2016 wurde das West-Nil-Virus in Österreich erstmals bei einem Pferd nachgewiesen, seither bewegten sich die gemeldeten Fälle im Minimalbereich. Der bisherige Höchstwert mit 4 nachgewiesenen Infektionen wurde 2019 verzeichnet.
Heuer hat die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erstmals einen sprunghaften Anstieg des Virus‘ verzeichnet. War es 2023 nur ein einziges Pferd, bei dem eine WNV-Infektion nachgewiesen werden konnte, sind es mit Stand 11. September bereits 27 Fälle im Jahr 2024.
Pferd musste eingeschläfert werden
Laut AGES wurde WNV allein im Juli bei einem Pferd in Wien, bei einem Pferd im Bezirk Neusiedl am See im Burgendland und bei einem Pferd im Bezirk Bruck an der Leitha in Niederösterreich entdeckt. Alle drei Pferde zeigten neurologische Symptome, einem konnte nicht geholfen werden, es musste eingeschläfert werden.
Gelsen als Überträger
Das Virus wird durch Gelsen (Stechmücken der Gattung Culex) übertragen. Das natürliche Reservoir sind Vögel, insbesondere Zugvögel die das Virus über weite Entfernungen verschleppen können. Menschen und andere Säugetiere, insbesondere Pferde, können ebenfalls erkranken. Von Pferd zu Pferd oder von Pferd zu Mensch bzw. vice versa ist das WNV übrigens nicht übertragbar, denn sowohl Mensch, Pferd als auch andere Warmblüter gelten als sogenannte Endwirte, die die Krankheit nicht weiterverbreiten können. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 2 und 14 Tagen.
Krankheit mit vielen Gesichtern
Pferde haben ein höheres Infektionsrisiko als Menschen, daher treten in einem betroffenen Gebiet klinische Erkrankungen bei Pferden in der Regel früher auf. Die Krankheit verläuft in 90 % der Fälle asymptomatisch, d. h. in vielen Fällen wird die Ansteckung gar nicht bemerkt. Bricht die Krankheit aus, können Symptome auftreten, die sie leicht mit anderen Pferdekrankheiten verwechselbar machen, weshalb das WNV besonders in der Anfangsphase nur sehr schwer zu diagnositizieren ist.
Am Beginn der Erkrankung steht meist ein leichter Temperaturanstieg sowie Appetit- und Antriebslosigkeit. Auch einseitiges Lahmen, Trittunsicherheit und ein schwankender Gang können erste Anzeichen sen. In der Folge kann das WNV das Rückenmark sowie das Gehirn in Form einer sogenannten West-Nil-Enzephalomyelitis (WNE) erfassen. Neurologische Ausfallserscheinungen unterschiedlichen Ausmaßes können die Folge sein. Bei klinisch erkrankten Pferden endet die Infektion nach Angaben der AGES zu 40 % tmit dem Tod.
Impfen und Gelsenabwehr schützen
Bei WNV kann nur symptomatisch therapiert werden, bislang gibt es keine Medikamente, mit der sich die Erkrankung wirkungsvoll bekämpfen lässt. Die beste Therapie ist deshalb die Vorbeugung einer Infektion. Seit 2011 sind in Österreich Impfstoffe gegen das West-Nil-Virus für Pferde verfügbar, ein Schutz besteht frühestens drei Wochen nach der zweiten Impfung. Neben international startenden Turnierpferden empfiehlt die AGES auch Freizeitpferde ausreichend gegen diese gefährliche Krankheit zu schützen.
Von der Impfung angesehen hilft es, die Pferde vor Stechmücken durch die Anwendung von Decken, Repellentien, Mückengittern und Insektenschutzlampen zu schützen. In Zeiten, in denen die Insekten besonders aktiv sind (Morgen- und Abenddämmerung), sollten die Pferde aufgestallt werden.
Der Verbreitung von Gelsen kann durch die Vermeidung von stehenden Gewässern auf dem Grundstück entgegengewirkt werden. Stehende seichte Pfützen, wie man sie z. B. oft in gebrauchten Reifen, in der Nähe von Misthaufen oder von Entwässerungsanlagen vorfindet, sind ideale Brutstätten für die geflügelten Plagegeister. In einen Pferdestall sollten zudem möglichst keine Vögel eindringen können bzw. im selben Stallraum Hühner gehalten werden, da diese eine Infektionsquelle darstellen.