Die Verabreichung von Hefen ist nichts Neues in der Pferdefütterung. Kamen die einzelligen Pilze früher vor allem in Form von Bierhefe oder Biertreber in den Futtertrog, sind es seit einigen Jahren sogenannte Lebendhefen, die für eine bessere Verdauung beim Pferd sorgen sollen. Und das tun sie tatsächlich, wie eine jüngst anlässlich der 68. Jahrestagung der Europäischen Vereinigung für Tierwissenschaften (EAAP) in Tallinn, Estland, von Lallemand Animal Nutrition vorgestellte Studie bestätigt.
In Bierhefe, die allem wegen ihres hohen Gehalts an wichtigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen gefüttert wird, sind die Hefebakterien bereits abgetötet. Sie nehmen damit keinen direkten Einfluss auf die Verdauung des Pferdes.
Anders verhält es sich bei Lebendhefen, die im Labor eigens für die Tierernährung hergestellt werden. Bei diesen, häufig als Yea-Sacc (Abkürzung für Yeast Saccharomyces cerevisiae) bezeichneten Zusätzen, bleibt die Stoffwechselaktivität der Hefen erhalten. Mit dem Futter verabreicht gelangen sie in den Dickdarm des Pferdes wo sie ihre probiotische Wirkung entfalten. Weil sie das Wachstum milchsäureverbrauchender Bakterien fördern, können sie bei einer kraftfutterreichen Ernährung den negativen Effekt hoher Stärkeaufnahme auf den PH-Wert im Dickdarm verhindern. Ein weiterer Effekt der Lebenhefe ist ihre positiven Auswirkung auf zellulosespaltende Bakterien, wodurch der Pferdeorganismus in der Lage ist schwerverdauliche Faserstoffe in der Nahrung besser aufzuschleißen und zu verwerten.
In einem Versuch an fünf Rennpferden wurde über einen Zeitraum von acht Wochen hinweg täglich Lebendhefe des Stammes S. cerevisiae CNCM l-1077 verabreicht und die Auswirkung auf die Kraftfutterverdaulichkeit untersucht. Zusätzlich wurde die Körperkondition (Body Condition Score, BCS) der Tiere ausgewertet.
Nach zweimonatiger Supplementierung zeigten Kotunersuchungen, dass die Lebendhefe den Anteil der nicht verdauten Anteile aus dem Futter signifikant verringert hatte. Als direkte Folge verbesserte sich die Körperkondition der Pferde deutlich, sämtliche Tiere nahmen an Gewicht zu. Außerdem waren der pH-Wert sowie Farbe und Festigkeit des Kots während des gesamten Versuches konstant.