Sommer ohne Reue

Pferd und Hitze: Vorsicht vor Sonnenstich und Hitzeschlag

Ein Artikel von Sven und Peggy Morell | 10.07.2020 - 11:26
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Zu viel Sonne kann auch Pferden gefährlich werden! © StudioLaMagica - fotolia.com

Die Sonne hat zweifelsfrei viele positive Wirkungen auf den Pferdeorganismus: Kreislauf und Stoffwechsel werden angeregt, der Hormonhaushalt reguliert und die Fruchtbarkeit verbessert. Ganz wichtig sind die Sonnenstrahlen auch für die Bildung von Vitamin D: Dieses „Sonnenvitamin“ wird in der Haut mit Hilfe von Sonnenlicht aus einer Vorstufe gebildet und ist unter anderem wichtig für starke Knochen. Doch es gibt auch Schattenseiten. Zu viel Sonne kann schaden, das gilt für Zwei- und für Vierbeiner.

Als Klimawiderständler kommen Pferde in der Regel mit Hitze und Kälte gut zurecht, besser als beispielsweise Rinder oder Schweine. Dennoch vertragen sie starke Kälte eher als große Hitze. Insbesondere Rassen vom Nordpferdetyp wie Haflinger, Norweger oder Isländer leiden unter den schwül-heißen Temperaturen, aber auch alte Pferde oder Pferde mit bestimmten Vorerkrankungen. Haben diese dazu noch ein vergleichsweise langes Sommerfell, kann es hilfreich sein, diese Pferde zu scheren.

Unabhängig von der Rasse reagieren Pferde gegenüber direkter Sonneneinstrahlung empfindlich. Sind sie im Sommer zu lange der prallen Sonne ausgesetzt, wird das Gehirn der Tiere überhitzt – es droht ein Sonnenstich. Symptome sind Apathie, vermehrtes Schwitzen und Taumeln, bisweilen kommt es zum Kreislaufversagen, und die Pferde brechen zusammen.

Das hilft
Schon bei den ersten Anzeichen sollte das Pferd aus der Sonne gebracht werden – sofern dies möglich ist. Falls nicht, können aufgespannte Decken, Laken oder ähnliches an Ort und Stelle Schatten spenden. Auch das vorsichtige Kühlen des Kopfes mit feuchten Tüchern oder Eisbeuteln dient als Erste-Hilfe-Maßnahme bis der Tierarzt kommt. Dieser wird dem Pferd unter anderem kreislaufstabilisierende Medikamente verabreichen.

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Die wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Sonnenstich und Hitzschlag sind ausreichend Schattenplätze auf Weiden und Ausläufen. © Snap Happy - Fotolia.com

Tödliche Gefahr: Hitzschlag

Noch gefährlicher ist ein Hitzschlag. An schwül-heißen Tagen kann es zu einer Überhitzung des gesamten Pferdekörpers und in der Folge zu einem Sauerstoffmangel im Gewebe sowie einer stoffwechselbedingten Übersäuerung des Pferdeorganismus kommen. Betroffene Pferde schwanken und wirken benommen – im schlimmsten Fall fallen sie ins Koma. Auffällig ist, dass die Tiere – im Gegensatz zu einem Sonnenstich – nicht schwitzen und die Körpertemperatur bis auf 42 Grad Celsius ansteigen kann.

Einem Hitzschlag gehen heiße Temperaturen und gleichzeitig hohe Luftfeuchtigkeit voraus. Besonders kritisch zu sehen sind überhitzte und schlecht belüftete Ställe, lange Transporte oder auch zu große Anstrengung bei schwül-heißem Wetter. Die Folgen: die Verdunstung ist erschwert, die Thermoregulation gerät gehörig durcheinander, und die Schweißproduktion versagt. Dadurch kommt es zu einem Wärmestau, was letztendlich zur lebensbedrohlichen Überhitzung führt.

Bis der Tierarzt eintrifft, sollte ähnlich verfahren werden wie bei einem Sonnenstich, die oberste Devise lautet dabei: raus aus der Sonne, rein in den Schatten!

Coole Tipps für heiße Temperaturen

  • Die wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Sonnenstich und Hitzschlag sind ausreichend Schattenplätze auf Weiden und Ausläufen. Alle Pferde müssen im Sommer stets die Möglichkeit haben, Schatten aufzusuchen – auch die Rangniedrigen!
  • Frisches Wasser sollte stets zur freien Verfügung stehen, ebenso ein Salzleckstein, damit die Pferde ausgeschwitzte Mineralien wieder auffüllen können.
  • Training nicht in die Mittagshitze legen, besser sind der frühe Vormittag oder späte Nachmittag – das ist auch für den Reiter besser.
  • Nach der Arbeit können die Pferde vorsichtig mit Wasser abgespritzt werden, das wäscht den Schweiß aus dem Fell und wirkt kühlend.
  • Es kann sinnvoll sein bei Pferden, die mit dem Fellwechsel Probleme haben oder generell im Sommer eher ein dichteres Fell haben, zur Schermaschine zu greifen.
  • Wird eine sehr üppige Mähne zu mehreren Zöpfen geflochten, kann mehr Luft an die Haut darunter. So wird übermäßiges Schwitzen in diesem Bereich vermieden, gleichzeitig bleibt die Funktion der Insektenabwehr bestehen.