Lange blieb das skandalöse Treiben rund um die Blutgewinnung von trächtigen Stuten zur Produktion eines für die Fleischindustrie benötigten Hormons unentdeckt. Doch seit die Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation im vergangenen Herbst enthüllte, wie für das auch hierzulande häufig eingesetzte Pregnant Mare Serum Gonatropin, kurz PMSG, Tausende trächtige Stuten gequält werden, sehen sich die Regierungen in Uruguay und Argentinien massiver internationaler Kritik ausgesetzt.
Nun scheint es, dass beide Länder den tierquälerischen Vorgängen auf Pferdeblutfarmen einen Riegel vorschieben wollen. Wie die Süddeutschen Zeitung berichtet, planen Urugay und Argentinien die undurchsichtige Branche in Zukunft regelmäßig kontrollieren und reglementieren zu wollen. „Was bislang passiert ist, verstößt gegen fundamentale Tierschutzrechte“, sagte eine Sprecherin des argentinischen Tiergesundheitsdienstes Senasa, eine Behörde, die dem Agrarministerium untergeordnet ist. „Den Stuten werden skandalöse Mengen an Blut abgezapft, besonders beschämend ist die systematische Abtreibung der Fohlen wegen kommerzieller Interessen.“
Bislang konnten die Betreiber der Blutfarmen völlig ungehindert schalten und walten, weil es offenbar weder Kontrollen noch Vorschriften für die Gewinnung von Blutseren gab. Das soll sich künftig ändern, wie Senasa verspricht. So seien die Einführung rechtlich verbindlicher Regeln zum Schutz der Stuten geplant sowie mindestens drei unangekündigte Kontrollen der Betriebe pro Jahr.
Auch in Uruguay will man sich um Verbesserungen bemühen. In einem Schreiben an das deutsche Agrarministerium heißt es, man habe die beanstandeten Betriebe identifiziert und die Verantwortlichen vorgeladen, „um mutmaßliche Verstöße zu erfassen und entsprechende Korrekturmaßnahmen zu beschließen". Unter anderem solle ein Register eingerichtet werden, in dem die Blutfarmen erfasst werden, was bisher nicht der Fall ist.
Boykott kein Thema
Ein Boykott von Präparaten aus Stutenblut, wie ihn der Schweizerische Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband Suisseporcs unmittelbar nach Bekanntwerden der Missstände forderte, ist für die Behörden in Deutschland und Österreich vorerst kein Thema. Und auch die EU sieht ihrerseits keinen Handlungsbedarf. EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis, der sich im Februar mit Tierschützern in dieser Angelegenheit treffen will, hält von einem Einfuhrverbot für PMSG aus Südamerika wenig. Für Tierschutz in Nicht-EU-Ländern sei die Regierung in Brüssel nicht zuständig, das sei Sache der Weltorganisation für Tiergesundheit OIE.
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