Korrekt verschnallt hilft das Martingal im Anfängerunterricht unruhige Bewegungen der Hände abzufangen und die Zügelspannung zu reduzieren. © www.slawik.com
Ein Hilfszügel hat vor allem eine Aufgabe: Er soll helfen. Entweder dem Pferd oder dem Reiter. Im Idealfall unterstützt er sowohl als auch und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einem harmonischen Miteinander der beiden Partner.
Leider sieht die Realität oft anders aus. Häufig werden Hilfszügel dazu missbraucht über reiterliches Unvermögen hinwegzutäuschen oder lange und vermeintlich mühselige Ausbildungswege abzukürzen. Den Schaden hat dabei das Pferd, das der Einwirkung durch den Reiter oft hilflos ausgesetzt ist.
Doch es gibt auch Fälle, wo Hilfszügel ihrer eigentlichen Bestimmung gerecht werden. Einer davon ist der Einsatz des Martingals im Anfängerunterricht. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine britische Studie.
Beliebte Hilfe für Einsteiger
Das Martingal nimmt in der Riege der Hilfszügel eine Sonderstellung ein. Bei korrekter Verschnallung hat es keinerlei Einfluss auf die Haltung des Pferdes. Seine Wirkung setzt erst dann ein, wenn das Pferd seinen Kopf über das vorgegebene Maß hebt und verhindert, dass es sich den Reiterhilfen entzieht. Auch bei Anfängern, die ihre Hände noch nicht immer ganz unter Kontrolle haben, kommt das Martingal häufig zum Einsatz. Durch den Hilfszügel werden unruhige Bewegungen der Hände abgefangen und korrekt auf das Pferdemaul umgeleitet.
Seine positiven Eigenschaften für den Reiter sind also unbestritten, doch wie sieht es mit den Auswirkungen aufs Pferd aus? Diese Frage rückte die Pferdewissenschaftlerin Dr. Hayley Randle vom britischen Duchy College in den Mittelpunkt einer Studie. Gemeinsam mit ihrer Schülerin Megan O’Neil untersuchte Randle wie sich der Einsatz des Hilfszügels asuf die Zügelspannung auswirkt und damit beim Pferd ankommt.
Um dies herauszufinden wurden sechs Pferd-Reiter-Paare mit einem speziellen Zugkraftsensor ausgestattet. Die Reiter – allesamt wenig erfahren – mussten im Schritt und Trab auf einem Zirkel reiten und eine ganze Parade ausführen: einmal mit einem gleitenden Ringmartinal ausgestattet, einmal mit einem irischen Martingal (einem einfachen Verbindungsriemen zwischen den Zügeln) und einmal ohne Hilfszügel.
Die Ergebnisse zeigten deutlich: Das Martginal verdient seine Bezeichnung als Hilfszügel. Im Test konnte die Zügelspannung durch die Verwendung des Martingals signifikant verringert werden. Die niedrigsten Werte wurden im Zusammenhang mit dem irischen Martingal gemessen, das gleitendene Ringmartingal hingegen sorgte für einen insgesamt gleichmäßigeren Zügeldruck. „Unsere Ergebnisse beweisen, dass der Einsatz eines Martingals die Zügelspannung deutlich reduziert und damit einen positiven Effekt auf das Wohlergehen des Reitpferdes haben kann“, fasste Randle die Ergebnisse ihrer Studie zusammen, die im Rahmen der 11. ISES-Konferenz in Vancouver, Kanada, veröffentlicht wurde.
Voraussetzung für diesen positiven Effekt ist allerdings die korrekte Anbringung des Hilfszügels. Richtig verschnallt ist ein Martingal nur dann, wenn es bei korrekter Handhaltung des Reiters die gerade Linie vom Maul über die Hand bis zum Ellebogen des Reiters nicht unterbricht, also kein Knick im Zügel entsteht. Ein zu kurzes Martingal zwingt es das Pferd hingegen in eine starre Haltung, indem es die Zügel nach unten drückt und hart auf Zunge und Laden wirkt.