Pferdeklappe: Schon über 100 Pferde gerettet

Seit Oktober 2021 gibt es die Pferdeklappe des Österreichischen Tierschutzvereins in Reutte. Angelehnt an das Konzept der Babyklappe finden dort in Not geratene Pferde eine vorübergehende Bleibe. „Wir nehmen misshandelte und vernachlässigte Pferde liebevoll auf, machen sie wieder gesund und fit und bereiten sie auf ein passendes Zuhause vor, das wir für sie finden“, erklärt Alfons Hargaßner, Geschäftsführer des Österreichischen Tierschutzvereins.

Bislang konnten mehr als 100 Pferde gerettet und 81 erfolgreich in ein neues Zuhause vermittelt werden. Der Bedarf ist jedoch deutlich höher: In 2,5 Jahren gab es 360 Anfragen zur Abgabe. „Wir erhalten Anfragen für Freizeit-, Turnier- und Sportpferde. Viele von ihnen sind verletzt, krank oder Opfer von Misshandlungen. Sie lahmen, haben kaputte Gelenke oder Sehnen, sind auf einem Auge blind, haben schlechte Zähne oder beschädigte Hufe. Sie leiden unter Satteldruck, Gastritis oder Asthma“, erzählt Tierpflegerin Nicole Mayrhofer. Für Romeo, ein erfolgreiches Springpferd, bedeutete ein überraschend diagnostizierter Herzfehler beispielsweise nicht nur das Ende seiner Karriere, sondern auch das Ende der Beziehung zu seinem Reiter.

Häufig ergibt sich der Wunsch zur Abgabe des eigenen Pferdes aus einer Notlage der Halter. „Viele können sich nicht mehr um ihr geliebtes Pferd kümmern, weil sie schwer erkrankt sind, ein Rosenkrieg tobt oder der Betrieb vor dem Konkurs steht. Andere können die rasant steigenden Tierarztkosten nicht mehr tragen. Der zehnjährige Friese Jelte zum Beispiel litt an einer schweren Hufrehe. Irgendwann konnte sich seine Besitzerin die Behandlung nicht mehr leisten und es drohte die Einschläferung des Hengstes.“

Vermittlung als Herausforderung

Ein passendes neues Zuhause für Klappenpferde zu finden, ist eine schwierige Aufgabe. Es kann Monate dauern, bis der richtige Mensch mit dem richtigen Zuhause gefunden ist. Hofleiterin Ingrid Schätzle: „Der eine möchte mit dem Pferd spazieren gehen, der andere möchte es reiten. Wieder andere suchen nur ein Beistellpferd. Die Entscheidung treffen wir mit Bedacht. Wir führen intensive Gespräche mit den potenziellen Adoptiveltern, um sicherzugehen, dass Mensch und Tier perfekt zueinander passen. Es gibt Pferde, die nicht zu bestimmten Menschen passen. Ein sportliches Pferd passt nicht zu einem unsportlichen Menschen.“

Wer „the perfect match“ ist, entscheidet das Team gemeinschaftlich. „Erst wenn wir wissen, was das Pferd mag und sicher nicht möchte, und was es braucht und sicher nicht braucht, geben wir es zur Vermittlung frei. Denn nur so kann eine langfristige und glückliche Partnerschaft entstehen. Mensch und Pferd gehören für uns zusammen. Wir wollen, dass es beiden gut geht. Dass eine Freundschaft fürs Leben entsteht“, erklärt Schätzle.

Hohe Kosten

Die Versorgung der Klappenpferde erfordert neben viel Zeit vor allem auch viel Geld. Rund 35.000 Euro pro Monat sind notwendig, um den Betrieb am Laufen zu halten und die Tiere optimal versorgen zu können. Die Kosten für Energie, Tierarzt, Therapeuten, Futter, Wasser, Instandhaltung sowie Steuern und Abgaben sind enorm. Finanziert werden die Aufwendungen zu 100 % aus Spendengeldern. Alfons Hargaßner: „Die Pferdeklappe leistet Großartiges, kann es aber nicht allein schaffen. Unsere einzigartige Einrichtung in Reutte ist auf großzügige Spenden angewiesen, um ihre wichtige Arbeit auch in Zukunft erfolgreich fortsetzen zu können.“