Naturschutz

Islandpferde retten bedrohte Marchfelder Sandsteppen

Ein Artikel von Redaktion | 09.09.2024 - 17:13
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Beim Lokalaugenschein in der Marktgemeinde Lassee wurden die Flächen der Naturschutzgebiete und das Beweidungsprojekt vorgestellt. © Robert Harson

Im zwischen Wien und Bratislava gelegenen Marchfeld erfährt eine der seltensten Landschaften Österreichs eine tierische Wiederbelebung: Islandpferde werden zu Rettern der bedrohten Sandsteppen. Was nach einem ungewöhnlichen Plan klingt, ist in Wahrheit ein durchdachtes Naturschutzprojekt, das die einzigartige Flora und Fauna des Marchfeldes bewahren soll. Diese trockenen, sandigen Lebensräume, einst durch weidende Großtiere geprägt, sind durch die moderne Landwirtschaft und Aufforstung fast vollständig verschwunden. Dank eines innovativen Beweidungsprojekts erhalten die Sandsteppen nun eine zweite Chance.

In den drei Naturschutzgebieten rund um die Marktgemeinde Lassee – „Lassee“, „Erdpresshöhe“ und „Windmühle“ – weiden seit kurzem Islandpferde und sorgen dafür, dass die Sandsteppe nicht weiter verbuscht. Petra Busam, Pferdewirtin und Leiterin des örtlichen Islandpferdehofs, ist begeistert: „Mit meinen Pferden kann ich helfen, die Biodiversität der Sandsteppe zu erhalten. Durch ihre natürliche Art der Beweidung fördern sie die Vielfalt der Pflanzen und Tiere und verhindern, dass die Landschaft zuwuchert.“


Pferde als Landschaftspfleger

Anders als Maschinen, die Gras schlichtweg abmähen, wirken Pferde weit subtiler: Sie fressen selektiv und sorgen dafür, dass seltene Pflanzenarten wie das Sand-Gipskraut oder die Späte Federnelke Platz zum Wachsen haben. Ihr Dung bietet Lebensraum für bis zu 500 Insektenarten, was wiederum Vögel wie den Ziegenmelker anlockt. Laut Tobias Schernhammer, Leiter der Schutzgebietsbetreuung, leisten die Islandpferde damit einen unverzichtbaren Beitrag zur Artenvielfalt der Region. „Durch ihre natürliche Weidearbeit entstehen offene Bodenstellen, die wichtig für viele spezialisierte Arten sind“, erklärt er.

„Historisch gesehen waren es die großen Weidetiere, die dem Marchfeld die Artenvielfalt brachten. Mit dem Rückgang der Weidewirtschaft gingen viele dieser Lebensräume samt der Arten verloren. Die Pferdebeweidung hilft, die Verbuschung der Sandsteppe zu verhindern und so die Biodiversität zu erhalten. Ich freue mich, mit meinen Pferden einen Beitrag leisten zu können.“


Petra Busam, Pferdewirtin

Neue Infrastruktur für Naturschutz

Dank der finanziellen Unterstützung der BILLA-Stiftung „Blühendes Österreich“ und EU-Fördergeldern konnte ein Weidezaun errichtet werden, der das 7,7 Hektar große Gebiet schützt und gleichzeitig die kontrollierte Beweidung ermöglicht. Bürgermeister Roman Bobits ist stolz auf das Projekt: „Es ist großartig zu sehen, wie wir mit dem Islandpferdehof Lassee zusammenarbeiten, um unsere Natur zu schützen. Dieses Projekt ist ein Meilenstein für den Naturschutz im Marchfeld.“


Einzigartige Lebensräume unter Druck

Die Sandsteppen des Marchfeldes gehören zu den trockensten und gleichzeitig wertvollsten Lebensräumen Niederösterreichs. Diese extremen Bedingungen machen sie zu einem Rückzugsort für hochspezialisierte Pflanzen und Tiere. Doch nicht nur die Verbuschung bedroht diese einzigartigen Biotope – auch invasive Pflanzenarten wie die Robinie und die Goldrute erobern zunehmend die Flächen. Daher sind auch Pflegemaßnahmen notwendig, bei denen Freiwillige tatkräftig mithelfen, um die unerwünschten Pflanzen zu entfernen.