Abschied

Gemeinsam bis zum Schluss: Laura Tomlinson verabschiedet ihre Erfolgspferde Mistral Højris und Andretti H

Ein Artikel von Redaktion | 28.03.2025 - 11:06
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Karrierehighlight: Laura Bechtholdsheimer und Mistral Højris bei den Olympischen Spielen 2012 © holcbecher.com

Mistral Højris war kein Pferd für schwache Nerven. Als Laura Tomlinson, damals noch Bechtolsheimer, ihn 2004 zum ersten Mal in Dänemark ritt, wusste sie sofort: Dieser Fuchs mit der imposanten Präsenz, aber auch dem nervösen Temperament, würde etwas ganz Besonderes werden. Und sie sollte recht behalten. Gemeinsam eroberte sie mit „Alf“ die internationalen Vierecke und verhalfen der britischen Dressur, die damals nur selten über Mittelmaß hinauskam, zu neuen Höhenflügen. Bei der Heim-EM in Windsor wurden sie Mannschafts-Vizeeuropameister und Bronzemedaillengewinner im Spécial, holten 2010 bei den Weltreiterspielen in Kentucky drei Silbermedaillen und krönten ihre Karriere 2012 mit Olympiagold in London. Die Kür zur Musik aus „Der König der Löwen“ bleibt unvergessen – kraftvoll, harmonisch, mitreißend.

Wichtigster Rückhalt für den Champion war neben seinen zweibeinigen Bezugspersonen Andretti H. Der Wallach von Aarking xx war 13-jährig bereits als fertig ausgebildetes Grand-Prix-Pferd zu Bechtoldsheimers gekommen, doch mit Laura im Sattel erreichte seine Karriere eine neue Qualität. Obwohl das Paar sieben Siege auf CDIs holte und zwei nationale Titel gewann, stand „Andy“ stets im Schatten seines berühmten Reisegefährten. Dennoch war er mehr als nur ein Ersatzpferd – er war ein zuverlässiger Partner, eine Konstante in Lauras Karriere und später ein Lehrmeister für Nachwuchsreiterin Lara Butler.

Nach ihrer sportlichen Karriere verbrachten Alf und Andy über ein Jahrzehnt gemeinsam auf dem Anwesen der Familie Bechtolsheimer in den Cotswolds. Zwei Freunde, die gemeinsam schon so viel gemeinsam erlebt hatten, genossen ihren Lebensabend auf weitläufigen Koppeln und mit bester Pflege. Am vergangenen Samstag haben Alf und Andy, beide stolze 30 Jahre alt, auch ihre letzte Reise gemeinsam angetreten – ein Abschied in Würde und Frieden.

„Ich habe am Samstag viel Zeit mit ihnen verbracht und war dann bis zum Schluss an ihrer Seite. Rational betrachtet hätte es für sie nicht besser sein können, aber es war ein sehr schweres Wochenende“, sagte Tomlinson gegenüber Horse&Hound. Beide Pferde seien besondere Charaktere gewesen: „Sie konnten nicht ohneeinander sein, aber stritten sich trotzdem wie ein altes Ehepaar. Beide wollten im Mittelpunkt stehen und waren bis zum Schluss die selben wie damals, als sie zusammen auf dem Lkw waren und sich um die Heunetze stritten.“ Es sei eine emotionale Achterbahnfahrt gewesen, beschreibt dir Britin. „Ein großer Teil meines Lebens mit meinem Vater war mit ihnen verbunden; es war sehr emotional, aber ich bin einfach froh, dass ich bei ihnen sein konnte und sie bis zum Ende ihre gewohnte freche, kuschelige Art beibehielten.“