Beim Equinen Cushing Syndrom (ECS) spielen die Hormone im Pferdekörper verrückt. Durch eine Störung der Hirnanhangsdrüse kommt es zur vermehrten Ausschüttung verschiedener Botenstoffe, die den Stoffwechsel des Pferdes gehörig durcheinanderbringen. Die häufigsten Folgen der fortschreitenden Erkrankung sind u. a. Symptome wie Fellveränderungen, Hufrehe und Gewichtsverlust. Betroffen sind meist ältere Pferde, doch auch jüngere Tiere können erkranken.
Eine Heilung des Equinen Cushing Syndroms ist nicht möglich, doch das richtige Management (angepasste Fütterung und Bewegung) sowie eine begleitende Therapie können die Lebensqualität betroffener Pferde erheblich verbessern. Als Goldstandard, um die entgleisten Hormone vierbeiniger Cushing-Patienten wieder ins Lot zu bringen, gilt der Wirkstoff Pergolid.
Bislang gab es nur begrenzt Daten, die die langfristige Reaktion von Pferden mit ECS auf die Behandlung mit Pergolid dokumentierten. Eine neue Studie der State University of Michigan hat untersucht, wie Pferde über einen Zeitraum von bis zu 11 Jahren auf die Behandlung mit dem Wirkstoff ansprechen.
Verbesserung, aber nicht ohne Herausforderungen
28 Pferde und zwei Ponys nahmen an einer Langzeitstudie teil. Die Besitzer:innen der Tiere wurden alle drei Monate über den Zustand ihrer Schützlinge und ihre Erfahrungen mit der Medikation befragt, die teilnehmenden Pferde und Ponys wurden regelmäßig untersucht.
Das Ergebnis:
- 2,5 Jahre nach Start der Behandlung berichteten alle Besitzer über eine klinische Verbesserung der Symptome, bei 79 % der Tiere lagen die endokrinen Testergebnisse im Normalbereich.
- Nach 5,5 Jahren berichteten die Besitzer der 13 überlebenden Pferde und Ponys über anhaltende klinische Verbesserungen, bei 75 % der Probanden bewegten sich die Hormonwerte im Normalbereich.
- Nach 9,5 Jahren Behandlung waren nur noch 6 der vierbeinigen Patienten am Leben, wobei zwei endokrine Testergebnisse im Normalbereich aufwiesen.
Trotz der Erfolge gab es auch medizinische Herausforderungen. Zu den häufigsten Problemen gehörten Koliken, Durchfall, verschlechterte Körperkondition (auf Zahnprobleme und den Altersprozess zurückzuführen), Hufrehe und Arthritis. Interessanterweise wurde eine Abnahme des Appetits – der häufigste berichtete unerwünschte Effekt in der offenen Feldwirksamkeitsstudie – nur bei drei (10 %) Tieren in der Langzeitstudie gemeldet.
Wie lange können behandelte Pferde leben?
29 von 30 Pferden starben im Verlauf der Studie, entweder an altersbedingten Krankheiten (24) oder ECS-Komplikationen (5), meist Hufrehe. Die durchschnittliche Überlebenszeit unter der Behandlung mit Pergolid lag bei etwa 3,3 Jahren, wobei einige Pferde bis zu 10,5 Jahre mit ECS lebten. Angesichts dieser Erkenntnisse zog Studienleiter Harold Schott von der Michigan State University das Fazit, dass eine Pergolid-Behandlung zwar die Lebensqualität erkrankter Pferde und Ponys verbessert, ihr Leben aber nicht verlängert.
Davon abgesehen lieferte die Fallserie Hinweise darauf, dass einige Pferde langfristig positiv auf eine niedrige Pergolid-Dosis ansprechen können, eine schrittweise Dosissteigerung ist demnach nicht bei allen ECS-betroffenen Tieren erforderlich.