Eigentlich hatte der Rausschmiss der Reining aus der FEI Disziplinenfamilie schon so gut wie festgestanden. Seit dem Bruch mit den beiden wichtigsten US-amerikanischen Reining-Organisationen NRHA und AQHA im November 2018 war die ohnehin nicht sonderlich große Begeisterung für die Western-Disziplin bei der FEI noch weiter abgeflaut. Vor der Generalsversammlung standen die Zeichen daher ganz klar auf Beendigung des Reining-Kapitels.
Das Vorhaben der FEI hatte bei zahlreichen Nationalen Verbänden heftige Kritik ausgelöst, darunter auch Österreich. In einem von OEPS Western-Bundesreferent Gerold Dautzenberg verfassten Positionspapier appellierte der Österreichische Pferdesportverband bereits im März dringlich Reining weiterhin als Pferdesportdisziplin in der FEI zu belassen. Auch andere Nationen wie Belgien, Frankreich, Italien, Schweiz und Niederlande sprachen sich für einen Verbleib aus – eine Forderung, der die Delegierten am Montag im Rahmen der Generalversammlung in Moskau noch einmal Nachdruck verliehen. Ihr Appell blieb nicht ungehört: Bei der Abstimmung am Dienstagmorgen votierten die Delegierten einstimmig dafür, dass Reining auch weiterhin Teil der Disziplinenfamilie des Weltreiterverbandes bleibt.
Grund für den Sinneswandel der FEI dürfte neben der Stimmungsmache einzelner Nationen freilich vor allem sein, dass die NRHA am 13. November einen neuen Vier-Jahres-Plan unterzeichnet und sich dabei zu einigen Zugeständnissen hinsichtlich der Austragungsmodalitäten internationaler Reiningturniere unter der Schirmherrschaft der FEI durchgerungen hat.
Davon abgesehen sieht die neue Vereinbarung ein maßgebliches Wachstum der Disziplin in den kommenden Jahren vor. So soll die Zahl der FEI-Reiningturniere von 101 (Stand 2018) bis 2024 um 60 Prozent auf 160 Turniere angehoben werden, bei der Zahl der FEI-registrierten Athleten und Reiningpferde strebt man sogar eine 75prozentige Steigerung bis 2024 von derzeit 342 (Reiter) bzw. 297 (Pferde) auf 600 Reiter und 520 Pferde an. Sollten diese zweifellos ehrgeizigen Ziele bis 2024 nicht erreicht werden, will man in der darauffolgenden Generalversammlung neuerlich über den Verbleib der Disziplin entscheiden.
„Es freut mich sehr, dass die FEI der Reining noch einmal eine Chance gibt. Damit war nach den Gesprächen der vergangenen Monate ja nicht wirklich mehr zu rechnen. Jetzt bleibt zu hoffen, dass sich FEI und NRHA noch einmal in Ruhe zusammensetzen und gemeinsam die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft der Disziplin im Weltreiterverband stellen“, meinte Westernreferent Gerold Dautzenberg auf Nachfrage der Pferderevue.
Österreich zählt seit Jahren zu den besten Nationen im internationalen Reiningsport, bei den Weltreiterspielen in Tryon 2018 verpassten die heimischen Reiner mit nur 0,5 Punkten Rückstand im Einzel wie auch in der Mannschaft nur knapp eine Medaille, bei den Weltmeisterschaften in Caen (FRA) 2014 und Givrins (SUI) 2016 gab's für die rot-weiß-rote Equipe jeweils WM-Bronze.