Vielseitigkeit – nur wenige verkörpern diesen Begriff wie Peter Lichtner-Hoyer. 1925 in Graz geboren, galt der Sohn einer Offiziersfamilie während seiner Zeit im aktiven Sport als Ausnahmeathlet sondergleichen. Skispringen, Alpinskifahren, Schießen, Fechten, Laufen, moderner Fünfkampf, Rennreiten, Dressur, Springreiten, Military – in nicht weniger als 21 (!) Disziplinen bestritt Peter Lichtner-Hoyer rund 5000 Wettkämpfe und nahm an 24 Welt- und Europameisterschaften sowie zwei Olympischen Spielen teil. Dabei war er nicht bloß einer von vielen, sondern meistens ganz vorne mit dabei: 1500 Siege und unzählige Platzierungen stehen in seiner Erfolgsbilanz. Einen seiner unvergessenen Triumphe feierte Lichtner-Hoyer 1967 in der Wiener Stadthalle, als er vor tobendem Publikum das Mächtigskeitsspringen gewann – ex aequo mit einem gewissen Hugo Simon, der damals noch für die BRD ritt.
Beinahe ebenso lang wie die Liste seiner Erfolge ist die seiner Verletzungen. 24 Gehirnerschütterungen, zwölf Rippenbrüche, zwei lädierte Achillessehnen, eine zusammengeflickte Schulter, eine Halswirbelfissur sowie eine Gehirnprellung, die ein mehrtägiges Koma bedingte, zählt Peter Lichtner-Hoyers 2015 erschienene Biographie auf – zusätzlich zu einem Kopfschuss und einem zerschmetterten Knie, die er vom Dienst an der Front im Zweiten Weltkrieg mit nach Hause brachte. Dass er trotz alledem immer wieder aufstand und weitermachte zeigt, was für ein Mensch Peter Lichtner-Hoyer war. Ein Kämpfer, ein Stehaufmann. Einer, der sich von nichts und niemandem unterkriegen ließ. Auch nicht vom Alter.
Als wir ihn anlässlich seines 90. Geburtstages daheim auf seinem Hof im niederösterreichischen Kreuttal besuchten, bot sich uns das Bild Mannes, der trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch mit beiden Beinen mitten im Leben steht. Selbst im Sattel saß Lichtner-Hoyer zu diesem Zeitpunkt noch regelmäßig. Was freilich wenig verwunderte, denn Pferde spielten in seinem Leben von Beginn an eine wichtige Rolle. Ob bei den ersten waghalsigen Reitversuchen als vierjähriger Knirps oder beim Kavalleriedienst im zweiten Weltkrieg. Und auch nach seiner langen und erfolgreichen Sportlerkarriere drehte sich vieles im Leben von Peter Lichtner-Hoyer auch weiterhin ums Pferd. Als gefragter und hoch geschätzter Experte reiste er im In- und Ausland von einem Reitkurs zum nächsten, von Amerika über Afrika bis Asien war seine Expertise gefragt. Im Ruhestand setzte er sich viel mit Theorie und Praxis des Springpferdetrainings auseinander und entwickelte sein Cavallettitraining, das auch als Buch herausgebracht wurde und bis heute als Standardwerk in diesem Bereich gilt.