Eine Gruppe mexikanischer, australischer und US-amerikanischer Forscher untersuchte 144 Warmblutpferde im Alter zwischen drei und 18 Jahren, aufgestallt im Equine High-Performance Center (CEAR) des mexikanischen Militärs. Im CEAR werden Pferde angeritten, ausgebildet und später in den Sparten Dressur, Springen und Vielseitigkeit vorgestellt, einige Pferde nehmen zudem an Militärparaden teil. Die Ausrüstung ist an die jeweilige Disziplin angepasst, die Paradepferde werden üblicherweise auf Kandare und Kandarenzaum geritten – Sitz und Korrektheit der Verschnallung werden dabei jedoch nicht gesondert kontrolliert.
Knöcherne Veränderungen weit verbreitet
Die teilnehmenden Pferde wurden in einem zweistufigen Verfahren untersucht. Nach einer physischen Begutachtung durch zwei Veterinäre, die über den Zweck der Studie nicht informiert waren, wurden die Köpfe der Pferde geröngt.
Die Auswertung der Röntgenbefunde brachte besorgniserregende Ergebnisse: Mindestens 33,3 % der Pferde wiesen im Bereich des Nasenbeins eine Knochenverdünnung auf, bei mindestens 6,9 % wurden Knochenablagerungen festgestellt. Noch gravierender waren die Ergebnisse der physischen Beurteilung. Hier fielen rund 82 % durch fühlbare Knochenablagerung auf dem Nasenknochen auf, bei zumindest 32 % ertasteten die Veterinäre eine Knochenverdünnung.
Auch im Bereich des Unterkiefers, wo üblicherweise der Nasenriemen aufliegt, bemerkten die Radiologen bei fast einem Drittel der Pferde Knochenablagerungen. Dieses Ergebnis wurde durch die physische Untersuchung bestätigt, die mindestens 30,67 % der Pferde eine fühlbare Knochenablagerung im Unterkiefer attestierte. Uneinig waren sich die beiden Untersuchungsmethoden hinsichtlich einer möglichen Knochenverdünnung. Während die Veterinäre bei etwa jedem zehnten Pferd meinten, eine Knochenverdünnung zu ertasten, war auf den Rötgenbildern nichts davon zu sehen.
Knochenschäden erstmals bestätigt
Mit ihren Ergebnissen liefert die Studie erstmals die Bestätigung für das Vorhandensein knöcherner Läsionen an genau jenen Stellen, die typischerweise dem Druck eng verschnallter Nasenriemen ausgesetzt sind. Allerdings halten die Forscher fest, dass die vorliegende Arbeit noch kein Beweis für einen Kausalzusammenhang zwischen verschnürten Pferdemäulern und Knochendeformationen im Bereich des Nasenbeins und des Unterkiefers ist. Für einen eindeutigen Beweis seien weitere Untersuchungen nötig, so das Forscherteam.
Zunehmend im Fokus
Die Auswirkungen zu enger Nasenriemen rücken zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Obwohl der Großteil der Reiter weiß, wie Zäumungen richtig und pferdeschonend zu verschnallen sind, ist die Unsitte zugeschnürter Pferdemäuler weit verbreitet. Viele Reiter erhoffen sich so eine bessere Einwirkung, zudem will man auf diese Weise schlechteren Noten im Bewerb entgehen, die das Öffnen des Pferdemauls als sichtbare Abwehrreaktion mit sich bringen würde. Für Pferde bedeutet ein zugeschnürtes Maul Stress und durch den dauerhaften Druck auf empfindliches Gewebe auch Schmerzen, wie inzwischen zahlreiche Studien bestätigen konnten.