Haltung

Mangelhafte Strohqualität: Viele Proben stark belastet

Ein Artikel von Redaktion | 10.03.2025 - 14:14
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Stroh ist nach wie vor die beliebteste und am meisten genutzte Pferdeeinstreu.   © www.Slawik.com

Die 13. Österreichische Pferdefachtagung an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein bot ein breites Spektrum unterschiedlicher Vorträge rund ums Pferd, ein Schwerpunkt galt dem guten Stallklima und den Auswirkungen der Stallluft auf die Pferdegesundheit. Ing. Reinhard Resch, Wissenschaftlicher Leiter der Abteilung für Analytik und Futterbewertung an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, vertiefte das Thema mit einer Einschätzung der Einstreuqualität, allen voran der Beurteilung von Stroh.


Komfortabel, günstig, oft belastet

Stroh ist nach wie vor die gängigste Einstreu in heimischen Pferdeställen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Verglichen mit anderen Einstreuarten ist es meist am kostengünstigsten, es bietet Pferden eine komfortable Liegefläche und dient außerdem als Beschäftigungsmaterial für solche, die nicht täglich auf die Weide gehen können oder rund um die Uhr Zugang zu Heu haben. Doch Stroh birgt auch Risiken: Durch Fehler in der Produktion und Lagerung treten gehäuft Verunreinigungen auf, die die Pferdegesundheit gefährden können.

Eine Analyse des Futtermittellabors Rosenau aus den Jahren 2020 bis 2024 ergab, dass nur 31 % der eingesandten Proben als einwandfrei bewertet werden konnten. Der Großteil, ganze 69 %, war futterhygienisch bedenklich und wies teilweise erhebliche Mängel auf.
 

Hohe Belastung durch Schimmelpilze und Bakterien

Besonders besorgniserregend sind die mikrobiologischen Befunde: 42 % der Proben waren mit Schimmelpilzen belastet, 12 % enthielten erhöhte Bakterienkonzentrationen und weitere 12 % wiesen eine übermäßige Hefebelastung auf. Die Keimzahlen in einigen Proben erreichten alarmierende Höchstwerte – so wurde eine maximale Bakterienkonzentration von 1,32 Milliarden KBE/g festgestellt. Auch der Anteil an Feld- und Lagerpilzen war mit Spitzenwerten von bis zu 5,5 Millionen KBE/g problematisch.

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© www.Slawik.com

Gesundheitsgefahr

Eine mangelhafte Qualität der Einstreu kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen für Pferde haben. Eine hohe Belastung mit Schimmelpilzen und Staub öffnet Atemwegserkrankungen Tür und Tor, toxische Stoffwechselprodukte von Pilzen, sogenannte Mykotoxine, können wiederum Magen-Darm-Probleme und sogar systemische Vergiftungen verursachen. Besonders problematisch ist dabei, dass viele Pferde Stroh nicht nur als Untergrund zum Schlafen und zur Verrichtung ihrer Geschäfte nutzen, sondern häufig in unterschiedlicher Menge als Futter aufnehmen.

Drum prüfe, wer Stroh einstreut

Um gesundheitliche Probleme zu vermeiden, sollten Pferdehalter:innen deshalb besonders die Qualität der Einstreu achten. Eine bereits recht zuverlässige Einschätzung erlaubt die sogenannte grobsinnliche Bewertung. Dabei wird die Einstreu nach Geruch, Staubentwicklung und optischen Auffälligkeiten bewertet und mit Punkteabzügen versehen.

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© HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Stroh, das auf dieser Skala bis zu 2 Punkte erzielt, gilt qualitativ als sehr gut. Ab 10 Punkten gilt Stroh als schlecht, ab 14 Punkten als sehr schlecht. Wer es ganz genau wissen möchte, kann sein Stroh einschicken und im Labor analysieren lassen.

Ganz grundsätzlich gilt: Verdächtige Einstreu, die muffig riecht, deutlich Staub aufwirbelt oder sichtbare Schimmelspuren aufweist, sollte zum Wohl der Pferde nicht verwendet werden. Ein bewusster Einkauf und eine sorgfältige Lagerung können helfen, das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen der Tiere zu minimieren.