Pferderevue: Wie ist die Bilanz der Olympischen Spiele in Paris aus Ihrer Sicht?
Elisabeth Max-Theurer: Das Ambiente ist großartig, der Sport, der hier geboten wurde, ist, glaube ich, nicht zu toppen. Man hat wirklich ganz viele tolle Bilder gesehen, ob in der Vielseitigkeit, in der Dressur oder auch im Springen. Es waren ganz wenige Ritte, wo man gesagt hat, die würden jetzt den Pferdesport nicht gut repräsentieren. Man hat hier wirklich großen Wert auf einen Top-Umgang mit den Pferden gelegt.
Und aus österreichischer Sicht?
Wir haben einen sehr guten Harry Ambros erlebt, der eine tolle Geländeperformance hingelegt hat. In der Dressur ist es eigentlich viel besser gelaufen, als wir uns das erwartet haben: Mit Top 10 im Teambewerb und einer Einzelreiterin im Finale, das ist wirklich toll. Und auch im Springen eine Top-Leistung von Max, schade um den einen Fehler.
Der Pferdesport hat nach der Veröffentlichung des Videos und den Anschuldigungen gegen Charlotte Dujardin im Vorfeld wieder zurück in die Spur gefunden. Sind sie zuversichtlich, dass es in Hinkunft eine Verbesserung des Images geben wird?
Es muss eine Verbesserung des Images geben. Es müssen alle, die diesen Sport ausüben, wirklich bestrebt sein, schönes Reiten, Harmonie und gute Bilder abzuliefern. Das ist einfach ein absolutes Muss und die Funktionäre sind entsprechend gefordert. Man hat auch gestern gesehen, wie eine Springreiterin aus Thailand, die einfach dem Parcours nicht gewachsen war, von den Richtern aus dem Parcours genommen wurde. Genau solche Akzente müssen gesetzt werden. Wenn jetzt hier jemand nicht in der Lage ist, das zu erfüllen, was gefordert wird, dann muss dieser Ritt einfach beendet werden. Es gibt eine große Menge an Personen, die damit beschäftigt sind, dass es den Pferden gutgeht, dass es schönes Reiten zu sehen gibt, dass die Nasenriemen nicht zu fest sind und die Gebisse stimmen.
Ganz verhindern kann man aber nicht, dass es wieder Einzelfälle gibt, die nicht ok sind.
Natürlich wird das eine oder andere wahrscheinlich leider irgendwo wieder hochkommen. Aber es muss jetzt auch einmal Schluss sein damit, dass man einen so schönen Sport, bei dem es um die Partnerschaft mit dem Pferd geht, permanent versucht, medial schlecht zu machen. Das finde ich nicht richtig! Wenn man selbst eine solche Partnerschaft mit einem Pferd erlebt hat, wie das bei mir Fall war, dann muss dieser Sport einfach weitergehen. Natürlich müssen alle daran arbeiten und es bleibt zu hoffen, dass die schwarzen Schafe erkennen, dass es nichts bringt, wenn sie so agieren.
Sollte die FEI nicht nur bei den Championaten, sondern auch das ganze Jahr über Kontrollen durchführen?
Es wird hier sehr viel getan seitens der FEI, auch seitens der EEF. Ich bin auch in einer Gruppe tätig, die sich damit beschäftigt. Natürlich ist es schwierig, denn man kann nicht einfach in einen privaten Stall eindringen und sagen, jetzt wird eine Razzia gemacht. Das ist nicht umsetzbar. Aber auf Veranstaltungen haben wir die Möglichkeiten dazu. Wenn solche Sachen bekannt werden, die ein absolutes No-Go sind, dann wird es in Zukunft sicherlich viel früher und auch zu längeren Sperren kommen müssen.
Durch die Tatsache, dass wir in allen drei Disziplinen mit schlussendlich sieben Sportler:innen vertreten waren, ist auch das mediale Interesse am Reitsport gestiegen. Wie kann man das jetzt weiterführen?
Wir müssen versuchen weiter so erfolgreich zu sein. Ich glaube aber, dass bei unseren Pferdesportlern die Motivation hier in Paris noch einen deutlichen Input bekommen hat, um ihren erfolgreichen Weg weiter fortzusetzen. Wir werden zu Hause ein Resümee ziehen und dann sehen, was ist gut gewesen, wo kann man etwas verbessern, wo besteht Handlungsbedarf. Das muss man aufarbeiten und schauen, dass man die Pferdesportler so gut wie möglich unterstützen und vorbereiten kann und sie auch zu entsprechenden Veranstaltungen entsenden.
Das Interview führte Ernst Kopica.