Als Spike 2011 in der Auffangstation von World Horse Welfare ankam, bot sich den Tierschützern ein Bild des Jammers. Der Jährling war stark unterernährt, massiv verwurmt und voller Läuse. Gefunden hatte man Spike zusammen mit anderen Pferden in einem dunklen, beengten und völlig verdreckten Schiffscontainer. Wie lange er dort unter widrigsten Bedingungen gehaust hatte, konnte keiner sagen.
Doch mit seiner Rettung änderte sich Spikes Leben von Grund auf. Monatelang kümmerten sich Mitarbeiter der britischen Pferdeschutzorgansiation liebevoll um den halb verhungerten Jährling, päppelten ihn auf und pflegten ihn bis er 2013 bei Patricia Pomp in Suffolk schließlich ein neues zu Hause fand. Die Transformation, die der Wallach danach vollzog, ist ebenso erstaunlich wie beeindruckend.
Spuren, die von seiner traurigen Vergangenheit zeugen, sucht man heute vergebens. Spike ist zu einem stattlichen Ponywallach herangereift, der sich bestens genährt, gepflegt und gut bemuskelt präsentiert. Dabei Spike macht inzwischen nicht nur optisch etwas her. Unter seiner Reiterin Lilly Raven hat sich der Wallach zu einem echten Dressurtalent gemausert. Seinen ersten Start auf Rasen in der Preliminary Class beendeten Spike und Lilly mit stattlichen 74 Prozent.
“Spike macht einfach nur Spaß, er hat ein freundliches Wesen, ein wundervolles Temperament und einen fantastischen Charakter“, erzählt Besitzerin Patricia Pomp stolz. „Er hat unglaubliche Bewegungen, viel Präsenz und ein natürliches Talent für die Dressur.“
Qualiiäten wie diese haben Spike inzwischen sogar Vergleiche mit dem britischen Dressur-Superstar Valegro eingebracht, dem der Ponywallach tatsächlich ein kleines bisschen ähnlich sieht. Doch es ist nicht nur die Optik, die ihm den Spitznamen "Mini-Valegro" beschert hat, sondern sein unbedingter Leistungwillen. “Seine Arbeitseinstellung sucht Ihresgleichen. Er geht an jede Aufgabe mit beeindruckender Souveränität heran.“
Und ganz wie Charlotte Dujardins Olympiasieger hat auch Spike die Siegerstraße bereits kennengelernt. 2017 gewann er sein erstes Dressurturnier mit einer Wertung von über 71 Prozent. Es war der erste Sieg von vielen, die sich in den Folgemonaten dazugesellen sollten.
Schärpen und Platzierungen freuen das Reiter- und Besitzerherz zweifellos. Für Patricia Pomp sind sie aber nur der Zuckerguss. „Spike ist auf jeden Fall unser ganz persönlicher Superstar, auch wenn er keine Turniere gewinnen würde."
Diesen Status hat er offenbar nicht nur bei seiner Besitzerin. "Egal wo wir hinkommen, die Leute lieben ihn einfach. Sie kommen zu uns, wollen ihn streicheln oder stellen mir Fragen über ihn. Durch Social Media ist er schon fast so etwas wie eine kleine Berühmtheit geworden.“
Es sieht nicht so aus, als würde sich daran so schnell etwas ändern. Erst vor wenigen Wochen wurde Spike von seiner immer größer werdenden Fangemeinde sogar zum "People’s Choice Rehomed Social Media Superstar 2018" gewählt. Keine schlechte Karriere für einen verlausten Jährling aus einem Schiffscontainer.