Aufgearbeitet

Nach Tod von Springpferd Chromatic BF: US-Verband kündigt drei Initiativen an

Ein Artikel von Redaktion | 19.08.2024 - 17:36
53661985392_8d14aefe11_k.jpg

Chromatic BF und seine Reiterin Jill Humphrey beim Weltcupfinale in Riadh. Wenige Stunden nach dieser Aufnahme war der Wallach tot.
© FEI/MARTIN DOKOUPIL

Der plötzliche Tod von Chromatic BF, dem Pferd von US-Reiterin Jill Humphrey, überschattete Mitte April das Weltcupfinale der Springreiter. Eine Stunde, nachdem er das zweite Wertungsspringen sensationell auf Platz 3 beendet hatte, kollabierte der 13-jährige Oldenburger im Stall völlig unerwartet und konnte trotz aller Bemühungen nicht mehr gerettet werden. Unmittelbar zuvor hatte der Wallach von einem US-Teamveterinär eine routinemäßige Spritze erhalten. Ein Zusammenhang zwischen der Medikation und dem Tod des Pferdes wurde zunächst jedoch bestritten.

Jetzt, vier Monate nach diesem tragischen Zwischenfall, sieht die Sache anders aus. In einer Erklärung des US-amerikanischen Reiterverbands USEF wurde bekannt gegeben, dass – obwohl die Ergebnisse Obduktion nicht komplett eindeutig gewesen seien – die Routineinjektion möglicherweise doch ihren Anteil am Tod von Chromatic BF hatte.

Besonders tragisch: Die zur Unterstützung der Muskelregeneration verabreichte Injektion – ein Cocktail aus verschiedenen Medikamenten, darunter Selevit (zur Behandlung überanstrengter Muskeln), Traumeel (homöopathisches Komplexmittel bei Erkrankungen des Muskel- und Knochensystems), Arnika, sowie Legend und Adequan (beides zur Behandlung nicht-infektiöser Gelenkserkrankungen) – wurde eigenmächtig vom US-Teamveterinär verabreicht, ohne sich zuvor mit der Besitzerin Katharine C. (KC) Branscomb des Pferdes oder dessen Reiterin abzustimmen bzw. sie in Kenntnis zu setzen.


Fallstrick Teilnahmevereinbarung

Möglich war dieser Alleingang aufgrund der bisher gültigen Vereinbarung, in der Besitzer ihre Pferde dem Team zur Verfügung stellten, ihre Verantwortlichkeit dabei aber praktisch abgaben. „Besitzer wie ich mussten, wenn wir wollten, dass unsere Pferde an diesen Meisterschaftsveranstaltungen teilnehmen, im Wesentlichen unsere Pferde ‚verleihen‘ – das war ein Wort in der Vereinbarung, ‚verleihen‘– und jegliche Obhut und Kontrolle aufgeben“, erklärte Branscomb dem US-Portal The Chronicle of the Horse.

Dass eine solche Vereinbarung nicht mehr zeitgemäß ist, hat nun offenbar auch die USEF erkannt und im Nachgang zur Causa Chromatic BF beschlossen, dass künftig der Reiter vor der Verabreichung von nicht-notfallmäßigen Behandlungen konsultiert werden muss. Diese neue Vereinbarung stelle sicher, „dass eine Person, die dieses Pferd kennt und liebt, diejenige sein wird, die die Entscheidung trifft, ob eine Medikation verabreicht wird oder nicht“, so Branscomb.


Fortbildung und Forschung im Namen von Chromatic BF

Neben der Überarbeitung der Teilnahmevereinbarung wird die USEF in Zusammenarbeit mit der American Association of Equine Practitioners ein Fortbildungsprogramm für Teamtierärzte entwickeln. Dieses soll sicherstellen, dass Tierärzte stets auf dem neuesten Stand der Sportmedizin und des Pferdewohls sind. Zudem wird ein Forschungsprogramm im Namen von Chromatic BF eingerichtet, um wissenschaftliche Untersuchungen zum Wohlergehen von Sportpferden zu fördern. Die neuen Regelungen und Initiativen sollen verhindern, dass sich ein Vorfall wie jener um Chromatic BF in Zukunft wiederholt.