Isabell_Werth_2393_0077_TH.jpg

Nach der heutigen Kür geht Isabell Werth endgültig als Königin des Deutsche Bank Stadions in die CHIO-Geschichte ein. © Tomas Holcbecher/holcbecher.com

Dressur

Werth schlägt mit Seriensiegen zurück, drei Top-Ten-Plätze für Österreich

Ein Artikel von Pamela Sladky | 22.07.2018 - 20:27

Selbst ein rabenschwarzer Tag kann die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten nicht aus dem Konzept bringen. Knapp 48 Stunden nach ihrem völlig missglückten Ritt im CDIO5* Grand Prix hatte Isabell Werth ihren Emilio wieder in der Spur. Und zwar so überzeugend, dass nach Rang 17 im Spécial wieder die Platzierung aufleuchtete, für die der Name Werth geradzu verpflichtet: Rang 1.  

79,128 Prozent bekam das Paar für seine Darbietung, die zwar noch ihre Ecken und Kanten hatte, für die Richter aber trotzdem die beste Leistung des Tages war. Zweite wurde Helen Langehanenberg auf Damsey mit persönlichem Spécial-Rekord von 79,021 Prozent, gefolgt von der US-Reiterin Kasey Perry-Glass, die auf ihrem Dublet ein tolle Runde zeigte und mit 78,787 Prozent bedacht wurde.

Die beiden weiteren deutschen Teamreiterinnen, Dorothee Schneider auf Sammy Davis Jr. und Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera BB, belegten die Plätze sechs (76,404) und sieben (76,255). Nach dem wackeligen Start war Deutschland der Sieg im Lambertz Nationenpreis am Ende dann also doch wieder sicher.

Tatkräftige Schützenhilfe erhielten die Gastgeber allerdings von Grand Prix Siegerin Laura Graves. Deren Verdades probte zwischenzeitlich den Aufstand, nachdem er eine Kamera am Viereckrand als extrem gefährlich eingestuft hatte. Das Ergebnis seiner Zitterpartie waren 74,085 Prozent und Rang elf. Für die USA war damit nicht mehr als Rang zwei (459,371) drin, Dritte wurde Dänemarks Equipe (444,106).

Noch ein Sieg für Bella Rose

Auch wenn Emilio nach dem desaströsen Grand Prix ausgerechnet an Werths Geburtstag aufstieg wie Phönix aus der Asche – den emotionalsten Sieg des Wochenendes feierte die Deutsche aber im Sattel ihres erklärten Seelenpferdes Bella Rose. Nach dem Grand Prix ließ die Fuchsstute der Konkurrenz auch im 4*-Spécial keine Chance. Ohne Fehler war die Runde nicht und auch in punkto Losgelassenheit hat die Stute nach ihrer langen Verletzungspause nach wie vor einigen Nachholbedarf. Dass es trotz einiger Schwachpunkte 80,149 Prozent werden konnten, lag insbesondere an den Piaffen, Passagen und Traversalen, die den Richtern Höchstnoten am laufenden Band entlockten.

Isabell_Werth_Bella_Rose_Aachen14_2173_0108_Tomas_Holcbecher.jpg

In den Traversalen kassieren Isabell Werth und Bella Rose regelmäßig Höchstnoten.
© Tomas Holcbecher/holcbecher.com

„Ich bin natürlich überglücklich!“, strahlte die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten und ergänzte halb im Spaß: „Wenn der Jockey das jetzt noch mit den Wechseln hinbekommt …“. Dann, ja dann ist viel möglich. Vielleicht auch ein Start von Bella Rose bei den Weltreiterspielen in Tryon. Aber in dieser Sache hat der Dressurausschuss des Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei das letzte Wort. Und das soll erst in den kommenden Wochen gesprochen werden.

Zweite wurde Jessica von Bredow Werndl im Sattel von Zaire. Das elegante Duo kam mit 72,702 Prozent aus dem Viereck und behauptete sich vor der Dänin Betina Jæger mit dem Hannoveraner Mane Stream Belstaff und Steffen Peters (USA) auf Suppenkasper, die beide 71,340 Prozent von den Richtern erhielten.

Werth macht das Dutzend voll

In der 5*-Kür am Sonntag setzte Isabell Werth ihrer Aachen-Woche schließlich die Krone auf. 87,625 Prozent bedeuteten eine neue persönliche Bestleistung auf Emilio. Für die Konkurrenz eine unerreichbare Marke, mit der Werth ihren zwölften Sieg im Deutsche Bank Preis fixierte. Keine Reiterin hat mehr Einträge auf der legendären Siegertafel.

Zweite wurde Kasey Perry-Glass auf ihrem Dänen Goerklintgaards Dublet v. Diamond Hit mit 85,205 Prozent. 2016 hatte die US-Amazone mit ihrem eleganten Dunkelbraunen erstmals auch in Europa für Furore gesorgt. Ein Jahr später erlebte das Paar einen deutlichen Leistungseinbruch, sodass die Reiterin entschied, ihrem Sportpartner eine Pause zu gönnen. „Er brauchte das. Und ich auch. Wir haben das Training geändert, nicht so viele Lektionen geübt und mehr Abwechslung ins Training gebracht. So haben wir wieder zu unserer alten Form zurückgefunden.“ Und damit hat sie recht. In Aachen zelebrierte das Paar Dressur auf höchstem Niveau mit großer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit. Da mochte man gerne zusehen.

Rang drei ging ebenfalls an die USA – an die wieder erstarkte Laura Graves, die ihren Verdades heute deutlich besser bei sich hatte. 85,085 Prozent gab es von den Richtern für den Ritt des US-Paares.

Auf Platz vier landete die Dänin Cathrine Dufour auf Cassidy, die mit 84,835 Prozent  Helen Langehanenberg und Damsey auf Rang fünf (82,575) verwiesen. Dorothee Schneider und Sammy Davis. Jr, wurden Siebte (81,295). Dazwischen schob sich mit 82,195 Prozent der Däne Daniel Bachmann Andersen auf Blue Hors Zack, der als einziger Reiter eine Kür hatte, die den Schwierigkeitsgrad 10,0 hat – das macht ein Zehntel der Gesamtnote aus.

Karoline Valenta und Diego überzeugen in U25-Kür

Einen mehr als versöhnlichen Abschluss nahm das diesjährige Aachen-Abenteuer für Karoline Valenta und ihren Rappen Diego. Nach dem verpatzten Auftakt im ersten Teil der U25 Tour steigerte sich das Paar von Prüfung zu Prüfung. Nach Platz 17 im Einlaufbewerb war’s im U25 Grand Prix bereits Rang zehn (67,359%) und damit die deutliche Qualifikation für die Kür.

Noch einen Zacken besser lief’s dann mit musikalischer Untermalung. Da punktete das Paar ganz besonders in den vorwärts angelegten Lektionen. Hohe Noten gab’s auch für die Harmonie zwischen Pferd und Reiterin, die Choreografie und den Schwierigkeitsgrad. In Summe kamen Valenta und der elegante Desperados-Sohn auf 72,535 Prozent – Platz acht.

Karoline_Valenta_Diego_Aachen18_75I0765_Tomas Holcbecher.jpg

Karoline Valenta und Valenta's Diego steigerten sich in Aachen von Prüfung zu Prüfung. Am Ende gab's einen achten Platz in der Kür.
© Tomas Holcbecher/holcbecher.com

„Diego war heute wieder ganz der „Alte“ und ich habe den Ritt sehr genossen. Obwohl wir letztes Jahr ja schon hier waren, hat ihn die Kulisse doch wieder sehr beeindruckt, aber ich bin sehr zufrieden. Kür reiten macht einfach wahnsinnig Spaß“, wird Karo Valenta auf eqwo.net zitiert. Für die Niederösterreicherin steht in knapp drei Wochen bereits das nächste Turnierhighlight auf dem Programm – die Europameisterschaften der U25-Reiter im niederländischen Exloo. Die Zeit bis dahin will Valenta nutzen, um sich auf der Anlage ihres Trainers Christian Schumach in Kärnten optimal auf das Championat vorzubereiten.  

Die EM im Fokus hat auch Diana Porsche. Für die Salzburgerin verlief die Rückkehr nach Aachen leider nicht wie erhofft. Ihr EM-Bronzemediallengewinner Di Sandro liegt die Atmosphäre in der Soers offenbar nicht besonders. „Leider lässt sich Di Sandro OLD sehr von der einzigartigen Kulisse in Aachen beeindrucken. Wir hatten einige große Patzer und konnten nicht so viel Ausdruck wie sonst zeigen, aber so ist das mit den Pferden“, resümiert Porsche ihren Aachen-Ausflug, der der Salzburgerin die Plätze zwölf (67,794%) und sechzehn (65,282%) bescherte.

Ähnlich erging es Franziska Fries und ihrem KWPN-Wallach Atomic, die sich auf den Rängen 14 (66,765%) und 15 (65,795%) platzierten.

Top-Ergebnis für Ulrike Prunthaller und Quebec

Grund zur Freude hatte Ulrike Prunthaller. Im Sattel des elfjährigen Quaterback-Sohnes Quebec nahm die Bartlgut-Bereiterin die Kür-Tour auf 4*Niveau in Angriff. Dort platzierte sich das Paar im Grand Prix mit 67,217 Prozent auf Rang 20. In der Kür wurde das oberösterreichische Duo von den Richtern mit 73,9 Prozent bedacht. Diese Wertung bedeutete Rang sechs im Endklassement.

Alle Ergebnisse im Detail können sie hier nachlesen.