33,3 Minuspunkte standen am Ende des Bewerbs auf Lea Siegls Konto. Damit reihte sich die Oberösterreicherin unter ursprünglich 63 Teilnehmer:innen auf dem ausgezeichneten sechsten Platz ein. Dass das Turnier für Siegl so ein Ende nehmen würde, damit war nach der Dressur nicht zu rechnen. Denn ein ärgerlicher Punkteabzug wegen angeblich zu späten Einreitens hatte die 23-Jährige und ihren Van Helsing P auf den 34. Zwischenrang zurückgeworfen.
Im Cross bewies Lea Siegl dafür einmal mehr ihre Klasse. Auf dem 3550 m langen Kurs mit 37 Hindernissen kam sie mit ihrem Van Helsing – anders als viele andere Paare – kein einziges Mal ins Straucheln, die vorgegebene Optimalzeit von 6 Minuten und 14 Sekunden verpassten Siegl und der zwölfjährige DSP-Wallach nur um Haaresbreite. Ihre 0,8 Zeitfehlerpunkte bedeuteten das achtbeste Geländeergebnis im Feld und einen Riesensatz nach vorne in der Zwischenwertung auf Rang 11. Im abschließenden Springen machte das Paar mit einem makellosen Ritt dann noch weitere vier Plätze gut.
Licht und Schatten
Für Harald Ambros und Robert Mandl, die mit Platz 6 bzw. Platz 13 nach der Dressur hervorragend ins Turnier gestartet waren, hatte das Gelände den gegenteiligen Effekt. Ambros und Lexikon luden nach einer Verweigerung 34,8 Minuspunkte auf und fielen auf Position 39 zurück, Robert Mandl und sein Sacré-Cœur hatten am selben Hindernisse Probleme. Bei ihnen kamen 40 Strafpunkte hinzu, was in der kombinierten Wertung Platz 44 bedeutete.
Im Springen konnten die beiden österreichischen Teamreiter dann wieder Boden gut machen, Harald Ambros blieb mit Lexikon fehlerfrei und verbesserte sich im Endergebnis auf Rang 35, Robert Mandl brachte mit Sacré-Cœur vier Fehler ins Ziel und wurde letztlich 39.. Für das Team, das nach der Dressur noch auf Rang vier gelegen war, bedeutete das Rang sechs (167,4 MP) unter neun teilnehmenden Nationen.
Auch wenn der WM-Test für die Österreicher nicht ganz optimal gelaufen ist, fällt das Fazit von Equipe-Chef und Bundesreferent Thomas Tesch positiv aus. „In erster Linie sind wir natürlich hier beim Nations Cup angetreten, um uns auf die WM einstellen zu können und zu sehen, was uns im Ansatz erwarten wird und wie unsere Pferde auf das Umfeld reagieren werden. Nachdem Kati Hazrati erst am Mittwoch aus Badminton zurückgekommen ist, hier aber bereits am Mittwoch der erste Vet-Check stattgefunden hat, mussten wir mit einem Dreierteam antreten und hatten hinsichtlich der Wertung im Nations Cup etwas Druck, weil wir kein Streichergebnis für uns verzeichnen durften und alle die Prüfung beenden mussten, damit wir in die Wertung kommen. Jedenfalls können wir in der Nachschau festhalten, dass wir in der Dressur (lediglich 0,6 Punkte trennte die Plätze 3-5) sehr gut aufgestellt sind. Ein Punkt weniger für einen Mannschaftsreiter und wir sind unter den hier gestarteten Mannschaft auf Podestplatzkurs.“
Auch im Springen sei man mit zwei Nullrunden und einem Abwurf bei den übrigen Podestmannschaften mit dabei. Aus dem Cross nehme man wertvolle Erfahrungen mit. „Im Gelände haben zwei unserer Pferde unglücklicherweise unerwarteter auf die Licht-Schatten-Aufgabe an Kombination 7 reagiert, als wir gedacht haben, und mussten jeweils 20 Fehlerpunkte hinnehmen bzw. dann auch sich daraus ergebende Zeitfehler. Diese Kombination wurde vielen Topreitern an diesem Wochenende zum Verhängnis, dort gab es viele Fehler und Ausfälle. Van Helsing P ließ sich hier Gott sei Dank vom Licht-Schatten-Spiel nicht beeindrucken. Alle übrigen Passagen haben unsere Reiter:innen und Pferde hervorragend gemeistert. Bei den restlichen Mannschaften kam es fast überall zu Ausfällen bei den ersten Reiter:innen, sodass die weiteren drei Teamreiter andere Anordnungen von ihrer Teamleitung erhalten haben, damit eine erfolgreiche Teamwertung zustandekommt. Wir hatten ohne diesen Polster alle drei Paare ohne Streichergebnis in der Wertung“, so Tesch.
Besonders schlimm erwischte es die favorisierte deutsche Mannschaft. Erst schieden Anna Siemer und FRH Butts Avondale nach einem Sturz an Hindernis 7 aus. Danach mussten Ingrid Klimke und ihr langjähriger Championatspartner SAP Hale Bob OLD im Gelände abbrechen, weil sich der Wallach auf offener Strecke eine Sehnenverletzung zugezogen hatte. Am Ende belegte Team Deutschland den zwölften und letzten Platz.
Wertvolle Erfahrungen
Für das österreichische Team sei das Wochenende lehr- und erfahrungsreich gewesen, so Thomas Tesch. Die beim Testevent gesammelten Eindrücke werde man bis zur Weltmeisterschaft ins Training einfließen lassen, „damit einem erfolgreichen Abschneiden bei der WM selbst nichts im Wege steht."
Mit einem guten Gefühl werden die Schweizer im September nach Pratoni zurückkehren. Die Eidgenossen stellten nicht nur das Siegerteam in der Mannschaftswertung, sondern mit Robin Godel und Grandeur de Lully auf das beste Einzelpaar. Die Franzosen landeten trotz eines Ausfalls auf Platz zwei, die Schweden wurden Dritte.
Einen Lichtblick an einem sonst rabenschwarzen Wochenende bescherte Reitmeisterin Ingrid Klimke ihre zehnjährige Westfälin Equistros Siena just do it. Die Stute hatte sich mit einer Bilderbuch-Dressur an die Spitze des Feldes gesetzt und belegte im Endergebnis Platz zwei. Drittbestes Einzelpaar waren der Franzose Nicolas Touzaint und Absolut Gold HDC.