Springen

Felix Koller: „Ich bin aus allen Wolken gefallen“

Ein Artikel von Pamela Sladky | 23.08.2019 - 18:34
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Die Unterstützung seines Verbandes und seines Arbeitgebers geben Felix Koller Rückhalt in dieser schwierigen Zeit.   © Tomas Holcbecher/holcbecher.com

Die Überraschung war groß, als Österreichs Springreit-Chef Marcus Wallishauser vor der zweiten Runde des Nationenpreises mit Felix Koller ins Pressezentrum der Rotterdam-Arena spazierte. Natürlich nutzte die Pferderevue die Gelegenheit für ein Exklusiv-Interview mit dem wegen Dopingverdachts gesperrten Teamreiters.

Pferderevue: Was hat dich bewogen, hier nach Rotterdam zu fahren?

Felix Koller: In erster Linie bin ich nach Rotterdam gekommen, um Max Kühner zu unterstützen, weil er ja immer noch Medaillenhoffnungen hatte. Natürlich ist es bitter, hier zu sein und das ganze hochkarätige Starterfeld zu sehen, aber selbst nicht reiten zu können. Umso mehr, da wir ja nichts falsch gemacht haben und bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht wissen woher die festgestellte Substanz kommt.

Wie geht es in der Causa jetzt weiter?

Felix Koller: Wir lassen nun alle Produkte, mit denen das Pferd in Kontakt gekommen ist, im Labor testen. Hoffentlich können wir die Ursprungsquelle eruieren, was aber in der heutigen Zeit sehr schwierig sein dürfte. Denn ein Pferd kommt auf Turnieren mit so vielen Dingen in Kontakt, zum Beispiel beim Grasen im Ausland oder ähnlichem. Man kann eigentlich nie ganz sicher sein, ob das Pferd clean ist oder nicht. Als Reiter wird man aber immer an den Pranger gestellt. Und dann ist auch das Resultat der B-Probe noch nicht da.

Ich habe mir in Sachen Doping viele Gedanken gemacht, da ich Mitglied der Young Riders Academy bin, bei der dieses Thema regelmäßig auf dem Programm steht. Captain Future ist insgesamt achtmal getestet worden, auch bei der Europameisterschaft der Jungen Reiter im Vorjahr, als ich die Silbermedaille gewonnen habe. Für mich war zu 1.000 Prozent klar, dass das Pferd nichts Schlechtes bekommen hat. Wir sind im eigenen Stall sehr, sehr vorsichtig. Ich reite ja im nicht ganz unbekannten Stall von Paul Schockemöhle, wo wirklich sehr gewissenhaft vorgegangen wird. Da sind Top-Profis an der Arbeit, die die Produkte kennen und sicherstellen, dass sie dopingfrei sind.

Wie ging es dir, als du von der Sperre erfahren hast?

Felix Koller: Nach der Dopingprobe in St. Gallen habe ich gar keinen Gedanken mehr daran verloren. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich viel später angeschrieben wurde. Ich dachte erst an einen Formfehler oder eine Verwechslung, aber leider war dem nicht so.

Wie verlief deine EM-Vorbereitung mit Captain Future bis zu diesem Zeitpunkt?

Felix Koller: Er wurde von mir bis dahin optimal vorbereitet, und ich habe ihn sogar bis am Samstag vor der EM weiter trainiert. Aber dann kam das endgültige Aus durch die FEI, das musste ich einfach akzeptieren.

Wie geht es nun für dich persönlich weiter?

Felix Koller: Mein Arbeitgeber Paul Schockemöhle steht Gott sei Dank voll hinter mir, unterstützt mich, und ich kann weiterhin meinem Job voll nachgehen.

Wie siehst du generell das Problem Doping im Pferdesport?

Felix Koller: Freilich verstehe ich, dass man seitens der FEI die schwarzen Schafe finden möchte. Aber als Reiter hat man wenig Unterstützung, auch wenn man unschuldig ist. Ich bin aber froh darüber, dass der Österreichische Pferdesportverband voll hinter mir steht.

Man merkt, dass du die Sache mit sehr viel Elan und mit Blick nach vorne angehst. Wie kommt das?

Felix Koller: Ich bin auch deswegen nach Rotterdam gekommen, um mich zu zeigen. Ich will mich nicht verstecken, denn ich habe nichts Unrechtes getan. Es ist ein gutes Gefühl für mich, bei der ersten Europameisterschaft der Allgemeinen Klasse, zu der ich nominiert war, dabei zu sein - auch wenn ich selbst nicht reiten darf.

Das Gespräch führte Ernst Kopica.