Haltung

Sicherheit und soziale Bindungen beeinflussen das Schlafverhalten von Pferden positiv

Ein Artikel von Redaktion | 27.06.2024 - 14:02
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Pferde fühlen sich sicherer und schlafen besser, wenn sie tagsüber mit vertrauten Artgenossen zusammen sind. Dieses Sicherheitsgefühl überträgt sich sogar auf die Nacht, wenn sie in ihren Boxen untergebracht sind.

Die Bedeutung von Schlaf für die Gesundheit von Pferden ist ein relativ neues Forschungsgebiet, sagt Lorenz Gygax, PhD, von der Humboldt-Universität zu Berlin. „Bis vor einigen Jahren interessierten sich Pferdebesitzer relativ wenig für das Ruheverhalten ihrer Tiere. Aber in letzter Zeit hat die Aufmerksamkeit erheblich zugenommen“, wird der Experte für Tierhaltungssysteme und Ethologie vom Magazin Equus zitiert.

Zusammen mit seiner Berliner Kollegin Pia Helmerich und der Zoologin Iris Bachmann von Agroscope in der Schweiz untersuchte er, wie Veränderungen in der sozialen und räumlichen Umgebung das Liegeverhalten beeinflussen.

In der Studie "Comparing lying behaviour of young riding horses on days in an individual indoor box, on an outdoor paddock alone, or in pairs and in the following night" wurden zehn junge Reitpferde in Ausbildung beobachtet. Die Nächte (von 17:00 Uhr bis 7:30 Uhr) verbrachten sie einzeln in Innenboxen. Tagsüber waren sie entweder allein in der Box, standen allein auf einem Sandpaddock oder waren mit einem vertrauten Pferd draußen. An fünf Tagen pro Woche stand außerdem eine Trainingseinheit auf dem Programm. Da die tiefste und erholsamste Schlafphase – die Rapid Eye Movement (REM)-Phase – nur im Liegen erreicht werden kann, befestigten die Forscher Sensoren an den Vorderbeinen der Pferde, um zu überwachen, wie oft und wie lange sie lagen.
 

Das ergab die Studie

  • Alle Pferde legten sich nachts zumindest einmal hin, um zu schlafen. Tagsüber lagen sie zwar häufiger, in der Nacht dafür länger. Diese Beobachtungen sind nicht überraschend, da der Großteil der Ruhephasen bei Pferden nachts stattfindet – und das aus gutem Grund: Störungen jeglicher Art können zu unterbrochenen Liegephasen führen, was die Anzahl der Liegephasen tagsüber erhöht.
  • Im Durchschnitt nahmen die Anzahl der Liegephasen und die Liegedauer zu, wenn die Pferde von der Einzelhaltung in der Box zu Allein- und Paarhaltung draußen wechselten. Die Unterschiede zwischen der Innenbox und dem 16 x 16 m großen Sandpaddock im Freien könnten durch die unterschiedlichen Bodenmaterialien erklärt werden, obwohl Stroh gemeinhin als bevorzugtes Liegematerial im Vergleich zu Sand gilt. Der größere verfügbare Platz oder die offene Sicht auf dem Paddock könnten jedoch ein Sicherheitsgefühl vermitteln, das die Bereitschaft zu liegen begünstigt.
  • Die Pferde lagen nachts etwas häufiger und länger, wenn sie den Tag draußen mit einem Artgenossen verbracht hatten. „Das Sicherheitsgefühl, das tagsüber wahrgenommen wurde, könnte sich in die folgende Nacht übertragen haben“, stellten die Forscher überrascht fest. „Das würde bedeuten, dass die Pferde sich nach einem Tag mit einem höheren Sicherheitsgefühl auch in der Nacht sicherer fühlten, länger lagen und möglicherweise eine höhere Menge an REM-Schlaf hatten.“
  • Im Durchschnitt lagen die Studienteilnehmer drei Stunden pro Nacht, wobei die Dauer zwischen 1,5 und 5,5 Stunden variierte. Obwohl nicht restlos geklärt ist, wie viel REM-Schlaf Pferde tatsächlich benötigen, gehen die Forscher davon aus, dass „diese Liegezeiten ausreichend Gelegenheit für tiefen Schlaf bieten.“

Die Erkenntnisse, dass ausreichend Platz und sozialer Kontakt das Liegen bei jungen Ausbildungspferden fördern, könnten klinisch wichtig sein, so das Forschertrio, um das Risiko extremer Müdigkeit bei den Tieren zu verringern und somit das Verletzungsrisiko durch Erschöpfungskollaps zu minimieren.