1. Erst reinigen, dann pflegen
Grundsätzlich sollte Leder immer zuerst gereinigt werden, bevor es gepflegt wird. Ein absolutes No-Go ist, mit Öl oder Fett über ungesäubertes Leder zu schmieren. Die Folgen einer solchen Behandlung sind, dass die Poren verstopfen und das Leder nicht mehr atmen kann. Es bildet sich eine fettige Dreckschicht, die das Leder praktisch unzugänglich für pflegende Substanzen macht. Zudem wirkt das Wischen über Sandkörner und Schmutzpartikel wie Schmirgelpapier, hinterlässt hässliche Kratzer und ruiniert das Leder auf Dauer.
2. Sauer macht widerstandsfähig
Durch den Prozess der Gerbung entsteht im Leder ein saures Milieu mit einem pH-Wert von ca. 4,5 bis 5,5. Der niedrige pH-Wert sorgt unter anderem dafür, dass die im Leder gebundenen Fett- und Gerbstoffe gehalten werden. Mit der Zeit verschiebt sich der PH-Wert hin zum alkalischen Bereich - das Leder wird instabil, hart und brüchig, hellere Leder dunkeln. Und: Basisches Leder setzt leichter Schimmel an. Hat sich bereits ein typisch grau-grünlicher Pelzbelag gebildet, tut eine Behandlung mit Essig gut. Dazu kann man entweder ein paar Spritzer Obstessig auf ein Tuch geben und das Leder damit abwischen, oder man mischt handelsübliche, transparente Essig-Essenz (25%ige Essigsäure) mit der gleichen Menge Wasser und verwendet dieses Gemisch zur Schimmelentfernung. Die Essig-Pflege korrigiert den PH-Wert, beseitigt Schimmel, pflegt das Leder und macht es wieder resistenter gegen Umwelteinflüsse.
3. Schimmel vorbeugen
Damit das Sattel- und Zaumzeug gar nicht erst Schimmel ansetzen kann, sollte man verschmutztes Leder nach einem Ritt durch Matsch, Regen oder Schnee umgehend mit einem sauberen Lappen vom gröbsten Dreck und von der Nässe befreien. Auch die Aufbewahrung spielt bei der Schimmelbildung eine entscheidende Rolle: Leder mag es gerne luftig bei einer Temperatur von 11° bis 16° Celsius und einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent. Kalte, feuchte Räume begünstigen das Schimmelwachstum. Hier können Luftentfeuchter helfen, die man einfach in den Sattelschrank hängen oder am Sattelhalter befestigen kann. Wer eine Katze zu Hause hat und Nylonstrumpfhosen trägt, kann auch diesen Trick probieren: Einfach Katzenstreu in einen Nylonstrumpf füllen, oben verknoten und zum Sattel oder Zaumzeug hängen. Die Streu entzieht der Luft übermäßige Feuchtigkeit und beugt so der Schimmelbildung vor.
4. Schweiß? Nein danke!
Nach einer schweißtreibenden Trainingseinheit brauchen nicht nur Pferd und Reiter:in eine Dusche, auch das Leder kann etwas Pflege vertragen. Der Grund: Schweiß enthält Salze, die das Leder angreifen. Deshalb ist es ratsam, die Unterseite des Sattels und des Zaumzeugs nach intensivem Training mit Sattelseife zu reinigen.
5. Fotografisches Gedächtnis
Um ein Zaumzeug gründlich reinigen zu können, bleibt einem oft nichts anderes übrig, als es komplett zu zerlegen. Wer Schwierigkeiten beim anschließenden Zusammenbauen befürchtet, sollte seine Trense vor der Prozedur mit dem Handy fotografieren. Die tiefen Einkerbungen im Leder helfen, die richtigen Einstellungen wiederzufinden.
6. Ab ins Bad!
Bei einem stark verdreckten Zaumzeug können die einzelnen Teile vor dem Reinigen mit Wasser eingeweicht werden. Danach lässt sich der Schmutz leichter entfernen. Aber Vorsicht: Ein Vollbad sollte man Lederteilen nur in Ausnahmefällen zumuten, denn zu viel Wasser kann Leder austrocknen. Nach einer solchen Rosskur braucht es intensive Pflege, damit das Leder geschmeidig bleibt.
7. Fett: Die richtige Dosis macht’s!
Für eine intensive Lederpflege sind Cremes und Seren mit starker Tiefenwirkung in Handel erhältlich. Die nährenden Inhaltsstoffe wie etwas Wollwachs oder Avocadoöl dringen tief in die Lederfasern ein und machen selbst hartes Leder wieder geschmeidig und reißfest. Lederöl wird dagegen nicht von jedem, Sattler empfohlen. Denn zu viel Fett kann dazu führen, dass das Leder aufquillt und sich ausdehnt. Vor allem für stark ausgetrocknetes und poröses Lederzeug sind hochwertige Öle aber ein wahrer Segen. Wichtig ist, dass Lederöl sparsam verwendet und überschüssiges Öl nach kurzer Einwirkzeit mit einem weichen Tuch gut abgerieben wird.
8. Bockige Riemen
Hartes Leder macht es manchmal fast unmöglich die Schnallen eines Zaumzeugs zu öffnen. Helfen kann hier ein kleiner Schraubenzieher, den man vorsichtig zwischen die Riemen schiebt. Durch sanfte Auf- und Abbewegungen lassen sich selbst die bockigsten Riemen aus ihrer Starre befreien und durch die Schnalle ziehen.
9. Notfall-Pflege
Ist das Leder bockig, aber gerade kein professionelles Lederpflegemittel zur Hand, kann man im Notfall schon mal auf nicht parfümierte Hautcremes oder Bodylotions zurückgreifen. Sie enthalten natürliche Wachse und Fette und pflegen nicht nur unseren Haut, sondern auch Glattleder.
10. Feiner Glanz
Ist Hochglanz gefragt? Mit einer ausrangierten Feinstrumpfhose lässt sich Glattleder im Handumdrehen blitzeblank polieren. Strümpfe eignen sich außerdem ganz hervorragend, um Schmutz von Wildlederteilen zu entfernen. Dabei sind die Nylons auch noch sanfter als herkömmliche Wildlederbürsten!