Die Entscheidung des Schlusstages fiel in zwei Umläufen und es schien vorerst so, als ob es in der ersten Runde nur wenig Veränderungen bei den Spitzenleuten geben sollte. Aber dann purzelten auch bei den vorne platzierten Reitern Stange um Stange und nur sieben Paare bewältigten den Parcours ohne Makel. Leider gehörte Österreichs Hoffnung Max Kühner nicht zu diesen, da seinem Elektric Blue P wieder ausgerechnet am letzten Sprung ein Fehler passierte. Aber auch der Führende McLain Ward (USA), dessen Contagious bisher so überzeugend wirkte, kassierte vier Punkte, womit er das Klassement nur mehr ex-aequo mit Harry Smolders (NED) anführte. Nur einen Punkt zurück lauerten Martin Fuchs (SUI) und Harry Charles (GBR), Max Kühner war auf den neunten Platz zurück gerutscht.
Hochspannung dann im Umlauf der Top-20 und hier trennte sich weiter die Spreu vom Weizen. Dem Deutschen David Will und dem Schweden Jens Fredricson glückten Doppelnuller, für Max Kühner folgte auch hier eine Enttäuschung, als die Planke beim Steilsprung fiel. Dennoch konnte der Wahlösterreicher seine Platzierung mit Chardonnay in Göteborg vor drei Jahren egalisieren.
„Wir haben uns auf alle Fälle mehr erhofft. Es war einfach nicht gut genug, immer ein Fehler. Das hatte schon etwas Tragisches, denn es war immer ein blöder Fehler“, ärgerte sich Kühner etwas später in der Mixed Zone. „Was mir aber Hoffnung gibt, ist die Tatsache, dass ‚Blue‘ mit seinen elf Jahren hier das jüngste Pferd war und dass wir es in der Zukunft noch besser hinkriegen. Aber hier hat er sich nicht so fit angefühlt. Es gab auch immer viel Remmidemmi und die Bewerbe dauerten lange. Vielleicht hat er sich nicht genügend erholt. Heute hat mir bei ihm die Leichtigkeit gefehlt, die er sonst eigentlich hat. Der Weltcup ist nun abgehakt und das große Ziel ist natürlich die WM in Herning (DEN) im August!“
Zurück zum Finalspringen: Harry Charles konnte seine gute Ausgangsposition nicht nutzen. Ein Abwurf war zu viel, denn Martin Fuchs, der wie am ersten Tag Chaplin gesattelt hatte, flog über alle Sprünge ohne auch nur eine Stange zu berühren. Aber Fuchs musste weiter zittern, obwohl er nur einen Fehlerpunkt hinter den beiden ausständigen Reitern lag. Doch Harrie Smolders konnte seinen Monaco ebenfalls nicht makellos durch den Parcours bringen. Jetzt lag es an McLain Ward, aber sein Zweibrückner-Wallach Contagious wirkte plötzlich sehr müde, zwei Abwürfe und ein Zeitfehler warfen das US-Paar weit zurück.
Somit ging der Springreiterweltcup einmal mehr in die Schweiz, fünfmal landeten die Eidgenossen in den 14 letzten Weltcups ganz oben! Smolders musste sich wie schon 2016 in Göteborg und 2017 bei der EM mit dem Ehrenplatz begnügen, der Schwede Jens Fredricson (der Bruder von Mannschaftsolympiasieger Peder) überraschte in diesem Feld mit Platz 3.
Prächtige Stimmung herrschte natürlich bei der Sieger-Pressekonferenz. Martin Fuchs konnte sogar die Frage der Moderatorin Kim Kreling wie aus der Pistole beantworten, welcher Weltcupsieger außer ihm zwei Pferde im Finale startete: „Marcus Ehning!“ Auch die Tatsache, dass er schon oft in Championaten Zweiter war, analysierte er treffend: „Nein, nicht schon wieder, dachte ich mir, als die beiden Konkurrenten noch ausständig waren. Aber es fiel mir ein Stein vom Herzen, dass es diesmal reichte diesen prestigeträchtigen Bewerb zu gewinnen.“ Auch dem Parcoursbauer Frank Rothenberger streute er Rosen: „Als wir den Parcours abgingen, schien es nicht der schwierigste zu sein, aber zu springen war es sehr anspruchsvoll.“
Bram Chardon gewinnt Vierspänner-Weltcup
Bleibt abschließend noch die Entscheidung im Weltcup der Gespannfahrer zu erwähnen. Hier ist der Niederländer Bram Chardon auf dem besten Weg in die Fußstapfen seines Vaters IJsbrand zu treten, der sich in den letzten 15 Jahren so viele packende Duelle mit Superstar Boyd Exell lieferte, bei dem allerdings mit 9 Finalsiegen meistens der Australier das bessere Ende für sich hatte. In Leipzig triumphierte aber Bram Chardon in einer packenden Konkurrenz vor Exell und holte sich seinen zweiten Weltcuptitel!