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Rang 5 zum Abschluss einer tollen WM: Rudi Kronsteiner. © Tomas Holcbecher

Kronsteiner auf Rang 5

Ein Artikel von Ernst Kopica | 30.08.2014 - 20:58
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Rang 5 zum Abschluss einer tollen WM: Rudi Kronsteiner. © Tomas Holcbecher

Fast vorprogrammiert schienen die Western-WM-Medaillen für die US-Reiter, die in Caen wieder einmal voll abräumten. Aber die Österreicher mischten bis zum Schluss im Medaillenkampf mit, besonders Rudi Kronsteiner erwischte mit seinem Dr Lee Hook einen guten Tag. Für seine Performance gab es nicht weniger als 225,5 Punkte! "Ich bin sehr zufrieden!" Auch sein Teamchef Gerold Dautzenberg zeigte sich sehr zufrieden: "Ein wirklich schöner Run, perfekt!" An Bronze schrammte der Million Dollar Rider nur um 1,5 Punkte vorbei. Weniger gut lief es für Martin Mühlstätter, dessen Wimpys Little Buddy diesmal nicht seinen besten Tag hatte. "Aber das ist bei ihm einmal so, Gott sei Dank war er in der Mannschaftsentscheidung sehr gut!" Ein wenig geknickt schien der in den USA lebende Österreicher aber schon, hatte auch schon der Tag nicht gut begonnen, da ihm das Gebiss seines Pferdes gestohlen hatte: "Das ist etwa so, als wenn man beim Formel-I-Rennen keine Reifen mehr hat!

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Liegt in Führung: William Fox-Pitt auf Chilli Morning. © Tomas Holcbecher

Die Cross-Country-Prüfung der Vielseitigkeit wurde von fast allen Teilnehmern als 5* würdig bezeichnet, da die schwierigen Bodenverhältnisse eine an sich gelungene Streckenführung nur schwer reitbar machte. Für Österreichs einzigen Vertreter in diesem Bewerb war die Prüfung aber vorzeitig beendet. Harald Siegl hatte mit Luis W bereits bei den Sprüngen 4 und 5 zwei Verweigerungen, dann kam eine bei der Wasserkombination 9 dazu. Siegl realisierte gar nicht so richtig, dass es schon vorbei war und ritt weiter, dann hielt er bei Sprung 24 aber endgültig an. "Die Strecke war durch den Regen so schwer geworden, dass der Boden vom ersten Sprung an 15 cm tief war und alle Sprünge daher um 10 oder 15 cm höher waren. Meiner ist immer vorsichtiger geworden. Bei der ersten Verweigerung war es eine gewisse Unentschlossenheit, die Zweite war aber nur durch den Boden bedingt. Es hat mich nach der Dritten aber niemand aufgehalten und jetzt habe ich noch das Problem, dass ich zur Ground Jury muss."

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Auch Legende Mark Todd musste aufgeben und stand brav Rede und Antwort. © Ernst Kopica

Luis W konnte durch den tiefen Boden nie so richtig die Spur halten, aber auch den Besten ging es nicht besser. Siegl befindet sich in prominenter Gesellschaft: Vielseitigkeitslegende Mark Todd, Oliver Townend, Philipp Dutton und Jonathan Paget (er lag nach der Dressur auf dem dritten Platz) kamen ebenfalls nicht ins Ziel. Vor dem Springen führt nun William Fox-Pitt vor Sandra Auffahrt und Michael Jung. Im Mannschaftsbewerb spitzt sich die Konkurrenz auf ein Duell Deutschland gegen Großbritannien zu.

Endlos im Gelände

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Hier ging Luis W mit Harald Siegl noch frisch durchs Wasser. © Tomas Holcbecher

Dachte man bei der Zufahrt zum Endurance-Bewerb in Sartilly vor zwei Tagen, dass so ein Chaos und Kuddelmuddel was enge Straßen, Staus und Parkplätze betrifft, nicht überbietbar wäre, so wurden wir heute beim Cross-Country der Vielseitigkeit eines Besseren belehrt. Waren beim Distanzreiten gerade einmal 5.000 Tickets für den Start- und Zielbereich verkauft worden, so kündigte man diesmal für das weltberühmte Haras du Pin 50.000 Besucher an. Angeblich wären 20.000 Parkplätze vorhanden gewesen, aber wie man diese erreichen konnte, darüber wurden die ortsunkundigen Besucher lange Zeit im Ungewissen gelassen.

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Eigentlich eine wunderschöne Anlage: Das Haras du Pin in der Normandie. © WEG 2014 Francois Decaen

Auch der Media-Shuttle, der um 7 Uhr von Caen wegfuhr, landete bald in einer endlosen Kolonne. Polizei oder Hinweisschilder – Fehlanzeige. Das Navi der Busfahrerin zeigte 5 Kilometer bis zum Ziel, sie selbst hatte vom Media Service keine Anweisungen erhalten, wie oder wo es schneller gehen könnte. So bewegten wir uns im Zeitlupen-Tempo zum Gelände.

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Verkehrschaos beim Cross-Country der Vielseitigkeit © Ernst Kopica

Während die Fotografen im Bus knapp am Durchdrehen waren und wie wild herum telefonierten, konnte ich mir in aller Ruhe so meine Gedanken machen! Denn unser Harald Siegl war ja erst um 11:00 dran, unmittelbar hinter den beiden Vielseitigkeitslegenden Mark Todd und Michael Jung. Auf die Idee die Zufahrtsstraßen bis Mittags in eine Richtung als Einbahn zu führen und bei der Abfahrt der Massen in umgekehrter Richtung war keiner der Verantwortlichen gekommen. Aber jetzt einmal abgesehen davon, dass wir Pressefritzen hier im Stau festsaßen, ging es den zahlenden Besuchern – die keinerlei Alternative hatten, als mit dem PKW anzureisen – ebenso.

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Nicht nur die Pferde, auch das Publikum war im Matsch gefordert. © Ernst Kopica

Und dann blieb mir noch Zeit die Streckenführung zu studieren, die man kurzfristig geändert hatte. Zwei Hindernisse waren aus dem Programm genommen worden, da der Regen der letzten zwei Wochen diesen Teil der Strecke zu sehr in Mitleidenschaft gezogen hatte (dieser Streckenteil präsentierte sich bei einer späteren Besichtigung als Sumpfwiese!), die verkürzte Distanz machte es auch notwendig die erlaubte Zeit auf 10:30 herabzusetzen. Eine Marke, von der auch die Weltspitze weit entfernt war. Lediglich die Neuseeländerin Jonelle Price kam bis auf vier Sekunden an die Marke heran. Für den Deutschen Peter Thomsen genügte allerdings der Boden den Anforderungen einer Weltmeisterschaft nicht: "Dieser Boden ist weder sicher noch pferdegerecht!" Und inkompetente Judges an den Hindernissen sorgte für zusätzliche Verwirrung.

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Die Geländestrecke bevor der Regen eine Sumpflandschaft daraus machte. © WEG 2014 CDT61

Als dann mit dem Bus überhaupt nichts mehr ging, ergriffen einige Kollegen die Eigeninitiative und nahmen die Fußstrecke von 3 Kilometer in Angriff. Endlich bei der Wettkampfstrecke angelangt, kein Pfeil, wo der Eintritt, kein Ordner, kein Mensch wollte eine Akkreditierung oder Eintrittskarte sehen. Dass dann die Endlosschlangen bei den Frittenbuden und Toiletten von den Besuchern geduldig ertragen wurden, konnte ich mir nur damit erklären, dass alle Eventing-Fans Englands hier waren. Und die offizielle Mail des Organisationskommitees versöhnte mich wieder: Wir hatten noch Glück gehabt, denn um 12 Uhr parkten erst die Hälfte der Fahrzeuge und nun dauerte es 1 ¼ Stunden für die letzten 14 Kilometer.

Doch zu früh gefreut, bei der Rückfahrt dauerte es 2 Stunden. Als dann noch die Meldung von einem toten Pferd die Runde machte, war der Tag endgültig gelaufen.

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Zuversichtlich vor dem Start, später leider aus: Harald Siegl und Luis W. © Ernst Kopica