Betrug beim Pferdeverkauf gibt es mindestens so lange wie den Pferdehandel an sich. Geändert haben sich, seitdem Pferde auch online gehandelt werden, lediglich die Methoden, um die Käufer:innen gezielt zu täuschen. Ganz neu ist das Phänomen des Betrugs beim Online-Pferdekauf nicht. Bereits von Anfang 2000 bis etwa 2010 agierte die sogenannte „Kamerun-Bande“ im Internet. Deren Masche: Das Einfordern von Transportkosten für Pferde, die in Wirklichkeit gar nicht existierten. Mitglieder dieser Gruppe erstellten gefälschte Pferdeanzeigen auf verschiedenen Online-Plattformen und Social-Media-Kanälen. Sie boten Pferde zu scheinbar günstigen Konditionen an, die jedoch nur gegen Vorauszahlung von angeblichen Transportkosten reserviert oder geliefert werden könnten. Nach Zahlung der Transportkosten brachen sie den Kontakt ab, bei den Käufer:innen kamen nie Pferde an. Insgesamt verursachte die Bande einen geschätzten Schaden von rund zwei Millionen Euro – nicht nur mit gefälschten Pferdeanzeigen.
Einen regelrechten Boom erfuhr der Online-Pferdehandel während des ersten Corona-Lockdowns im Jahr 2020. Die gesteigerte Nachfrage lockte auch vermehrt Betrüger:innen ins Internet, die leichte Beute witterten und deren Methoden immer ausgefeilter wurden. In Deutschland etwa wird der Schaden, der so entsteht, auf rund eine Million Euro jährlich geschätzt. Besonders betroffen sind Käufer:innen, die auf den Online-Verkaufsplattformen wenig erfahren sind und die Seriosität eines Angebots schwer einschätzen können. Doch wie enttarnt man betrügerische Inserate?
Spreu vom Weizen trennen
Leider sind der Kreativität der Betrüger:innen kaum Grenzen gesetzt. Sie nutzen alle technischen Möglichkeiten bei der Foto- und Videobearbeitung: Durch geschickt bearbeitetes Bildmaterial werden Pferde in einem viel besseren Zustand oder Ausbildungsstand dargestellt, als sie tatsächlich sind. Die Videos können verfälscht sein oder alte Aufnahmen zeigen, die nicht mehr dem aktuellen Zustand des Pferdes entsprechen.
Händler haben oft sogar eine eigene Webseite, die auf den ersten Blick durchaus seriös wirkt. Verwendet werden dort aber oft gestohlene oder gefälschte Fotos und Informationen von echten Pferden, die dem Betrüger jedoch nicht gehören. Meistens werden diese Pferde – aus Gründen, die schon misstrauisch machen sollen (wie z. B. „wegen Überbestands“) – auch zu besonders günstigen Preisen angeboten.
Aber es müssen nicht immer Händler sein, auch Privatpersonen inserieren mit betrügerischer Absicht. Sie holen ihr „Klientel“ mit herzzerreißenden Beschreibungen über den Notverkauf des Pferdes ab, oft sogar mit dem Hinweis, dass das Pferd, wenn es nicht schnell verkauft wird, zum Schlachter müsse. Auch hier sollte man vorsichtig sein, besonders dann, wenn die/der vermeintliche Verkäufer:in nur per E-Mail oder Messenger kommuniziert, den direkten Kontakt vermeidet und die Besichtigung des Pferdes von vornherein ausschließt.
Manche Verkäufer locken Interessent: innen mit einem besonders niedrigen Preis auf eine Plattform. Der Preis steigt dann plötzlich, sobald die Kaufabsicht klar ist. Oft werden zusätzliche Gebühren, die zuvor nicht genannt wurden, zur Bedingung für den Verkauf gemacht. Einige Betrüger:innen behaupten auch, dass der niedrige Preis nur eine begrenzte Zeit gültig sei, um Druck auf den Käufer auszuüben und ihn zu einer schnellen Zahlung zu bewegen. Angeboten werden auch gestohlene Pferde, zu denen offizielle Herkunftspapiere und Impfunterlagen fehlen, oder gefälschte Dokumente übermittelt werden.
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