Pferde können mir ihrem feinen Geruchssinn sogar menschliche Emotionen erschnüffeln. © www.Slawik.com
Dass man Pferden nur schwer etwas vormachen kann, ist nicht neu. Die Meister der nonverbalen Kommunikation erkennen an unserer Körperhaltung, unserer Stimmlage, ja sogar unserer Mimik zuverlässig, wie es um unsere Gefühlslage steht. Aber wie sieht es mit ihrem Geruchsinn aus? Können es Pferde womöglich sogar riechen, ob ihr menschliches Gegenüber Angst hat oder sich freut?
Um das herauszufinden, haben Dr. Antonio Lanatá und seine Kollegen von der Universität in Pisa, Italien, mehreren Testpersonen Filme gezeigt, die sie entweder fröhlich stimmten oder ihnen Angst machten. Den Schweiß, den sie dabei unter ihren Armen absonderten, wurde von saugfähigen Pads aufgefangen.
Ebendiese schweißgetränkten Pads hat man im Anschluss sieben Pferde präsentiert. „Wir wissen, dass Pferde unerwartete Reaktionen zeigen, wenn sie von einer nervösen Person geritten werden. Dieser Forschungshintergrund ließ bei uns den Verdacht aufkommen, dass das olfaktorische System von Pferden es ihnen wahrscheinlich ermöglicht, menschliche Gefühlszustände mit Hilfe der von Menschen ausgesendeten axialen Chemosignale zu lesen“, so die Theorie des Forscherteams.
Im Test wurde diese Annahme bestätigt. Als die Pferde an den Achselpads schnüffelten, maßen die tragbaren Telemetriegeräte, mit denen sie verkabelt waren, Veränderungen in der Herzfrequenz und Atmung. Und zwar in einer solchen Weise, dass die Forscher einen deutlichen Unterschied zwischen den physiologischen Reaktionen der Pferde auf menschliche Angst und menschliches Glück ablesen konnten.
„Unsere Ergebnisse zeigten, dass Gerüche des menschlichen Körpers sympathische und parasympathische Veränderungen hervorrufen und Pferde emotional stimulieren, was auf eine Übertragung von Emotionen zwischen den Spezies über Körpergerüche schließen lässt“, resümierte Antonio Lanatá.
Nachdem Pferde unseren Gefühlszustand also recht zuverlässig auch über ihren Geruchssinn einschätzen können – lassen sie sich dann durch Parfums täuschen, die den menschlichen Duft maskieren?
Auf diese Frage hat die Wissenschaft – zumindest vorläufig – noch keine gesicherte Antwort. „Es wäre möglich, wenn wir einen Geruch positiver Emotionen erzeugen könnten. In der Tat arbeiten wir daran, echte emotionale Gerüche zu produzieren. Aber es ist eine andere Arbeit“, so Lanatá.
Für den Fall, dass ein solches Happy-Parfum tatsächlich einmal erhältlich sein sollte: die Wahrscheinlichkeit, dass sich Pferde dadurch tatsächlich hinters Licht führen lassen, darf getrost angezweifelt werden. Denn in der Regel reicht es ihnen schon zu sehen, wie wir aus dem Auto aussteigen oder die Stallgasse entlanggehen um ganz genau zu wissen, wie wir heute ticken.
