4. Pferde riechen menschliche Angst.
Dass man Pferden nur schwer etwas vormachen kann, ist nicht neu. Die Meister der nonverbalen Kommunikation erkennen an unserer Körperhaltung, unserer Stimmlage und – wie eben beschrieben – sogar unserer Mimik zuverlässig, wie es um unsere Gefühlslage steht. Aber wie sieht es mit ihrem Geruchsinn aus? Können es Pferde womöglich sogar riechen, ob ihr menschliches Gegenüber Angst hat oder sich freut? Seit der Veröffentlichung einer italienischen Studie aus dem Jahr 2019 weiß man: Ja, auch dazu sind Pferde in der Lage! Im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit wurden Testpersonen Filme gezeigt, die sie entweder fröhlich stimmten oder ihnen Angst machten. Der Schweiß, den sie dabei unter ihren Armen absonderten, wurde von saugfähigen Pads aufgefangen. Ebendiese schweißgetränkten Pads wurden im Anschluss sieben Pferden präsentiert. Als die Pferde an den Achselpads schnüffelten, maßen die tragbaren Telemetriegeräte, mit denen sie verkabelt waren, Veränderungen in der Herzfrequenz und der Atmung. Und zwar in einer solchen Weise, dass die Forscher:innen einen deutlichen Unterschied zwischen den physiologischen Reaktionen der Pferde auf menschliche Angst und menschliches Glück ablesen konnten.
5. Pferde können „sagen“, ob sie eine Decke angezogen bekommen möchten.
Sobald das Wetter schlechter wird, stellen sich viele Pferdebesitzer:innen die Frage: Decke ja, oder nein? Eine Meinung findet in diesem Entscheidungsprozess allerdings meist keine Beachtung – die des Pferdes. Dabei sind die Vierbeiner durchaus selbst in der Lage auszudrücken, ob sie eine Decke an- oder ausziehen wollen oder den momentanen Zustand beibehalten möchten. Das fanden norwegische Wissenschaftler:innen heraus. In einem auf Belohnung basierendem Trainingsprogramm wurden 23 Pferde darauf konditioniert, mit unterschiedlichen Symbolen versehene Tafeln mit ihrer Nase zu berühren. Dabei stand eines der Symbole für „Decke rauf“, ein anderes für „Decke runter“ und ein drittes für „keine Veränderung“. Entschied sich ein Pferd 14-mal hintereinander bei vorgegebenen Wetterbedingungen - von Sonnenschein über Wind, Regen und sogar Schnee und Temperaturen zwischen -15 bis +20 Grad Celsius - für ein und dasselbe Symbol, gingen die Forscher davon aus, dass es das System verstanden hatte. Nach knapp zwei Wochen schienen alle Pferde verstanden zu haben, welche Bedeutung ihre Entscheidung für das eigene Wärmeempfinden in den kommenden Stunden haben würde. Dabei fiel auf, dass Pferde im Kaltbluttyp es deutlich öfter vorzogen, uneingedeckt zu bleiben, als Warmblut- oder Vollblutpferde.
6. Früh geborene Fohlen sind dominanter.
Polnische Forscher:innen haben herausgefunden, dass bei domestizierten Pferden der Zeitpunkt der Geburt eine entscheidende Rolle spielt, wie dominant sie sich im Fohlenalter und danach verhalten. Zwar haben Fohlen, die früh im Jahr geboren werden, einen reichlich kühlen Start ins Leben. Statt grüner Weide bei frühlingshaften Temperaturen heißt die neue Welt sie in ihren ersten Lebensmonaten mit Schnee und Eis willkommen. Doch was anfänglich als Nachteil erscheint, macht sich schon bald bezahlt. Spätestens zum Zeitpunkt des Absetzens sind es nämlich diese wenigen Monate Lebensvorsprung die dafür sorgen, dass ältere Fohlen eine ranghöhere Position in der sozialen Struktur der Herde einnehmen. Weil die älteren Absetzer ihren jüngeren Kollegen körperlich in Größe und Kraft überlegen sind, können sie sich in Konflikten leichter durchsetzen. Hinzu kommt ihr Vorsprung an Erfahrung in Bezug auf soziale Kompetenz. Dieser Startvorteil gegenüber jüngeren Fohlen bleibt. Folgeuntersuchungen an den knapp dreijährigen Jungpferden zeigten, dass sich die Rangordnung innerhalb der Herde nicht wesentlich veränderte. Winterfohlen waren allgemein dominanter als ihre später geborenen Kollegen.
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