Was brauchen Pferde, um sich wohlzufühlen? Laut aktueller Wissenschaft sind die wichtigsten Faktoren die Gesellschaft vertrauter, freundlicher Artgenossen und die Abwesenheit von Angst und Schmerz im Alltag. Gleich danach kommen die Bewegungsfreiheit in einer abwechslungsreichen Umgebung, beispielsweise auf einer großen Weide, physischer Komfort, wie ein mit Stroh bedeckter Boden und ausreichend Platz, um sich hinzulegen, sowie die fast ständige Verfügbarkeit von faserreicher Nahrung.
Apropos Nahrung: Für Pferde ist es übrigens weitaus erfüllender, Nahrung zu suchen und zu fressen als sie einfach serviert zu bekommen. Der Grund, warum Pferde für ihr Futter gerne die sprichwörtlichen Beine in die Hand nehmen, liegt in ihrem Gehirn begründet. Die Vorfahren der Pferde lebten in offenen Graslandschaften, wo sie täglich Kilometer zurücklegten, um die schmackhaftesten Pflanzen zu finden. Das Suchen und Finden löst wiederholt die Freisetzung von Dopamin, Serotonin und anderen Glückshormonen im Gehirn aus. Um glücklich oder auch nur ausgeglichen zu sein, benötigt jedes Tier Aktivitäten, die die Produktion dieser lebenswichtigen Moleküle fördern.
Von der Wissenschaft zum Stall
Rund ums Pferd wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel geforscht. Und obwohl heute mehr Wissen denn je zur Verfügung steht, bleibt der Zugang zu fundierter wissenschaftlicher Information eine Herausforderung. Sei es, weil Interessierte nicht wissen, wo sie die Informationen finden, oder weil sie den technischen Jargon nicht verstehen.
The Mind of a Horse. Science Meets Comics hebt den Zugang zu wissenschaftlichem Wissen rund ums Pferd auf ein völlig neues Niveau. Das Buch, das auf 80 Seiten als farbenfrohe Graphic Novel gestaltet ist, macht wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich. Es erklärt nicht nur, wie Pferde denken und fühlen, sondern bietet auch praktische Tipps, um ihr Wohlbefinden zu verbessern – von der richtigen Sattelanpassung bis zur Interpretation ihres Verhaltens.
Emotionen wie wir – Schmerz und Zuneigung
Pferde erleben Schmerz genauso intensiv wie Menschen – unabhängig von ihrer Hautdicke oder Intelligenz. Ebenso wie sie soziale Kontakte durch gegenseitiges Kratzen genießen, können sie durch fehlerhafte Haltung oder unangemessene Trainingstechniken leiden.
„Die Abwesenheit von Schmerz und Angst ist zentral für ein gutes Leben“, betont Dr. Telkanranta, Hauptautorin des Buches. Leider sind viele Schmerzen, die Pferde erleben, unabsichtlich verursacht – durch unpassende Ausrüstung oder unerkannte gesundheitliche Probleme wie Rückenbeschwerden oder Magengeschwüre.
Sie vermeiden zu helfen und die Natur und Gefühlswelt des Pferdes besser verständlich zu machen, ist das große Anliegen der Expertin für Tierverhalten. The Mind of a Horse. Science Meets Comics – bislang leider nur in englischer Sprache erhältlich – leistet dazu einen wertvollen und gleichzeitig unterhaltsamen Beitrag.