Gesundheit

Kastration bei Stuten: Eingriff bringt hohe Erfolgsquote bei unerwünschtem Verhalten

Ein Artikel von Pamela Sladky | 20.09.2021 - 17:15
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Manche Stuten reagieren während der Rosse nur unwillig auf die Schenkelhilfe.
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Stuten gelten im Allgemeinen als launischer und störrischer als Wallache oder Hengste. Ein Gutteil dieser Vorurteile haben die Pferdedamen der Rosse zu verdanken. In der Zeit von März bis November sind Stuten rund alle drei Wochen zwischen zwei und zwölf Tage lang paarungsbereit. In dieser Phase ist der Körper der Stute einem regelrechten Hormonfeuerwerk ausgesetzt.

Was sich im Inneren ihres Körpers abspielt, lassen sich manche Stuten kaum anmerken. Andere hingegen wirken während der Rosse stark verändert. Sie sind launisch, reagieren beim Putzen und Satteln übersensibel, sind klemmig und unwillig beim Reiten und manchmal sogar aggressiv im Verhalten, sodass sowohl der tägliche Umgang als auch die Leistungsbereitschaft der Stute durch massiv beeinträchtigt sein kann. Auch die Tiere können unter der Rosse leiden, etwa wenn sie mit Schmerzen im Bauchbereich verbunden ist.
 

Hilfe für Pferd und Mensch

Sind die Rossesymptome ungewöhnlich stark oder dauern sie besonders lange an, kann eine Hormontherapie Erleichterung für Pferd und Mensch bringen. Gängigstes Mittel ist Regumate, ein flüssiger Futterzusatz zur oralen Eingabe. Der Wirkstoff Altrenogest verhindert in entsprechender Dosierung die Rosse und – im Idealfall – auch alle damit verbundenen Begleiterscheinungen.  

Eine weitere, und laut einer US-amerikanischen Studie besonders wirkungsvolle, Möglichkeit zur Behebung unerwünschter Rossesymptome ist die Ovariektomie. Dabei werden die Eierstöcke der Stute durch einen operativen Eingriff entfernt. Laut Elizabeth M. Collar, Professorin für Equine Chirurgie an der Universität von Tennessee in Knoxville, ist die Erfolgsquote bei einem derartigen Eingriff besonders hoch. Das zeigte eine im Juli veröffentlichte Studie an 51 Stuten.

Bei zehn studienteilnehmenden Pferden, darunter neun Stuten mit massiven Verhaltensproblemen, war der Eingriff aufgrund von tumorösen Veränderungen an den Eierstöcken durchgeführt worden. Für alle diese Stuten brachte die Kastration einen durchschlagender Erfolg: Ein halbes Jahr nach der OP waren die Rossesymptome und damit auch das unerwünschte Verhalten zur Gänze verschwunden. Die Hälfte dieser Pferde waren vor der Kastration erfolglos mit Altrenogest therapiert worden.

Bei den restlichen 41 Pferden führte die Ovariektomie in neun von zehn Fällen ebenfalls zur Beseitigung der Symptome, auch wenn zuvor eine Altrenogest fehlgeschlagen war. Einige wenige Stuten hätten nach dem Eingriff noch leichte Anzeichen einer Rosse erkennen lassen, störende Begleiterscheinungen seien allerdings nicht mehr aufgetreten, so Studienleiterin Elizabeth M. Collar.
 

Ovariektomie künftig ein "Routineeingriff"?

Weil die Langzeittherapie mit Altregonest kostspielig ist und auch die Gesundheit der Pferdebesitzerin bzw. des Pferdebesitzers negativ beeinflussen kann, könnte die Kastration von Stuten in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen. Vor allem auch deshalb, weil das Operationsrisiko aufgrund minimal-invasiver Verfahren in den vergangenen Jahren drastisch reduziert werden konnte. Heute kann der Eingriff  laparsokopisch und im Stehen entfernt werden. Eine Vollnarkose ist dafür nicht nötig.  

„Es ist heute ganz normal, dass Hengste kastriert werden, um aus ihnen besser händelbare Pferde zu machen, die Ovariektomie zur Entfernung der Fortpflanzungsorgane und den zugehörigen Hormonen bei Stuten ist hingegen weitaus seltener“, so die Veterinärin. Dabei gebe es unzählige Inserate, in denen ausschließlich nach Wallachen gesucht werde. „Ich hoffe, dass die Leute erkennen, dass sie eine Stute kaufen und einen „Wallach“ haben können, wenn sie eine Ovariektomie durchführen lassen. Durch dieses Verfahren können mehr Pferde ein angenehmeres Leben und eine bessere Beziehung zu ihren Menschen haben.“

Quelle: theHORSE.com