Dass man in Ebreichsdorf den Turnierbetrieb so schnell wieder aufnimmt, hat zweierlei Gründe. Zum einen ist da der wirtschaftliche Faktor. „Wir haben eine sehr große Anlage, die von den Turniereinnahmen lebt und sich daraus erhält“, sagt Veranstaltungsleiterin Sabrina Schellenbauer. „Für uns war der Lockdown, genau wie für viele andere Branchen, wirtschaftlich ein harter Schlag.“ Aber auch vonseiten der Reiter wurde der Wunsch nach reitsportlichen Wettkämpfen in den vergangenen Wochen immer drängender. „Laufend haben uns E-Mails und Anrufe erreicht mit der Bitte, doch endlich wieder Turniere auszutragen.“ Am kommenden Wochenende hat das Warten und Bitten ein Ende. Von 6. bis 7. öffnet das Magna Racino als erster Veranstalter in Österreich seine Tore für ein Pferdesportturnier - knapp zwölf Wochen nach dem Lockdown.
Zusehen nur online möglich
250 Pferde werden dann erstmals seit Monaten wieder Turnierluft schnuppern können. Auf Publikum muss vorerst aber verzichtet werden. Bei 250 Pferden kommt alleine an Reitern, Pflegern und Trainern einiges zusammen. Damit die derzeit maximal zulässige Anzahl von 100 Personen nicht überschritten wird, hat das Veranstalterteam des Kategorie-C-Springturniers alle Teilnehmer gebeten, die Anlage unmittelbar nach dem Reiten wieder zu verlassen. Auf gemütliches Beisammensitzen muss vorerst noch verzichtet werden, gemeinsames Zusehen und Mitfiebern ist momentan nur online auf ClipMyHorse oder die Magna-Racino-Homepage möglich. Der Fokus liegt jetzt ganz darauf, den Pferdesport wieder in Gang zu bringen, die Lust am sportlichen Wettkampf wiederzubeleben und neu zu entfachen.
Entgegen der Empfehlung des Österreichischen Pferdesportverbandes hat sich das Team des Magna Racino deshalb auch dazu entschieden, Siegerehrungen durchzuführen – allerdings nur für die jüngsten Teilnehmer. „Für Prüfungen bis 1,05 m wird es eine Siegerehrung geben. Zwar nicht ganz genau so, wie wir sie bislang gewohnt waren, aber doch so, dass sich unsere jungen Reiterinnen und Reiter auch wirklich über ihren Erfolg freuen können“, erklärt Sabrina Schellenbauer. Gewonnene Schleifen werden den Nachwuchstalenten vor dem Einreiten von einer Mundschutz tragenden Person übergeben, das offizielle Händeschütteln entfällt, nicht jedoch die traditionelle Ehrenrunde im Galopp – die will man den Youngsters auch in Corona-Zeiten ermöglichen.
Ausreichend Platz und detaillier Ablaufplan geben Sicherheit
Ein Vorteil, der dem Magna Racino in der jetzigen Situation zugutekommt und es zum idealen Austragungsort für erste Turniere in der viel zitierten neuen Normalität macht, ist die Größe der Anlage. Gleich drei Abreiteplätze werden den Teilnehmern zur Verfügung stehen, turnierübliches Gewimmel im Viereck ist also nicht zu befürchten – schon alleine auch deshalb, weil bereits auf der Starterliste definiert wird, wer sein Warm-Up wo zu erledigen hat. „Pro Abreiteplatz werden nie mehr als acht Reiter zeitgleich unterwegs sein. Diese Zahl deckt sich auch mit den Empfehlungen des OEPS, dass pro Reiter-Pferd-Paar 200 Quadratmeter Reitfläche zur Verfügung stehen sollen“, so Schellenbauer.
In der Meldestelle, wo es gezwungenermaßen die meisten Berührungspunkte zwischen Teilnehmern und Organisationsteam gibt, wurde mit einer Plexiglasscheibe vorgesorgt. Die bereits von vielen Geschäften bekannte Schutzmaßnahme soll das Infektionsrisiko für Mitarbeiter und Teilnehmer möglichst klein halten. Info-Blätter mit detaillierten Verhaltensregeln werden an sämtliche Besucher verteilt, dass diese auch eingehalten werden, soll ein eigens engagiertes Security-Team sicherstellen. „Natürlich plädieren wir in erster Linie an den Hausverstand eines jeden einzelnen“, sagt Schellenbauer. Kontrolle sei gerade jetzt allerdings sicherer.
Vorfreude ist groß
Dass der akribisch ausgearbeitete Maßnahmenplan fruchtet, hat ein Probegalopp Mitte Mai gezeigt. Anlässlich eines behördlich genehmigten Trainings unter Turnierbedingen wurde erstmals getestet, wie sich Pferdesport und Corona-Auflagen miteinander vereinbaren lassen. Die Generalprobe hat das Racino mit Bravour bestanden. Das wurde auch vonseiten der Polizei bestätigt, die aufgrund einer Anzeige an beiden Tagen zur Kontrolle erschien. Grund zur Beanstandung fanden die Exekutivbeamten keine. Sabrina Schellenbauer und ihr Team sehen der Turnierpremiere am Wochenende deshalb gelassen entgegen – und mit großer Vorfreude. „Jetzt freuen wir uns einfach, dass es endlich wieder losgeht“, so die Veranstaltungs-Chefin.
Wenn jeder seinen Beitrag dazu leistet, dass alles reibungslos klappt, gehören Turniere auch in der neuen Normalität hoffentlich bald wieder zum fixen Bestandteil von Profi- und Hobby-Pferdesportlern.