Ausbalancierte Trabvolten mit guter Biegung, ausdrucksstarke Verstärkungen, dazu gelungene Schrittlektionen und eine hervorragende Galopparbeit mit zahlreichen Höhepunkten, etwa in den sauber und bergauf gesprungenen fliegenden Wechseln und den fließenden Traversalen: Paul Jöbstl und Bodyduard haben ihre Hochform der letzten Monate bei der EM voll und ganz bestätigt. 23 Mal erntete das Paar von der internationalen Jury eine 8,0, kaum eine Lektion wurde unter 7 bewertet. Für den 18-jährigen Paul und seinen Hannoveraner Dunkelfuchs-Hengst von Burlington lief es im Mannschaftsbewerb der Junioren wie am Schnürchen. Am Ende standen für das Duo, das seit etwas mehr als einem halben Jahr zusammen trainiert, satte 73,273 % im Protokoll. Das bedeutete den hervorragenden fünften Platz im Einzelklassement. „Das war ganz stark, was Paul und Bodyguard heute gezeigt hat. Die beiden machen einfach Spaß beim Zusehen. Da und dort gab es heute ein paar Kleinigkeiten, so wie das Rückwärtsrichten oder das Halten, die Punkte gekostet haben. Die haben also noch Luft nach oben“, zog Equipechef Peter Gmoser zufrieden Bilanz.
Eine Prüfung ohne nennenswerte Fehler zeigte auch Senkrechtstarter Leon Aschauer. Im Sattel seines Hannoveraner Wallachs Formidable hatte der 18-jährige Wiener, der von Hofreitschul-Bereiter Florian Zimmermann trainiert wird, in den vergangenen Wochen mit Siegen in Mariakalnok (HUN) und Samorin (SVK) für Furore gesorgt. Im EM-Viereck von Oliva Nova gelang dem Paar auch diesmal eine gute Runde, nur an Getragenheit fehlte es heute etwas. Die Richter benoteten den Ritt mit Wertungen zwischen 68,636 % und 70,152 %, im Durchschnitt ergab das 69,303 % und Platz 27 für Aschauer und Formidable. „Leon hat eine ordentliche Runde abgeliefert, von der Wertung her hätte es ruhig ein bisschen mehr sein können. Streckenweise ist ihm sein Pferd etwas eng geworden, andernfalls wäre es noch ein, zwei Prozent nach oben gegangen. Insgesamt war die Prüfung aber sehr gut geritten und das Paar hat sich nervenstark präsentiert. Für die weiteren Bewerbe geht da sicherlich noch was“, ist Peter Gmoser zuversichtlich.
Soll-Ziel erreicht
Für die Teamwertung bedeuteten diese Ergebnisse zusammen mit den 67,818 %, die Anna-Katharina Schwarzlmüller und Sansita bereits am Mittwoch beigesteuert hatten, durchschnittlich 70,131 % und Rang acht in der Nationenwertung. Das Soll-Ziel, nämlich eine Platzierung im Mittelfeld, habe man damit erreicht, so Gmoser. "Aber insgesamt – ich finde so ehrlich muss man sein – haben wir uns, oder zumindest ich mir, schon etwas mehr erwartet. Wenn alles glatt läuft und etwas Wohlwollen der Richter dazukommt, hätten wir durchaus Chancen auf eine Medaille gehabt. Jetzt heißt es für den Einzelbewerb morgen neues Spiel, neues Glück."
Deutschland souverän zum Sieg
Einen Start-Ziel-Sieg feierten die deutschen Juniorinnen. Aus den gezählten Wertungen von Lucie-Anouk Baumgürtel auf Zinq Hugo FH (75,364 %, Platz 2), Lena Merkt auf Sarotti Mocca-Sahne (73,212 %, Platz 6) und Jana Lang auf Baron (73 %, Platz 7) kamen die deutschen U18-Reiterinnen auf durchschnittlich 73,859 % mit denen sie die Erzrivalen aus den Niederlanden (72,697 %) klar auf Platz zwei verwiesen. Das Oranje-Team stellte mit Sanne van der Pols und Excellentie die drittbeste Kombination dieses Bewerbs (74,242 %).
Rang drei ging an die dänischen Juniorinnen – und das, obwohl das Team um Equipechefin Janne Møller Jensen einen unerwarteten Rückschlag einstecken musste. Ausgerechnet der stärkste Reiter im dänischen Team, Helgstrand-Sprössling Alexander Yde Helgstrand erwischte einen rabenschwarzen Tag. Stute Grevens SA wollte heute lieber galoppieren und war nur schwerlich zum Traben zu bewegen. Letztlich lieferte das Paar mit 61,394 % das Streichergebnis für die Dänen.
Britische Überraschung
Für die beste Einzelleistung im Bewerb sorgte überraschend ein britisches Duo: Annabella Pidgley und Sultan des Paluds. Die 16-jährige Annabella hat ihr Land bislang bei drei Pony Europameisterschaften vertreten, seit wenigen Monaten hat sie mit Sultan des Paluds, dem Silbermedaillengewinner der WM der Jungen Dressurpferde 2017, einen echten Kracher unter dem Sattel. Dass die Kombination funktioniert, zeigte das Paar gleich bei seinem Debüt Mitte Mai im britischen Wellington, wo es drei Siege in Serie feierte. Nicht minder erfolgreich verlief die EM-Premiere des Paares, die mit 75,455 % und einem weiteren – wenn auch knappen – Sieg zu Buche schlug. Für eine spannende Einzelentscheidung am Freitag ist also angerichtet – auch aus österreichischer Sicht.
Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.