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Käfer vergiften Heu: 14 Pferde tot

Ein Artikel von Pamela Sladky | 14.01.2020 - 17:19
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In Wisconsin starben 14 Pferde an mit Käfergift verunreinigtem Heu. (Symbolfoto)
© virgonira - fotolia.com

Nach starken Regenfälle im Sommer 2019, die die Heuernte der Red Ridge Riding Stables in Mauston im US-Bundeststaat Wisconsin unbrauchbar hatten werden lassen, sahen sich die Gestütsbesitzer Cindy und Lyle Kanarowski-Peterson gezwungen, Raufutter im großen Stil zuzukaufen. Sechs Sattelschlepper-Ladungen Heu und Luzerne wurden herbeigeschafft, um die Versorgung der Gestütspferde über die Wintermonate gewährleisten zu können. Was die beiden nicht wussten: das optisch einwandfreie Raufutter sollte für mehr als ein Duzend ihrer Pferde den Tod bedeuten.

Schon kurze Zeit, nachdem das Heu an die Pferde des Gestüts verabreicht worden war, erkrankte ein Tier nach dem anderen. Insgesamt 100 Pferde mussten medizinisch betreut werden, für 14 gab es trotz intensiver Bemühungen keine Rettung mehr.

Bei der Autopsie der verstorbenen Tiere war der Übeltäter schnell ausgemacht: das Toxin des Ölkäfers hatte die Pferde getötet. Offenbar waren ungewöhnlich große Mengen der hoch giftigen Käfer bei der Ernte in die Ballen gelangt und dort verendet.


Kleiner Käfer, starkes Gift

Ölkäfer enthalten in ihrem Blut das Reizgift Cantharidin. Bereits ein einziger Käfer enthält eine für einen Erwachsenen tödliche Dosis. Diese hohe Toxizität wurde im antiken Griechenland für Hinrichtungen eingesetzt, Morde mit dem Käfergift sind bis in die Neuzeit bekannt. Doch nicht nur Menschen können dem Ölkäfersekret zum Opfer fallen, auch Pferde reagieren höchst sensibel auf das Toxin, das schweren Reizungen der Mundschleimhaut und des Magen-Darmtraktes verursacht und in besonders schweren Fällen zu Lebervergiftung, Kreislaufkollaps und Nierenversagen führt.

Wird der Panzer der Käfer beim Pressvorgang zerstört, geht das in ihnen enthaltene Gift auf das umliegende Futter über. Eine Vergiftung macht sich innerhalb weniger Stunden bemerkbar. Pferde, die von dem verunreinigten Heu gefressen haben, fallen mit kolikähnlichen Symptome sowie durch häufiges Trinken und Wasserlassen auf.

Auch wenn Ölkäfer in Wisconsin durchaus keine Seltenheit sind, Fälle wie dieser seien eine absolute Ausnahme, versichert PJ Liesch, Direktor des Insektendiagnostiklabors der Universität Wisconsin-Madison, gegenüber dem Wisconsin State Journal. „In meinen fast sechs Jahren als Direktor des UW Insect Diagnostic Lab ist der jüngste Vorfall in diesem Bundesstaat das einzige Mal, dass ich auf ein Problem mit Pferden und Ölkäfern gestoßen bin. Es ist ungewöhnlich, dass mehrere Pferde sterben.“

Schwerer finanzieller Schlag

Für Cindy Kanarowski-Peterson ist dieser Umstand kaum ein Trost. Nach der Trauer über den Verlust von  14 Pferden plagen die Familie auch finanzielle Sorgen. „Unser gesamtes Heu für den Winter ist ein einziger Ausfall, die Scheune ist voll mit giftigem Futter, das wir nicht verwenden können. Unser Heubudget ist nach dieser Tragödie völlig erschöpft, hinzu kommen die horrenden Kosten, die durch die tierärztlichen Behandlungen entstanden sind. Wir benötigen dringend Hilfe um die verbliebenen Pferde füttern zu können“, sagt Cindy Kanarowski-Peterson, deren Versicherung zwar Heuverluste durch Feuer oder Naturkatastrophen abdeckt, nicht jedoch durch eine Vergiftung durch Ölkäfer. Eine Go Fund Me Seite soll nun helfen, den Verbleib der restlichen Pferde zu sichern und die Tierarztrechnung zu bezahlen. Immerhin: Bislang sind durch zahlreiche Spenden der Community knapp 25.000 Dollar zusammengekommen.

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© Wikimedia Commons - spacebirdy

Insekt des Jahres 2020 auch in Österreich heimisch

Insgesamt leben mehr als 30 Arten aus der Familie der Ölkäfer in Mitteleuropa. Am häufigsten ist dabei der Schwarzblaue Ölkäfer, der auch in Österreich heimisch ist.

Wie seine Verwandten sondert er in Stresssituationen giftiges Cantharidin ab. Als bevorzugter Lebensraum dieser Art gelten sandige und offene Stellen. Vergiftungsfälle bei Pferden durch die schillernden Insekten sind hierzulande allerdings nicht bekannt.