Gesundheit

Kleine Köpfe, große Probleme: Atemwegsinfektionen bei Araberfohlen

Ein Artikel von Redaktion | 18.07.2024 - 13:27
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Ein deutlich ausgeprägter Hechtkopf gilt beim Vollblutaraber als Schönheitsideal.   © www.slawik.com

Das Arabische Vollblut gilt als eine der schönsten Pferderassen der Welt. Eines seiner auffälligsten Merkmale ist der kleine, fein geformte Kopf mit großen Augen, breiter Stirn und einem konkav verlaufenden Nasenbein – auch als Hechtkopf bekannt. Die langjährigen Bemühungen der Zucht, die Schönheit und Raffinesse des Kopfes von Arabischen Vollblütern immer weiter zu „verfeinern“, könnten jedoch zu einem erhöhten Risiko für eine tückische Infektion geführt haben, wie aktuelle Forschungsergebnisse nahelegen.


Mysteriöse Infektionen

Als ein Gestüt für Vollblutartaberzucht im Nahen Osten berichtete, dass 20 bis 30 Prozent der jährlichen Fohlenpopulation eine Atemwegsinfektion entwickelte, die nicht auf eine Antibiotikatherapie ansprach, nahmen Forscher:innen und Tierärzt:innen des Equine Veterinary Medical Center (EVMC) Qatar die Fälle genauer unter die Lupe (zur Studie geht's hier).

Sie verglichen 14 betroffene Fohlen mit 10 gesunden, machten vollständige körperliche Checks und führten Untersuchungen mittels Endoskops und Ultraschall durch. Außerdem wurden bei jedem Jungtier die Luftröhre und die Luftsäcke gespült und Proben für eine Bakterienkultur übernommen.

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Was die Forscher herausfanden

Die Analyse der Flüssigkeiten aus den Luftsäcken ergab, dass betroffene Jungtiere hohe Konzentrationen krankmachender Erreger aufwiesen. Offenbar war beim Trinken am Euter der Mutter Milch in die Lunge gekommen. Da sich die in den Luftsäcken eingeschlossenen Bakterien von den Zuckern und Proteinen der Milch ernähren und so prächtig gedeihen können, war es in Folge zu einer Infektion gekommen.


Probleme beim Schlucken

Den Grund für den Umstand, dass knapp jedes dritte Fohlen des Gestüts seine Milch in die falsche Kehle bekam, orten die Forscher in der extremen Anatomie der Tiere. Offenbar führt der züchterisch angestrebte kleine und stark ausgeprägte Hechtkopf mitunter zu Schluckbeschwerden - und in weiterer Folge zu hartnäckigen Atemwegsinfektionen. Davon abgesehen könnte die Verfügbarkeit von Spurenvitaminen und -mineralien eine Rolle spielen. Der nächste Schritt zum Verständnis von Ursache und Wirkung sei nun eine Abstammungsanalyse der betroffenen Fohlen sowie eine Beurteilung ihrer Schluckfunktion, so das Forscherteam in seinem Resüme.