Der aktuelle Ausbruch ist mit einem Turnier in Le Mans verbunden, das vom 1. bis 3. November 2024 stattfand. Wenige Tage später, vom 8. bis 11. November, gab es am gleichen Ort ein FEI-Turnier. Die internationalen Pferde waren in separaten Ställen untergebracht; direkter Kontakt zu den nationalen Turnierpferden soll nicht stattgefunden haben. Trotzdem bleibt die Lage angespannt, denn das Virus verbreitet sich nicht nur durch direkten Kontakt, sondern auch über die Luft, Menschen und gemeinsam genutztes Equipment.
Neurologische Form
Die Veterinärabteilung des Weltreiterverbandes warnt zur besonderen Vorsicht, denn beim aktuellen EHV-1-Ausbruch handelt es sich um die gefürchtete neurologische Form des Equinen Herpesvirus. Bis zum 20. November wurden Erkrankungsfälle in drei verschiedenen Regionen Frankreichs gemeldet, zudem sind mehrere Todesfälle unter den betroffenen Pferden zu beklagen.
Um die Ausbreitung der Krankheit zu vermeiden, rät der Verband, den Kontakt zwischen Pferden „auf ein absolutes Minimum“ zu reduzieren. „Wir empfehlen daher dringend, mit Ihren Pferden nicht an Trainingsveranstaltungen, Zuchtaktivitäten oder ähnlichem teilzunehmen", so die FEI in einer Aussendung.
Ausbruch von 2021 soll sich nicht wiederholen
Die aktuellen Ereignisse wecken böse Erinnerungen an das Frühjahr 2021. Damals legte ein aggressiver Herpesausbruch den gesamten Turniersport in Europa für Wochen lahm. 18 Pferde aus unterschiedlichen Nationen starben, viele weitere waren schwer krank. Die FEI will ein solches Desaster verhindern – und warnt frühzeitig.
Unsichtbarer Feind
Das Equine Herpesvirus zählt zu den von Pferdehaltern und -besitzern gefürchtetsten Erregern. Grundsätzlich können beim Pferd fünf verschiedene Herpesviren unterschieden werden, als bedeutendster gilt der Erreger EHV-1. Angefangen von milden Atemwegserkrankungen bis hin zu spontanen Aborten, mehreren Fehlgeburten hintereinander und akuten Todesfällen kann die neurologische Form der EHV-1-Infektion zu erheblichen Pferdeverlusten führen.
EHV-1 tritt in den meisten Pferdepopulationen ständig und häufig wiederholt auf. Bei einer Mehrzahl der Pferde – rund 90 % – kann im Blut ein Erregerkontakt nachgewiesen werden. Die meisten Pferde infizieren sich bereits im ersten Lebensjahr, oft schon in den ersten Lebenswochen. Einmal mit Herpes angesteckt, trägt ein Pferd das Virus ein Leben lang in sich. Diese Tiere können jederzeit, insbesondere bei Stress, das Virus reaktivieren und erneut ausscheiden, wodurch es sich weiter verbreitet.