Emotionen sind alles: Wie emotionale Stärke Erfolge ermöglicht

Befreit – so fühlt man sich schon nach ein paar Seiten von „Glücklich mit meinem Pferd – Die 7 Schlüssel zum emotionalen Erfolg“. Michaela Kronenberger, Pferdewirtschaftsmeisterin, Richterin, Grand-Prix-Reiterin und Ausbilderin, Kommunikationspsychologin M.A. und Mentaltrainerin, hat eindeutig Verständnis für alle Herausforderungen, die wir Reiter:innen tagtäglich erleben.

Wutausbrüche, Selbstsabotage, negative Gedankenspiralen, gespeicherte Ängste oder Hilflosigkeit – wer kennt sie nicht, die emotionalen Fallstricke im Pferdesport. Was dagegen hilft, klingt eigentlich ganz einfach: Inneres Gleichgewicht stärken, Gelassenheit in herausfordernden Situationen üben. In sieben Kapiteln gibt Kronbergers Buch eine praktische Anleitung, wie man dorthin kommt. Emotionen, davon ist sie überzeugt, kann man als solche erkennen und produktiv nutzen lernen, statt sich von ihnen entmutigen zu lassen. 

Michaela Kronenberger über ihr Buch

Was bedeutet Erfolg für Michaela Kronberger? Schlicht eine glückliche und erfüllte Zusammenarbeit mit dem Partner Pferd. Im Interview mit der Pferderevue verrät sie, wie man diese Harmonie über den Weg der emotionalen Stärke erreichen kann. 

„Willst du persönlichen Erfolg, brauchst du mehr emotionale Stärke als Talent.“ Dieser Ausspruch steht ganz am Anfang Ihres Buches. Wieso hängt Erfolg denn so sehr von Emotionen ab?

Unsere Emotionen sind sehr stark. Sie beeinflussen unser Handeln viel mehr als unser Verstand – wir glauben zwar oft, dass es umgekehrt wäre, aber da irren wir uns. Talent und Technik machen im Reitsport nur einen kleinen Teil unseres Erfolgs aus. Leider schulen wir aber fast nur unsere technischen Fähigkeiten. Gegenüber unseren Emotionen – zum Beispiel Angst vor einer Prüfung, Scham nach einem verpatzten Ritt oder Wut auf das bockende Pferd – bleiben wir ziemlich hilflos. Dabei funken die uns ständig dazwischen, wenn wir nicht lernen, sie zu erkennen und zu steuern! Wer emotionale Stärke hat, kann sich da selbst helfen, emotional in schwierigen Situationen einen klaren Kopf zu behalten und sein Selbstwertgefühl zu stärken.

Das klingt, als wäre emotionale Stärke etwas, woran jede:r Reiter:in arbeiten sollte…

Absolut! Der Stress, den wir so oft empfinden, ist ja selbstgemacht. Wir sehen die Welt durch den Filter unserer Emotionen, aber unser Verstand lässt uns glauben, wir sähen die Wahrheit. Wenn wir zum Beispiel überzeugt davon sind, dass ein Ausritt nicht klappen wird, dann sind es negative Emotionen, die uns das suggerieren. Und sie blockieren damit unsere Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit. Erkennen wir das, können wir die Nervosität, Ängste und negativen Emotionen wandeln und für uns, statt gegen uns nutzen lernen. Zum Beispiel für mehr Energie, mehr Selbstvertrauen beim Reiten. Am Ende bringt das auch die Freude zurück.

Ihre Vision lautet „Mehr Freude und Gelassenheit im Pferdesport.“ Gibt es da allgemein Aufholbedarf?

Ja, denn die Tendenz geht leider Richtung Verbissenheit und Leistungsdruck. Positive Emotionen sehe ich fast nur nach einem Turniererfolg. Wenn die Reiter aus dem Training kommen, empfinden sie alles eher als schlecht. Dabei haben Studien bewiesen, dass Bewegung Freude und Entspannung schenkt – warum nicht beim Reiten? Was es braucht ist eine Bewusstseinsaktivierung über die Wirkung der eigenen negativen Emotionen. Denn die verbauen uns die Freude am Reitsport. Es muss nicht harte Arbeit, Stress und Druck sein, die zum Erfolg führen. Ich sage: Es geht mit Leichtigkeit, mit Gelassenheit – wenn ich mich dafür entscheide. Jeder Reiter sollte lernen: Wie kann ich gelassen und fair bleiben und Freude haben, auch wenn ich eine negative Emotion habe?

Was hilft Ihnen selbst denn am besten, wenn Sie in eine emotional schwierige Situation geraten?

Atemübungen sind für mich magisch. Wenn ich bewusst atme, kann ich mit meinem Pferd nur über die Atmung kommunizieren, es ist fantastisch! Das geniale an der Atmung ist ja, dass sie eine Brücke zur Gegenwart, zur Präsenz im Hier und Jetzt baut. Wir sind so oft mit unseren Gedanken in der Vergangenheit oder der Zukunft, aber Pferde leben immer im Moment. Will ich harmonisch mit meinem Pferd in Verbindung sein, dann muss ich auch im Moment ankommen. Und das geht über das bewusste Atmen ganz wunderbar.

Es geht Ihnen also darum, dass Pferd und Reiter:in glücklich und harmonisch zum Erfolg gelangen. Der Wunsch danach scheint im Reitsport erst seit kurzem zu wachsen…

Das stimmt! Für mich ist das Must-Have des 21. Jahrhunderts die Selbstreflexion. Früher hieß es „richtig reiten reicht“ – aber das hat meiner Meinung nach noch nie gestimmt. Lange stand nur die Technik im Mittelpunkt. Aber es braucht eben so viel mehr für harmonisches Miteinander und sportlichen Erfolg. Heute fragen immer mehr Reiter sich: Wie kann ich das Beste für mich mitnehmen, emotional und mental stark werden, mir treu bleiben? Dazu braucht es eben emotionale Stärke. Erfolgreiche Reiter zweifeln nicht! Diese Sportler glauben an sich, setzen positive Emotionen frei, sind zufrieden und übertragen das aufs Pferd. Das ist das Magische: Die Harmonie und Freiwilligkeit des Pferdes durch positive Emotionen zu bekommen. Wenn ich das kann, dann muss ich nicht über die Leute jammern, die zum Erfolg kommen, sondern ich gehöre selbst dazu.

Wir danken für das Gespräch!