Vielseitigkeit

Montelibretti: Vier-Sterne-Doppelsieg für Lea Siegl

Ein Artikel von Redaktion | 12.03.2023 - 22:01
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Lea Siegl hat mit zwei Vier-Sterne-Siegen an einem Tag allen Grund zum Feiern (Archivbild)
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Wenn man von einem Doppelsieg spricht, dann meint man in der Regel, dass ein Reiter oder eine Reiterin in einer Prüfung die Plätze eins und zwei belegt. Zweifellos eine hervorragende Leistung. Der Doppelsieg von Lea Siegl in Montelibretti war jedoch von einem anderen Kaliber. Denn die Oberösterreicherin durfte nicht nur einen Sieg feiern, sondern derer gleich zwei. Und das auf vier Sterne Niveau. Bei einem solchen Ergebnis von einer Sensation zu sprechen, ist sicherlich keine Übertreibung.

Beinahe noch beeindruckender als das Ergebnis war die Art und Weise, wie es zustande kam. Im CCI4*-S, das gleichzeitig als erste Nations-Cup-Etappe der Saison diente, gelang Lea Siegl schon in der Dressur ein Traumstart. Im Sattel ihres Spitzenpferdes DSP Fighting Line zeigte die Olympia Fünfzehnte eine hervorragende Dressur, die endlich auch einmal die Noten bekam, die sie verdient: 75,55 % gab es von der Jury für den fehlerfreien Ritt – für Siegl und ihren Ostermond xx-Sohn das bislang beste Ergebnis auf internationalem Parkett und der Sieg in diesem Teilbewerb.

Auch nach dem anschließenden Springen blieben Siegl und Fighting Line dank einer fehlerfreien Runde in Pole Position – und ritten von dort mit der besten Geländeleistung zum Sieg. Die erlaubte Zeit verpasste das Paar nur um einen Wimpernschlag, dem Dressurergebnis von 24,50 Minuspunkten musste es lediglich 0,40 Zähler addieren. Damit war ihm Platz eins nicht mehr zu nehmen. Am dichtesten dran war der Belgier Jarno Verwimp auf Mahalia (26,90), Karim Florent Laghouag und Triton Fontain (29,10) aus Frankreich machten das Podest komplett.
 

In überwältigender Form

Für die Vier-Sterne-Langprüfung sattelte Lea Siegl ihren EM-Partner Van Helsing P. Die Dressur gelang den beiden gut – um nicht zu sagen sehr gut. Denn mit 28,4 erzielte Siegl auch auf ihrem zweiten Pferd eine neue persönliche Bestleistung in einer internationalen Prüfung. In diesem Bewerb bedeutete diese Wertung Platz drei. Im Gelände wurde aus der Drei im Handumdrehen die Eins, als das oberösterreichische Duo mit einer Doppelnull ins Ziel galoppierte: fehlerfrei an den Hindernissen und in der Zeit. Im abschließenden Springen brachten Siegl und der dreizehnjährige Van Gogh-Sohn dann den nächsten Nuller in trockene Tücher und fixierten mit ihrem Dressurergebnis von 28,4 ihren ersten Sieg auf Vier-Sterne-Niveau. Platz zwei ging an Pietro Sandei (ITA) auf Rubis de Prere (34,10) vor Karim Florent Laghouag und Triton Fontain (36,30).

„Lea hat hier in Montelibretti ein starkes Ausrufezeichen gesetzt. Das war von Anfang an in beiden Prüfungen eine großartige Leistung, die ihre überwältigende Form bestätigt. Mit ihrem Sieg in der Langprüfung hat sich Lea in der Olympischen Gruppe B nun an erster Stelle positioniert und den Grundstein für einen möglichen Olympia-Startplatz gelegt. Die Qualifikationsphase dauert natürlich noch eine ganze Weile, trotzdem müssen da andere erst einmal nachziehen“, lobte Bundesreferent Thomas Tesch.


Ambros, Pulsinger und Khoddam-Hazrati überzeugen

Olympische Punkte gab es in Montelibretti außerdem für Harald Ambros. Mit Mountbatton verbesserte sich der Oberösterreicher im CCI4*-S nach Platz 18 nach Dressur und Springen dank einer starken Geländeleistung auf den hervorragenden neunten Rang (41,80).

Auch Roland Pulsinger und Tiefenhof’s Lavalino hatten ein super Wochenende mit einem hervorragenden zehnten Platz in der Dressur und einem gelungenen Geländeritt. Das niederösterreichische Paar trug sich im Endergebnis auf Platz 16 ein. Ein Ergebnis, mit dem Tesch mehr als zufrieden ist: „Roland Pulsinger hatte ein sensationelles Wochenende. Er hat alles so umgesetzt, wie wir das von ihm erwartet haben.“

Bei Kathrin Khoddam-Hazratis Oklahoma war man sich zu Beginn des Turniers nicht hundertprozentig sicher, ob sie auch im Gelände starten würde. Die 13-jährige Trakehner Stute hatte sich im Winter einen leichten Husten zugezogen, der hinter den Cross ein Fragezeichen setzte. Die Wahl für das vierte österreichische Paar im Nations Cup war aus Sicherheitsgründen deshalb auf Robin Erkinger und Highlight gefallen. Nach Oklahomas sehr guter Leistung im Parcours – die Stute blieb fehlerfrei – gab es in Absprache mit Team-Vet Dr. Matthias Baumann dann aber doch grünes Licht für einen Geländestart der Stute. Dort präsentierte sich die Sixtus-Tochter in guter Verfassung, blieb fehlerfrei an den Hindernissen und landete in der Endabrechnung auf dem 24. Platz.


Neue FEI-Regel kickt österreichisches Paar aus dem Bewerb

Montelibretti war aber nicht für alle österreichischen Paare ein Erfolg. So fiel der 20-jährige Robin Erkinger, für den es der erste Vier-Sterne-Start seiner Karriere war, einer neuen FEI-Regel zum Opfer. Ab fünf Abwürfen im Parcours darf ein Paar – sofern das Springen als zweiter Teilbewerb ausgetragen wird – nicht mehr im Gelände antreten. Bei Erkinger und seinem Trakehner Highlight war das leider der Fall. Das Duo nahm bei seiner Premiere in einem Vier-Sterne-Parcours an sechs Hindernissen eine Stange mit. Es folgte der automatische Ausschluss.
 

Verletzungspech prolongiert

Für Harald Ambros‘ Lexikon war die Nations-Cup-Etappe das Comebackturnier nach langer Verletzungspause. Der Start des 14 Jahre alten DSP-Wallachs von Levistano verlief überaus vielversprechend. Nach der Dressur lag das Duo noch an siebter Stelle, im Springen blieb es an den Hindernissen fehlerfrei und musste seinem Konto lediglich 1,6 Zeitfehlerpunkte hinzurechnen. Auch im Gelände lief es vorerst sehr gut für die beiden. Leider zog sich Lexikon auf der Strecke dann aber eine leichte Verletzung zu, sodass sein Reiter nach Sprung 15 aufgab. „Es wäre unverantwortlich gewesen weiterzureiten, in erster Linie geht es ja darum, dass es den Pferden gut geht. Und so schmerzlich das letztlich für das Team auch war, muss man das in einer solchen Situation akzeptieren und hinnehmen“, kommentiert Thomas Tesch die unglückliche Situation.

Für das Team, das nach Dressur und Springen noch auf Rang zwei gelegen war, bedeuteten die zwei Ausfälle ein Rückfall auf Rang vier hinter die siegreichen Belgier und die Equipen aus Italien und der Schweiz. „Ohne die beiden Ausfälle wären wir durchaus in der Lage gewesen das Ding sogar zu gewinnen, zumindest hätten wir den zweiten Platz souverän verteidigen können. Aber so ist das nun einmal. Manchmal hat man Glück und manchmal Pech“, so Thomas Tesch. Zumindest hat der Vergleich mit den direkten Konkurrenznationen um einen Team-Startplatz bei den Olympischen Spielen gezeigt, dass Österreich gute Chancen hat, mit einer Mannschaft nach Paris zu fahren.  

Alle Ergebnisse im Detail gibt es hier.