schule machen sollte. Nidetzkys unkonventionelle Ideen, Spitzensport mit spektakulären Shownummern und Veranstaltungen wie dem Kinderfest zu kombinieren, machten das Turnier zu einem Publikumsmagneten und führten zu einmaligen Momenten voller Begeisterung und Leidenschaft. Sein Herz schlug dabei stets auch für Kinder – viele junge Menschen verdanken ihm ihre ersten unvergesslichen Erlebnisse mit dem Reitsport.
Nur ein Jahr später gründete er den „Casino Grand Prix“, der bis heute als prestigeträchtigste Serie im österreichischen Springsport gilt.
Familienmensch mit Bodenhaftung
So sehr Peter Nidetzky durch seine vielfältige Tätigkeit auch im Rampenlicht stand, die große Inszenierung „in eigener Sache" war nie seine Sache. In einem Pferderevue-Interview meinte er einmal: „Ich bin ein Familienmensch — und am liebsten zu Hause. Man wird mich weder in einer Schickimicki-Bar oder in sonstwelchen Lokalen antreffen, weil mir das nichts gibt. Bei mir zu Hause ein guter Schluck am offenen Kamin bei guter Musik — das ist mir unersetzbar und lieber als jedes Remmidemmi der Welt.“
Herz und Seele des österreichischen Reitsports
Mit ihm verliert Österreich eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die den Reitsport tiefgehend beeinflusst hat. Seine unermüdliche Energie, seine Liebe zur Herausforderung und seine Kreativität machten ihn zu einer einzigartigen Figur in der österreichischen Reiterwelt. Peter Nidetzkys Vermächtnis lebt in den Turnieren, die er ins Leben gerufen hat, und in den vielen Persönlichkeiten, die er gefördert und inspiriert hat, weiter. Er bleibt unvergessen als Visionär und als Mann, der das Herz und die Seele des österreichischen Reitsports war.