Ausrüstung

Studie: Flachere Sättel möglicherweise besser für den Pferderücken

Ein Artikel von Redaktion | 05.11.2024 - 11:15
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In Bewegung ist der Pferderücken deutlich flacher als im Stand. Das gilt es bei der Sattelanpassung entsprechend zu berücksichtigen.   © Christiane Slawik, www.slawik.com

Die Beobachtung zeigt: Pferderücken sind in Bewegung deutlich flacher als im Stand. Das Problem das sich daraus ergibt: Viele Sättel werden auf Basis des Rückenprofils im Stand angepasst. Dadurch ist die Passform nicht unbedingt ideal, wenn sich das Pferd bewegt. Der Druck wird ungünstig verteilt was langfristig zu Rückenschmerzen führen kann. Eine gute Passform hingegen hilft, das Gewicht des Reiters gleichmäßig zu verteilen und punktuellen Druck auf den Pferderücken zu minimieren.


Messungen in Bewegung für präzisere Sattelanpassung

Für die Studie nutzte das Forscherteam Kameras, um die Rücken von fünf Pferden im Stehen, im Schritt und im Trab zu vermessen. Diese Beobachtungen wurden mithilfe einen laser-gescannten Modellpferderückens verifiziert. Dabei zeigte sich, dass die Sattelregion in der Bewegung relativ stabil bleibt und sich nur um wenige Millimeterverändert. Verformbares Polstermaterial in den Sattelkissen scheint demnach ausreichend, wenn es darum geht, diese kleinen Unterschiede auszugleichen. Große Beweglichkeit zeigte sich hingegen im Bereich um den Widerrist, was die Berücksichtigung von ausreichend Widerristfreiheit bei der Sattelanpassung unterstreicht.


Mehr Forschung nötig

Noch ist nicht alles erforscht: Im nächsten Schritt will man herausfinden, ob sich die Rückenform des Pferdes im Galopp ähnlich verhält wie im Schritt und Trab und wie stark sie durch das Gewicht des Reiters beeinflusst wird. Bald soll getestet werden, ob eine Sattelanpassung an das bewegte Pferd den Druck auf dessen Rücken tatsächlich besser verteilt.

Dr. Jorn Cheney, Naturwissenschaftler an der Universität Southampton und Leiter der Studie, zeigt sich zufrieden mit den gewonnenen Erkenntnissen: „Ich bin beruhigt, dass viele wichtige Grundsätze der Sattlerei Bestand haben. Zumindest im Schritt und im Trab funktionieren starre Sättel, denn sie decken Bereiche des Rückens ab, die sich nicht bewegen. Die spannende Frage ist nun: ‚Verbessern wir das Design, indem wir auf das bewegte Tier anpassen?‘ Und falls ja, was ist der beste Weg, diese Technik zugänglich zu machen?“

Sattlerin Catherine Morris sieht großes Potenzial für die Zukunft der Sattelanpassung: „Diese Studie bietet wertvolle Einblicke, und die Erkenntnisse werden Sattlern dabei helfen, bessere Gespräche mit ihren Kunden über eine optimale Sattelanpassung zu führen. Zu verstehen, wie sich der Pferderücken in Bewegung verändert und welchen Einfluss Faktoren wie Gangart, Belastung, Fitness und Training haben, ist entscheidend für eine effektive und komfortable Passform für Pferd und Reiter.“