In Doha konnte sich Junior Tobias Pfingstl gegen Weltstars behaupten. Das Rüstzeug dafür bekommt er von Papa Gerfried Puck, Mama Katrin ist die unverzichtbare Stütze im Hintergrund. © Areej Alhanafi − Doha Tour
Mit gerade einmal 17 Jahren sorgte Tobias Pfingstl Anfang 2025 für Furore. Zusammen mit seinem Vater, Olympiareiter Gerfried Puck, und Spitzenreitern aus aller Welt nutzte er das hochmoderne Pferdesportzentrum Al Shaqab in Doha, um sich auf die Freiluftsaison in Europa vorzubereiten. Sechs intensive Turnierwochen in Katar haben sich ausgezahlt: Nicht weniger als 16 Mal sprang Pfingstl unter die Platzierten und ließ dabei zahlreiche Routiniers hinter sich. Im Interview spricht er über Turnieralltag, Schule, Vorbilder und das besondere Zusammenspiel mit seinen Eltern.
Wie war’s für dich in Doha? Es war dein erstes Mal in Katar, oder?
Stimmt, ich war zum ersten Mal in Doha. Es war eine unglaubliche Erfahrung. Es gibt vermutlich keinen besseren Ort, um als junger Reitsportler zu lernen. Wir wurden von allen sehr warmherzig und freundlich aufgenommen.
Warst du durchgehend von Anfang Jänner bis Anfang März dort?
In der dreiwöchigen Turnierpause bin ich für eine Woche nach Hause geflogen, um Schularbeiten und Tests nachzumachen.
Das klingt stressig. Wie klappt das überhaupt, wenn du so lange nicht am Unterricht teilnehmen kannst?
Ich gehe auf die SSM in Salzburg, eine Schule speziell für Leistungssportler. Dort bemüht man sich sehr, Schule und Sport gut unter einen Hut zu bringen. Die Lehrer schicken die Aufgaben, damit man sie remote machen kann.
Wenn du und dein Papa über mehrere Wochen auf Turnieren unterwegs seid: Wer kümmert sich daheim um den Stall und die Pferde?
Meine Mama spielt die wichtigste Rolle im Hintergrund. Sie kümmert sich um unsere jungen Pferde, hält sie fit und bildet sie weiter aus. Wenn wir nach Hause kommen, sind die Jungen in ihrer Entwicklung ein großes Stück weiter. Das ist ein riesiger Vorteil. Ohne ihre Unterstützung hätte mein Papa nie die Möglichkeit gehabt, seinen Weg so zu gehen. Und jetzt hilft sie auch mir, wo sie kann. Mama hält das Ganze zusammen und motiviert uns – ohne sie geht eigentlich gar nichts!
Du bist in deiner noch jungen Karriere schon ganz schön herumgekommen. Aus deiner Sicht: Gibt es Unterschiede zu den Turnieren in Europa?
Die Bedingungen in Doha sind schon großartig. Und verglichen mit anderen Turnieren in dieser Jahreszeit ist es vom Klima her natürlich unheimlich angenehm. Wir hatten durchwegs Temperaturen um die 20 Grad. Das haben auch die Pferde genossen. Die haben sich direkt wohlgefühlt. Von der Qualität her waren die Turniere sehr stark besetzt.
Wie war ein typischer Tag in Doha?
Lang. Die ersten Prüfungen haben meist um 9 Uhr begonnen, das heißt spätestens um 7 Uhr aus dem Hotel in den Stall und gegen 23 Uhr wieder zurück ins Hotel. Wir hatten insgesamt sechs Pferde mit und nur eine Pflegerin. Da haben wir natürlich viel mitgeholfen bei der Versorgung der Pferde, es gab eigentlich immer was zu tun.
Hattest du Gelegenheit, etwas mehr vom Land zu sehen als das Hotel und das Reitzentrum?
Nicht wirklich. Wir waren vielleicht zweimal in der Mall einkaufen, aber für Sightseeing oder einen Abstecher in die Wüste blieb eigentlich keine Zeit.
Du selbst hattest zwei Pferde mit. Den elfjährigen Equitron Junior und den neunjährigen Lavisto. Erzähl ein bisschen über die beiden!
Junior ist, denke ich, schon ganz gut bekannt, ich reite ihn seit 2023 auf Turnieren, im Vorjahr war er mit mir auf der EM in Kronenberg. In Doha sind wir hauptsächlich Prüfungen bis 1,45 m gestartet, da hat er sich sehr gut präsentiert und ist meistens null gegangen oder hatte nur einen Abwurf. Lavisto ist erst neun und noch nicht so erfahren. Er ist siebenjährig zu uns gekommen, und ich reite ihn seit etwa eineinhalb Jahren. Er ist ein sehr sensibles Pferd mit viel Vermögen, aber er braucht viel Sicherheit. In Doha haben wir uns deshalb langsam von 1,30-m-Prüfungen hochgearbeitet, damit er sich wohlfühlt, und dann zunehmend gesteigert. In der fünften Woche des Turniers sind wir dann den 3*-Grand-Prix über 1,50 m gestartet. Das war schon eine Herausforderung für ihn. Aber wir waren mit nur einem Abwurf auf Anhieb platziert, das macht mich schon stolz!
Man hat euch gar nicht angemerkt, dass Nervosität im Spiel war. Von außen wirkte die Runde unheimlich sicher, obwohl es ein ausgesprochen schwerer Kurs war.
Ja, die zwei 3*-Grands-Prix, die ich geritten bin, waren wirklich extrem schwer, wie die wenigen Nullrunden gezeigt haben. Aber das ist beim Reiten ja sehr oft so, dass es sich im Sattel ganz anders anfühlt, als es für den Betrachter wirkt.
Worauf legst du bei der Ausbildung deiner Pferde besonderen Wert?
Mir ist wichtig, dass die Pferde wirklich verstehen, was ich von ihnen fordere, und ich wiederum verstehe, was ich von ihnen fordern kann. So entsteht gegenseitiges Vertrauen und das bildet die Basis dafür, dass sie alles für dich geben und im Parcours für dich kämpfen.
Du hast es bereits angesprochen, die Turniere in Doha waren sehr stark besetzt. Wie ist das so für einen Junioren-Reiter mit Größen wie Scott Brash, Simon Delestre und Ludger Beerbaum in einer Prüfung anzutreten?
Das ist schon mega und wirklich ein tolles Gefühl. Man kann so viel von ihnen lernen, alleine wenn man beim Abreiten oder im Bewerb zusieht. Für mich waren das unglaublich lehrreiche Wochen.
Der neunjährige Lavisto v. Falaise de Muze hat noch wenig Turniererfahrung, dafür umso mehr Vermögen. In Doha war er in beiden Grands Prix bis 1,50 m platziert. © Areej Alhanafi − Doha Tour
Ist es eigentlich eine besondere Genugtuung, wenn man dann sagen kann: Ich bin in der Prüfung besser geritten als Ludger Beerbaum?
Auf jeden Fall. Es ist ein cooles Gefühl, wenn man zeigen kann, was man schon alles draufhat und durchaus auch mit den großen Namen mithalten kann.
Gibt es jemanden im internationalen Reitsport, der dich besonders inspiriert?
Eigentlich gehört Scott Brash da tatsächlich zu meinen Favoriten. Er hat ein enormes Verständnis und Gefühl für seine Pferde. Die Art, wie er sie reitet und mit ihnen umgeht, ist für mich einfach besonders und selten.
Wie ist es, mit deinem Papa gemeinsam auf Turnieren unterwegs zu sein?
Wir haben ein super Verhältnis und verstehen uns total gut. Er unterstützt mich, wo er kann, und ich lerne unheimlich viel von ihm. Das war jetzt in Doha einfach genial, weil er sich viel Zeit für mich nehmen konnte. Dann geht natürlich auch ordentlich was weiter.
Vater und Sohn haben ein super Verhältnis. Ihr gemeinsamer Traum: Einmal zusammen ein Championat reiten! © Areej Alhanafi − Doha Tour
Gibt es Momente, in denen ihr unterschiedlicher Meinung seid?
Ja, aber am Ende behält er eigentlich immer recht. Wenn ich anderer Meinung bin als er, dann sagt er „Dann mach’ mal.“ Und dann komm’ ich drauf, dass sein Weg doch der bessere war. Das ist eigentlich immer so.
Wo siehst du deine eigenen Stärken? Kritikfähig scheinst du ja schonmal zu sein …
Ich glaube, meine große Stärke ist, dass ich nervenstark bin und gut mit Druck umgehen kann. Ich funktioniere mit Druck sogar besser. Je mehr Zuseher, je größer die Erwartungen, desto lieber ist es mir. Das motiviert mich und treibt mich an, mein Bestes zu geben.
Was ist als Nächstes geplant?
Jetzt hat erstmal die Schule Vorrang. Großes Ziel ist für heuer ganz klar die EM, da will ich wieder dabei sein. Ich hatte auch schon ein Gespräch mit unserem Equipechef Ulrich Kirchhoff über die nächsten Schritte. Die Kaderkurse in Ebreichsdorf und St. Margarethen habe ich wegen Doha zwar verpasst, aber ich hoffe, dass ich trotzdem in Riesenbeck mit dabei sein kann.
Und darüber hinaus? Hast du ein langfristiges Ziel, auf das du hinarbeitest?
Ich will einfach gut reiten, gute Resultate abliefern und mich irgendwann erfolgreich in der Allgemeinen Klasse etablieren.
Dein Papa hat uns verraten, dass es sein großes Ziel ist, einmal ein Championat gemeinsam mit seinem Sohn zu reiten …
Das wäre sowieso ein ganz großer Traum.
Wenn es für euch beide weiter so gut läuft wie bisher, dann könnte er sogar wahr werden. Wir drücken euch fest die Daumen, dass er sich erfüllt!