Studie

Wie Wurmkuren das Darmmikrobiom von Pferden beeinflussen

Ein Artikel von Redaktion | 23.05.2024 - 11:55

Gezielt eingesetzte Wurmkuren (Anthelminthika) sind wichtig, um parasitäre Wurminfektionen bei Pferden zu kontrollieren. Eine Studie des französischen Forschers Michel Boisseau und seines Teams von der Universität Tours zeigt jedoch, dass diese Behandlungen auch unerwünschte Auswirkungen auf das Darmmikrobiom haben können. Die Forscher untersuchten das Zusammenspiel von Würmern, besonders Kleinen Strongyliden, und dem Darmmikrobiom ihrer Wirtstiere.
 

Studienaufbau und Ergebnisse

Die Studie wurde an Ponys durchgeführt, die natürlich mit Würmern infiziert waren. So konnten Veränderungen im Laufe der Zeit beobachtet werden – sowohl vor als auch nach der Behandlung mit dem Wirkstoff Pyrantel. Pyrantel zielt auf erwachsene Kleine Strongyliden ab, lässt aber die Larven in der Darmwand unbeeinflusst. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift iScience veröffentlicht.

In der Studie wurden 40 Welsh-Pony-Stuten untersucht, die in vier Gruppen eingeteilt wurden, je nach Stärke des Wurmbefalls und ob sie eine Pyrantel-Behandlung erhielten. Bei den Ponys mit hohem Wurmbefall identifizierten die Forscher 14 verschiedene Arten von Kleinen Strongyliden, von denen Cylicocyclus nassatus am häufigsten vorkam.

Interessant war, dass Ponys mit hoher Wurmbürde ein vielfältigeres und dynamischeres Darmmikrobiom hatten als solche mit weniger starkem Befall. Die Anwesenheit buttersäureproduzierender Bakterien (Clostridien) spielte eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Darmökosystems und erhöhte die Toleranz der Tiere gegenüber den Parasiten. Buttersäure, auch Butyrat genannt, hat nachweislich entzündungshemmende und immunmodulierenden Eigenschaften, unterstützt eine gute Darmfunktion sowie eine intakte Darmbarriere.
 

Auswirkungen der Anthelminthika

Die Behandlung mit Pyrantel führte zu deutlichen Veränderungen in der Darmumgebung und den mikrobiellen Gemeinschaften. Es wurde auch eine signifikante lokale und systemische Entzündungsreaktion nach der Entfernung der Parasiten beobachtet. Diese Veränderungen waren noch sieben Tage nach der Behandlung sichtbar und in geringerem Maße auch nach 15 Tagen.
 

Unnötiges Entwurmen schwächt den Körper

Die Forscher folgern: „Diese Beobachtungen zeigen, wie anthelminthische Behandlungen die dreiseitige Beziehung zwischen Parasiten, Wirt und Darmmikrobiota verändern.“

Das komplexe Darmökosystem zeigte eine bemerkenswerte langfristige Stabilität, was auf eine gut angepasste und ausgewogene Beziehung zwischen Wirt, Mikrobiota und den Parasiten hinweist. Diese Erkenntnisse stimmen mit der wachsenden Evidenz überein, dass es eine tolerante Beziehung zwischen Darmparasiten, Mikrobiom und dem Immunsystem des Wirts gibt.

Nach der Wurmbehandlung und der Entfernung der Parasiten wurde eine Instabilität des Ökosystems festgestellt. Diese Situation ist vergleichbar mit dem „Anna-Karenina-Prinzip“, bei dem gestörte Gemeinschaften stärker variieren als stabile Gemeinschaften, und Umweltveränderungen das Gleichgewicht leichter stören können. Dies trifft besonders auf ältere Pferde zu, die häufig wiederkehrende Infektionen haben und regelmäßig vorbeugend entwurmt werden.

Das Studienteam warnt, dass regelmäßiges (prophylaktisches) Entwurmen nicht nur Resistenzen fördert, sondern auch die Fähigkeit des Körpers schwächt, mit anderen Belastungen umzugehen. Dies erhöht das Risiko für zusätzliche Gesundheitsprobleme, da die Vielfalt und Stabilität der Mikroorganismen im Darm und andere indirekte Körperfunktionen beeinträchtigt werden können.