Brauchtum

Weihnachten: Nicht ohne Pferd, Esel und Co!

Ein Artikel von OEPS Bundesreferat Kultur und Pferd | Redaktion | 21.12.2023 - 13:42
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Equiden sind im österreichischen Weihnachtsbrauchtum fest verankert.
© LESZEK GLASNER

Weihnachtszeit und Equiden - beides gehört in Österreich seit jeher zusammen. Die Bandbreite reicht von bestens Bekanntem bis hin zu Traditionen, die sich auf einige Orte oder Regionen Österreichs beschränken. Und dann gibt es solche, die bereits in Vergessenheit geraten zu sein scheinen. „Auf alten Weihnachtskarten findet man u.a. die Darstellung des Christkinds mit Lockenhaar in einem Pferdeschlitten, welcher von Schimmeln gezogen wird und dessen Fahrer ein Engel ist. Ein Motiv, das unserer Kulturgeschichte entsprechend auch heute geeignet ist, die Verbindung zwischen Pferdewelt und Weihnachten zu symbolisieren“, meint Otto Kurt Knoll, Bundeskulturreferent im Österreichischen Pferdesportverband (OEPS).

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Detail aus einer Weihnachtskrippe mit Esel, 20. Jahrhundert.
© Krippenmuseum, Kapuzinerkloster Innsbruck/Tirol

800 Jahre Weihnachtskrippe – 800 Jahre ein Equide dabei!

Das sicherlich bekannteste Equidenbrauchtum rund um die Weihnachtszeit feiert 2023 seinen 800. Geburtstag: die Krippendarstellung mit Esel. „Der heilige Franz von Assisi wollte die Geburt Jesu Christi in der Armut einer Krippe anschaulich und erlebbar machen. Deshalb ließ er für das weihnachtliche Hochamt im Jahr 1223 in einer Grotte in Greccio, eine italienische Gemeinde in der Provinz Rieti 90 km nördlich von Rom, eine Futterkrippe mit Heu und Stroh, Ochse und Esel herbeischaffen.“ Erst später soll das Jesuskind als Bestandteil der Krippendarstellungen hinzugekommen sein, die in der Folge erst um Josef und Maria und schließlich noch durch weitere Personen und Tiere ergänzt wurde.

Laut einigen Historikern gehen Ochse und Esel auf das Alte Testament zurück, wo es in einem Vers im Buch Jesaja heißt: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ Beide Tiere sind eine Allegorie auf den besonderen Status des Kindes in der Krippe. „Zur Zeit Jesu war der Ochs ein gängiges Opfertier, er kündigt insofern das Opfer Christi bereits an. Der Esel wiederum galt als Reittier der Könige und der Karawanenführer, das nicht zu Kriegszwecken eingesetzt wurde. Auch Jesus ritt in Jerusalem auf einem Esel – dies steht symbolisch dafür, dass er als König des Friedens kommt. Der Esel gilt seit Jahrtausenden als ein Symbol des Friedens“, erklärt Otto Kurt Knoll.

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Stephaniritte erfreuen sin in Österreich großer Beliebtheit.   © NOEPS

Stephaniritt

Die Stephaniritte zählen in Österreich zu den ältesten Kulturereignissen rund ums Pferd. In einigen alpinen Gebieten waren sie in historischen Zeiten mit alten Wachsopfertraditionen am 26. Dezember verbunden. So opferten beispielsweise die Reiter in Lind im Gailtal (K) dem heiligen Stephanus rote Wachsschnüre. Die Stephani-Reiter:innen nach Schwarzensee im Wienerwald haben diese Tradition aufgegriffen und entzünden eine rote Votivkerze beim Stephanusbild.

„Die Farbe Rot dient in beiden Varianten als Hinweis, dass Stephanus sein Leben für Christus mit dem Blut bezeugt hat. Der Erzmärtyrer Stephanus ist laut Fachleuten zudem der älteste und patroziniumsgeschichtlich ‚hervorragendste‘ Rosspatron. Im Laufe der Zeit wurden zunehmend andere Heilige an seiner Stelle als Pferdepatrone verehrt“, erläutert Knoll.

Waren es früher vor allem Bauern, die hoch zu Ross an den Stephaniritten teilnahmen, so wird das Brauchtum in der Gegenwart vor allem von Pferdesportler:innen und Freizeitreiter:innen aufrechterhalten. Typisch für die Stephaniritte ist bis heute, dass sie der Weihnachtszeit entsprechend in Schlichtheit und Stille durchgeführt werden. Abseits des Brauchtums erfüllte der Stephaniritt früher aber auch einen ganz praktischen Zweck: Während der Feiertage standen die Pferde vermehrt im Stall, der Ritt bot eine willkommene Gelegenheit ihnen Bewegung zu verschaffen und sie so vor dem Kreuzschlag - auch Feiertagskrankheit genannt – zu bewahren. „Aus demselben Grund ließen die Bauern ihre Rossknechte in der Weihnachtszeit auch eine Schlittenausfahrt machen“, so Knoll.

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Segnung von Ross und Reiter beim Stephaniritt © NOEPS

Neujahrsritt und Neujahrsprung

Neujahrsritte sind in der breiten Öffentlichkeit eher unbekannt. Sie werden von einigen Reiter:innen einzeln oder in Gemeinschaft praktiziert. Oft handelt es sich dabei um rein stallinterne Angelegenheit. Dem Wesen des Neujahrstages (zugleich Weltfriedenstag) folgend, finden die Neujahrsritte in aller Stille statt. „Der 1. Jänner als erster Tag des Jahres ist prädestiniert dazu der Tag zu sein, an dem man, oft begleitet von Bräuchen, Glück für das neue Jahr wünscht. Daher kann man – frei nach dem alten Sprichwort ‚Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde‘ - den Neujahrsritt auch dahingehend deuten, dass man für Mensch und Pferd das Glück von Anfang an für das nun begonnene Jahr ersehnt“, so Knoll.

Beim Neujahrssprung handelt es sich meist um einen sehr niedrigen Sprung im Freien. Er symbolisiert, dass man das alte Jahr hinter sich lässt und frei in das Glück des neuen Jahres hineinspringt. Mit dem Neujahrssprung ist mancher Aberglaube verknüpft. So gilt mancherorts, dass der Neujahrsritt stets mit einem Neujahrssprung im Freien (der zugleich auch der einzige Sprung am 1. Jänner gewesen sein sollte) verbunden sein muss, oder dass die Hufeisen und Stiefelsohlen besonders zu glänzen haben. „Im Anschluss an Neujahrsritt und Neujahrssprung haben mancherorts die Pferde an diesem Tag Stallruhe und es gibt da und dort den Brauch im Reiterstüberl in einer schlichten Zeremonie auf das neue Jahr mit einem Glas Schaumwein anzustoßen.“

Gelebte Tradition

„Dass auch heute noch eine beachtliche Anzahl von Traditionen rund ums Ross authentisch gepflegt und an künftige Generationen weitergegeben wird, ist dem Engagement der Pferdesportler:innen zu verdanken“, ist Otto Kurt Knoll überzeugt. „.Aus eigener Erfahrung stelle ich fest, dass gute pferdekulturelle Veranstaltungen eine Chance darstellen, auch jene Menschen zu erreichen, die bisher keine oder wenige Berührungspunkte zu Pferden bzw. den Pferdesport hatten.“ Mit authentischen pferdekulturellen Initiativen und Aktivitäten wird einerseits zur Förderung der Pferdewelt im Allgemeinen beigetragen und andererseits tragen die Pferdesportler:innen zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben bei.