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Im Galopp durchs Feuer: Spanier trotzen anhaltender Kritik an waghalsigem Brauchtum

Ein Artikel von Pamela Sladky | 17.01.2019 - 10:57
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Der Ritt durchs Feuer ist Teil einer Tradition zu Ehren des Heiligen Antonius, Schutzpatron der Bauern und Nutztiere. © Partido Animalista - PACMA

Meterhoch züngeln die Flammen, speien Funken und malen dicke Rauchschwaden in den Nachhimmel. In den engen Gassen von San Barolomé de Pinares, einem kleinen 700-Seelen-Dorf 100 Kilometer westlich von Madrid, drängen sich unzählige Schaulustige. Sie alle sind gekommen, um der alljährlichen Feuerreinigung beizuwohnen. Seit gut 500 Jahren wird hier traditionell am Abend des 16. Januars „Las Luminarias“ gefeiert - eine religiöse Zeremonie zu Ehren des Heiligen Antonius, Schutzpatron der Bauern und Nutztiere.

Im Mittelpunkt des Festes steht ein im wahrsten Sinne des Wortes feuriges Spektakel. Eines, das nicht nur Pferdefreunden den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Denn die hohe Feuersbrunst in der Mitte des Dorfplatzes steht hier nicht etwa zur Zierde. Sie ist Gegenstand einer waghalsigen Mutprobe, der sich zahlreiche Männer Jahr für Jahr aufs Neue aussetzen. Und die sie auch ihren Pferden aufbürden.

Während die meterhohe Flammenwand anfangs nur umritten wird, geht es für Mann und Pferd in einem waghalsigen Manöver später sogar mitten hinein. Dieser Höllenritt soll die Tiere reinigen und sie für das kommende Jahr beschützen. Ein unsinniges und gefährliches Ritual, wie viele Tierschützer meinen. „Es birgt überhaupt keine Logik die Tiere einer derart stressigen Situation auszusetzen, die vollkommen gegen ihre eigene Natur geht“, meinte etwa Juan Ignacio Codina, einer der größten Kritiker des Festivals. „Mitten im 21. Jahrhundert ist dieses Ritual ein Relikt längst vergangener Tage. Kein Aberglaube oder religiöser Glaube kann diesen Akt der Tierquälerei rechtfertigen.“

Für Codina und die Mitglieder der Tierschutzpartei PACMA steht „La Luminarias“ im krassen Widerspruch zu gleichwohl regionalen wie nationalen Tierschutzgesetzen, weshalb man 2013 eine öffentliche Beschwerde gegen das Fest einbrachte. Die Landesregierung schickte daraufhin Veterinäre zum Spektakel um den Zustand der Pferde zu beurteilen. Doch es wurde keinerlei Grund zur Beanstandung gefunden, wie die zuständige Behörde angab. Die Pferde trügen keinen Schaden bei ihrem Lauf durch das Feuer davon.

Ursprünglich gar nicht Tradition

Während der Stadtrat Kritik abschmettert und sich mit Händen und Füßen für die Beibehaltung der Tradition einsetzt, sind nicht alle Einwohner San Bartolomé de Pinares’ von ihrer Sinnhaftigkeit überzeugt. Manche wünschen sich eine etwas gemäßigtere Version des Festivals. Früher, so sagen sie, seien die Zweige für das Feuer in kleinen Mengen auf den Rücken von Eseln in die Stadt gebracht worden. Heute würden Berge von Brennmaterial mit Lastwagen herbeigekarrt und die Feuer seien weit größer und der Rauch dicker als noch vor Jahren.

Außerdem sei es ursprüngliche gar nicht Tradition gewesen mit den Tieren direkt durch das Feuer zu reiten. Denn die eigentliche Reinigung erfolgt nicht durch die Flammen, sondern durch den Rauch, den sie erzeugen. Deshalb wurde ursprünglich um die Feuer herumgeritten und nicht hindurch.  

Der alten Tradition wollte man sich auch 2022 nicht zurückbesinnen. Und so wurden zur diesjährigen Auflage des Festes erneut rund 120 Pferde durch die 20 Feuerstellen, die in den engen Gassen des Dorfes verteilt sind, geritten. Das dringende Ansuchen der Spanischen Tierschutzorganisation La Asociación Nacional para la Protección y el Bienestar de los Animales (ANPBA) blieb einmal mehr ungehört. ANPBA hat nun angekündigt, den Fall vor die strittige Verwaltungsgerichtsbarkeit zu bringen, damit „die Gerichte feststellen, ob der Stadtrat die Erlaubnis zur Durchführung der Feier hat", zumal es sich um eine Veranstaltung handle, bei der "Tiere auf potenzielle Weise misshandelt und einer verbotenen unnatürlichen Behandlung unterzogen werden, die ausdrücklich durch Artikel 28 des Tierschutzgesetzes verboten ist".