Dominik Juffinger und Diachacco lieferten in der U25-Tour beim Saut Hermès in Pairs einen Spitzenritt nach dem anderen. © Saut Hermès - Madeleine Bergsjo
Diachacco, ein 13-jähriger Oldenburger Hengst von Diarado, wurde auf Gestüt Lewitz von Paul Schockemöhle gezogen. Seit Ende 2022 steht er bei Dominik Juffinger, der zusammen mit seiner Freundin, der Schweizer Springreiterin Romy Herzig, den Sportstall Hardtwood Stables im elsässischen Blodelsheim betreibt. Das Duo Juffinger/Diachacco konnte bereits einige schöne Erfolge feiern, darunter ein fünfter Platz im 4*-Grand-Prix in Ascona (SUI). Doch den 24 Jahre jungen Berufsreiter ließ das Gefühl nicht los, dass noch mehr in diesem Pferd steckt. Auf der Suche nach neuen Ansätzen zur Optimierung von Training und Management, richtete sich der Fokus unter anderem auf Diachaccos Hufe. „Wir haben in den letzten Monaten relativ viel getüftelt, was den Beschlag angeht, das ganze System generell überdacht und dann über den Haufen geworfen. Jetzt läuft Diachacco vorne barhuf.“
Kein Tabu mehr
Barhuf im Springsport ist nicht neu. Spätestens seit den Olympischen Spielen in Tokio 2021, als die Hälfte der schwedischen Equipe ohne Eisen zu Team-Gold sprang, gilt der traditionelle Beschlag nicht mehr als alternativlos.
Für Juffinger war die Idee, Diachacco zumindest teilweise auf barhuf umzustellen, jedoch keine Trendfrage, sondern eine wohlüberlegte Entscheidung. „Ich habe mit einigen Top-Reitern, mit Julien Epaillard, mit Richard Vogel und anderen, die ihre Pferde barhuf reiten, über das Thema gesprochen und lange hin und her überlegt.“ Als schließlich der Entschluss gefasst war, erfolgte die Umstellung in enger Abstimmung mit Tierärzten und Hufschmied. Schließlich war der Hengst seit seinem vierten Lebensjahr beschlagen gewesen. „Da muss so ein Schritt gut überlegt und genau geplant werden.“
Mitte Jänner war es dann so weit und die vorderen Eisen wurden abgenommen. Danach erhielt der Hengst einige Wochen Zeit, sich mit den neuen Gegebenheiten anzufreunden. Die idealen Bedingungen im heimischen Stall erwiesen sich dabei als großer Vorteil. „Bei uns auf der Anlage klappt das super, denn wir haben überall hufschonende Böden. Die Laufwege zum Reitplatz, zur Führanlage und zum Longierzirkel sind allesamt weich. Außerdem haben wir Gummimatten in den Boxen“, so Juffinger.
Eine größere Herausforderung war da schon das Ausreiten. „Uns ist sehr wichtig, dass die Pferde ganz viel ausreiten gehen. Das war ein bisschen ein Thema, das ist barhuf nicht so einfach. Jetzt haben wir aber ordentliche Hufschuhe für ihn machen lassen, und seither funktioniert das sehr gut.“
Neues Körpergefühl
Dass er sich ohne Eisen pudelwohl fühlt, zeigte der Oldenburger unmittelbar. „Er hat die Umstellung von Anfang an sehr gut aufgenommen, sich von Tag eins besser bewegt und wohlgefühlt. Jetzt ist er top in Schuss, hat super gesunde Hufe, eine super starke Sohle. Das hat sich sehr gut entwickelt“, freut sich sein Reiter.
Das verbesserte Körpergefühl macht sich nicht nur im Alltag, sondern natürlich auch im Parcours bemerkbar. „Es fällt deutlich auf, dass er insgesamt viel agiler ist, er ist viel schneller geworden. Ich war ja in Paris mit ihm im Grand Prix der Schnellste, ebenso im Teamspringen. Das ganze Pferd ist leichter geworden im Ablauf.“
Die Bilanz des ersten Turniers nach der Eisenabnahme spricht für sich: In drei Bewerben der U25-Tour beim legendären Hallenturnier Saut Hermès in Paris sprang das Paar dreimal aufs Podest, im U25 Grand Prix war das österreichische Duo nicht zu schlagen. „Dieses Turnier, und dass es dort so gut für uns gelaufen ist, ist natürlich etwas ganz Besonderes. Die Atmosphäre, das Publikum – sind absolut einzigartig. Und dann einen Großen Preis gewinnen zu dürfen, das ist der Traum eines jeden Reiters. Der Erfolg ist aber auch eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit und dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben“, merkt Juffinger an.
Jedes Pferd ist anders
Eine Blaupause für die anderen Pferde in seinem Stall ist das Beispiel Diachacco deshalb aber nicht. Ob ein Pferd mit oder ohne Eisen besser läuft, muss man individuell entscheiden. „Barhuf passt sicher nicht für alle Pferde. Im Gegenteil: Chacco ist jetzt eigentlich der einzige bei mir, aktuell wüsste ich keinen, wo ich sage, ich will das Gleiche machen. Das muss man wirklich von Fall zu Fall entscheiden und darf keine Glaubensfrage draus machen.“
Denn letztlich gilt nach wie vor die alte Reiterweisheit: „Ohne Huf, kein Pferd.“ Umso wichtiger sei es, auf jedes Pferd individuell einzugehen und herauszufinden, was ihm am besten bekommt.