Pferdehaltung macht eine Menge Arbeit. Unter dem Leitspruch „Es wird schon gehen!“ mit ineffizienten Abläufen und unpraktischer Infrastruktur vorliebzunehmen, rächt sich daher schnell: Die Wege sind unnötig länger, die täglichen Aufgaben des Selbstversorgers kräftezehrender, und die Motivation lässt bald nach. Mit sinnvoller Planung kann man das vermeiden.
Futter und Einstreu
Pferdehaltung in Eigenregie verlangt einiges an Logistik. Die Raufutteranlieferung zum Beispiel muss regelmäßig und am besten ohne großen Aufwand erledigt werden können. Soll Heu vor Ort gelagert werden, ist ein ausreichend dimensionierter, wettergeschützter und gut belüfteter Lagerplatz nötig. Selbstversorger:innen können mangels großer Maschinen meist am besten mit kleinen Heuballen arbeiten. Diese sind aber oft schwer erhältlich. In vielen Gegenden produzieren Landwirt:innen fast nur große Rund- oder Quaderballen, die maschinell bewegt werden müssen – einerseits zur Anlieferung, andererseits aber eventuell auch zwischen Lagerplatz und Fressplatz (Heuraufe).
Wer als Heulagerplatz z. B. einen Teil des (Offen-)Stallgebäudes einrichtet, sodass das Heu den Pferden trockenen Fußes und ohne großen Aufwand gereicht werden kann, erspart sich hier viel Zeit und Arbeit. Für Stauballergiker hat die Heu-/Einstreulagerung direkt im Stall aber auch Nachteile. Alternative: Das Heu in kleinen Mengen direkt vom Erzeuger oder einem größeren Pferdestall in der näheren Umgebung zu beziehen. Vielleicht kann dort auch ein Hoftrac oder Traktor für diverse Arbeiten ausgeliehen werden. Nachbarschaftshilfe macht sich in jedem Fall bezahlt!
Mistentsorgung
Was ins Pferd hineinkommt, muss auch wieder hinaus – und damit kommt die oft kostspielige Mistentsorgung ins Spiel. Eine saubere und für den Abtransport praktische Möglichkeit ist die Mistsammlung in einem Container. Je nach Platzierung kommt man hier allerdings oft um eine Rampe nicht herum, über die die vollen Scheibtruhen hinaufgeschoben werden müssen. Besonders bei Eis und Schnee kann das halsbrecherisch werden, kräfteraubend ist es in jedem Fall.
Die Alternative ist ein Misthaufen am Boden: Hier ist die regelmäßige Entsorgung mittels Bagger zu organisieren, außerdem muss sichergestellt werden, dass das Grundwasser nicht verunreinigt wird, indem der Mist auf einer dichtem Bodenplatte gesammelt wird (Infos dazu z. B. im Merkblatt Pferdehaltung der Landwirtschaftskammer NÖ). Lagert man den Mist auf der windabgewandten Seite des Pferdebereichs, lässt sich sowohl die Geruchs- als auch die Insektenbelastung für die Pferde verringern.
Infrastruktur
Aus Sicherheitsgründen sollten bei jeder Pferdehaltung (zumindest im Notfall) befahrbare Zugänge zum Pferdebereich vorhanden sein. Ein krankes oder verletztes Pferd im Stall oder auf der Koppel soll möglichst problemlos mit dem Anhänger erreichbar sein – das kann im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden. Nicht nur für die Sicherheit, sondern auch im täglichen Ablauf sind Strom- und ein gut isolierter Wasseranschluss mit frostsicheren Tränken eine große Hilfe. (Flut-)Licht für den Reitplatz und rund um den Stall erleichtert in der dunklen Jahreszeit nicht nur das Training, sondern auch die Stallarbeit ungemein und erhöht die Sicherheit. Und zu guter Letzt ist das Thema Bodendrainage und -befestigung in der Pferdehaltung ein Dauerbrenner: Zu jeder Jahreszeit gut begehbare, trockene Koppelflächen und Wege erleichtern Mensch und Pferd das Leben sehr.
Ordnung und Sicherheit
Gerade bei der „Haltung hinterm Haus“ sammeln sich mangels kritischen Auges penibler Einsteller: innen leicht „Ramsch-Ecken“ an. Einerseits unschön, bergen sie andererseits auch Gefahrenpotenzial. Es sind aber nicht nur schlecht versorgte abgebrochene Zaunpfähle, zersplitterte Tröge oder verworrene Seilknäuel, die Unfälle verursachen können, sondern auch nicht fachgerecht gewartete Koppelzäune, verschlissene Stalleinrichtung, lose Leitungen und Anschlüsse, nicht mehr einwandfrei schließende Tore und Fenster, lockere Bodenplatten und dergleichen. So schwierig es ist, ständig ein Auge auf all das zu haben – für die sichere Verwahrung der Pferde ist die regelmäßige Kontrolle und Wartung des gesamten Pferdebereichs absolut unverzichtbar. Wer nicht direkt bei seinen Pferden lebt, sie aber trotzdem nicht länger aus den Augen lassen will, kann sich mit Stallkameras und digitalen Überwachungssystemen sehr gut behelfen. Eines muss allerdings klar sein: Für Notfälle müssen Pferdehalter:innen in Eigenregie (oder deren verantwortungsvolle Vertretung) jederzeit erreichbar und schnell vor Ort sein können!
Trainingsmöglichkeiten
Wer sein Pferd reiten oder anderweitig trainieren will, möchte dafür meistens einen Reitplatz nutzen. Die fachgerechte Anlage inklusive Drainage, haltbarem Aufbau des Belags und regelmäßiger Pflege der Tretschicht geht jedoch ins Geld. Wer über ein schönes Ausreitgebiet verfügt, kann auch im Gelände sinnvolles, gesundes Training gestalten – die Pferde haben damit oft die größte Freude. Auch eine ebene Wiese reicht oft als Reitplatz aus, wenn sie nicht allzu stark strapaziert und je nach Wetterverhältnissen zwischendurch geschont wird. In der kalten, nassen Jahreszeit darf man gegen ein Nutzungsentgelt vielleicht auf die Reithalle oder den Allwetterplatz eines benachbarten Reitstalls ausweichen. Allgemein ist ohne optimale Trainingsinfrastruktur die Kreativität gefordert: Mit Zirkuslektionen, Handpferdreiten, gymnastizierender Geländearbeit oder Wanderungen zu Fuß lässt sich bei fast allen Wetter- und Bodenverhältnissen sinnvolles Training gestalten. Schöner Nebeneffekt: Man lernt, auch Pausentage gemeinsam zu genießen! Wichtig ist, auch das Alleinebleiben zu üben: Während des Trainings ohne Stallgenossen und eventuell unbeaufsichtigt zu Hause zurückbleibende Pferde sollen nicht in Stress geraten.
Platzbedarf und Baurecht
Gerade Selbstversorger:innen haben oft nicht besonders viel Platz für die Pferde zur Verfügung. Die sinnvolle Platzierung von Wasser- und Futterstellen, Unterständen, Wälzplatz, Weidezugang etc. ist auf kleinem Raum einerseits für möglichst viel Bewegung, andererseits auch zur Vermeidung von Stresssituationen zwischen den Pferden nötig. Die Anlage I der 1. Tierhaltungsverordnung regelt für Pferdehalter:innen in Österreich die gesetzlichen Mindestabmessungen für Liegeflächen, Fressplätze und Auslaufflächen sowie die Ausgestaltung von Stallböden und -einrichtung, die Belüftung und Beleuchtung im Stall, den Lärmschutz und die Betreuung der Pferde.
Wer Pferde in Eigenregie halten will, sollte sich mit diesen Vorgaben unbedingt vertraut machen. Aber Achtung, es handelt sich dabei nur um (zum Teil sehr niedrig angesetzte) Mindestanforderungen! Wenn neue Gebäude oder Infrastruktur errichtet bzw. bestehende verändert werden sollen, sind die wasser- und baurechtlichen Vorgaben ebenfalls zu berücksichtigen. Besonders die Flächenwidmungsart des vorgesehenen Grundstücks (zu erfragen bei der Gemeinde) ist zentral für die Bewilligung des Bauansuchens (an die örtliche Baubehörde zu richten).
Gemeinsam statt einsam
Bei Pferdemenschen kann man häufig folgendes Selbstbild beobachten: unverwüstlich, relativ frei von Luxus- und Komfortbedürfnissen und zu mindestens 80 Prozent für die Pferde am Leben. Das Pferd ist für viele weit mehr als ein Hobby – es ist Lebensinhalt, ständiger Quell der Freude, auch geliebter Lebenspartner, und man ist zu großen Zugeständnissen bereit, um das eigene Leben mit Pferden zu teilen. Eine wunderbare Leidenschaft! Nur eines sollte vor lauter Hingabe nicht passieren: Dass die Aufgaben und die Verantwortung rund ums Pferd zur Überforderung werden. Das tut nämlich, soviel ist sicher, auch den Pferden nichts Gutes.
Die beste Möglichkeit, dieser Überforderung, einem ständigen „Muss“, Einhalt zu gebieten, ist eigentlich ganz einfach: Arbeit und Verantwortung aufteilen. Oft ist eine Haltergemeinschaft, in der sich mehrere Menschen gemeinschaftlich um alle Pferde kümmern, deshalb eine gute Lösung. Natürlich bringt auch dieser Weg Herausforderungen mit sich, denn eine Haltergemeinschaft erfordert viel Kommunikations- und Kompromissbereitschaft, Engagement und Interesse an der gemeinsamen Sache und birgt auch Konfliktpotenzial, wenn es Uneinigkeit in der Gruppe gibt.
Aber gemeinsam ist man eben auch stärker: Das Gesamtbudget für die Infrastruktur und Logistik am Hof erhöht sich, Arbeitsstunden und Verantwortung werden geteilt. Es bleiben folglich viel mehr Freiraum und Flexibilität für den Einzelnen, sprich Quality Time mit dem eigenen Pferd übrig. Und daneben liefert die Stallgemeinschaft auch noch Motivation, Inspiration und ein schönes Gemeinschaftsgefühl.