In Hartpury (GBR) stand heute der erste Teil der Mannschaftsbewerbe auf dem Programm. Auf zwei nebeneinanderliegenden Reitplätzen wurden zeitgleich die Team Tests von Junioren und Jungen Reitern abgehalten. Da gab es viel zu sehen fürs Publikum!
Den Auftakt aus österreichischer Sicht machten Lilli Ochsenhofer und Roi du Soleil MT. Für die Burgenländerin ist die EM in Hartpury bereits die sechste Championatsteilnahme in ihrer Karriere, ihre zweite im Lager der Jungen Reiter. Auch 2021 war Roi du Soleil MT, ein 14 Jahre alter Oldenburger von Rosandro x August der Starke aus der Zucht von OEPS-Präsidentin Elisabeth Max-Theurer, ihr vierbeiniger EM-Partner gewesen. Damals waren sie auf Platz 25 der Einzelwertung gelandet. In diesem Jahr könnte für das Paar mehr drin sein, denn das Duo hat sich seither doch deutlich steigern können. Das zeigte es am heutigen Tag im EM-Viereck.
Ochsenhofer und ihr Wallach gelang eine ansprechender Ritt ohne große Fehler, den einzigen deutlichen Punkteabzug gab es im doppelt zählenden versammelten Schritt, den man sich im Takt klarer gewünscht hätte. Hier vergaben die Richter im Schnitt eine 5,9. Dass es deutlich besser geht, zeigte der Wallach im starken Schritt, der durchschnittlich eine 7,1 erhielt. Höhepunkte hatte das Paar außerdem unter anderem in den Trabtraversalen (7,2) und den fliegenden Wechseln zu vier Sprüngen (7,1), die sicher und in schönem Bergauf gelangen. Nach dem Schlussgruß war der jungen Reiterin die Freude über die gelungene Runde deutlich anzusehen.
Richter:innen sorgen für Gesprächsstoff
Ein großes Stirnrunzeln verursachte hingegen der Blick auf die Jurywertungen. Während die Richter:innen bei H, M und B das Paar sehr einmütig im Bereich zwischen 67 und 68 % einschätzten, lag die deutsche Chefrichterin bei C mit 64,559 % und Platz 20 deutlich unter den Bewertungen ihrer Kolleg:innen. Für den britischen Richter bei E war der Ritt von Lilli Ochsenhofer und Roi du Soleil MT hingegen die viertbeste Leistung des Tages. Von ihm gab es satte 73,235 %. Bei einer Differenz von fast neun Prozent muss man sich doch fragen, ob beide Jurymitglieder tatsächlich ein und denselben Ritt gesehen haben oder ob der Blick nicht vielleicht doch ab und an versehentlich am Nachbarviereck hängen geblieben ist …
Die inkonsistente Einschätzung der Jury ist auch unter den Reiter:innen ein Thema. „Natürlich machen auch wir uns Gedanken über die Richterbewertungen, aber es ist wie’s ist. Ich bin sicher, für unsere Reiterinnen und Reiter ist es ein Ansporn von allen Richtern gleich viele gute Punkte zu bekommen. Das kann einen nur besser machen! Lilli freut sich sehr über die gute Bewertung von Herrn Clarke, der die schmalen Punkte von Dr. Eisenhart ausgleicht. Im Mittel hat sie ein echt gutes Ergebnis erreicht“, kommentierte Equipechefin Dr. Uschi Barth gegenüber der Pferderevue. 68,118 % bedeuten vorerst Platz 14 für die Burgenländerin.
Gelungenes Debüt
Zufrieden kann auch Österreichs zweite U21-Starterin an diesem Tag sein, die Niederösterreicherin Fiona Spranz mit ihrem zehnjährigen Hannoveraner Liberte von Londontime x Accord II. Das Paar zeigte bei seinem allerersten internationalen Championatseinsatz eine sehr konstante Runde mit schön gelungenen Trab-Traversalen und einer tollen halben Pirouette nach rechts, in der Liberte sein Potenzial für die Versammlung erkennen ließ. Auch die Wechsel zu vier Sprüngen gelangen gut, leider schlich sich am Anfang der Dreierwechsel ein Fehler ein, der ordentlich Punkte kostete. Unterm Strich gab es für das Duo 67,235 % - ein sehr ordentliches Ergebnis für das EM-Debüt.
In der Teamwertung rangieren die heimischen U21-Reiterinnen nach diesen beiden Ritten vorerst auf Platz acht unter zwölf teilnehmenden Nationen. Eine Klasse für sich sind nach der ersten Hälfte der Starts die Jungen Reiter aus Deutschland, die mit Helena Schmitz-Morkramer auf DSP Lifestyle (75,206 %) und Jana Lang auf Baron (74,382 %) die beiden führenden Kombinationen stellen. Das Heim-Team aus Großbritannien rangiert mit mehr als sieben Punkten Rückstand vorerst auf Platz zwei, dicht gefolgt von den Dänen und Niederländern.
Junioren trumpfen auf
In der Altersklasse der Junioren waren Corinna Gebhard und Bellagio die ersten, die für Österreich ins Viereck mussten. Nach einem Start bei der Nachwuchs-EM 2018 in Fontainebleau (FRA) in den Children-Bewerben und Teilnahmen bei den Pony-EMs 2019 und 2020 ist es für die Steierin das erste internationale Championat als Juniorin. Dreimal waren Gebhard und ihr zehnjähriger Hannoveraner Bellagio (Bonard de Charry x Baroncelli) heuer auf internationalen Turnieren in Aktion, in Gössendorf (ST), Pilisjászfalu (HUN) und Achleiten (OÖ) – allerdings lief es nirgends so gut wie hier in Hartpury. Richtig dicke Punkte kassierte das Duo in den Lektionen, in denen es mit Volldampf nach vorne ging – im Mittel- und starken Trab, im starken Schritt und im starken Galopp. Insgesamt dominierte im Protokoll des Duos die Sieben. „Ziemlich gut“ war letztlich auch das Ergebnis der beiden: 69,576 % und aktuell Rang zehn. Ein neuer persönlicher Bestwert für Corinna Gebhard und Bellagio. Nicht schlecht für ein Debüt! „Corinna hat das Beste rausgeholt, Mutter Jeanette ist hoch zufrieden“, verriet uns Uschi Barth.
Den Abschluss aus österreichischer Sicht bildeten am heutigen Tag Florentina Jöbstl und Floortje. Auch für die 16-Jährige Florentina ist es nach drei Pony-EMs die erste Euro als Juniorin. Das Duo hat in seiner bisherigen gemeinsamen Karriere gerade mal drei internationale Turniere absolviert, konnte jedoch schon einige beachtliche Erfolge erzielen, darunter Siege in Ornago (ITA) und Gössendorf (ST) mit Wertungen jenseits der 72-Prozent-Marke. Auch heute zeigte das Paar einen sehr konstanten, ausdrucksstarken Ritt mit vielen Highlights für die es reihenweise die Note Acht kassierte. Trotzdem war die junge Steierin mit ihrer Leistung am Ende nicht hundertprozentig zufrieden. „Florentina hätte es natürlich gerne noch besser gemacht“, weiß Equipechefin Dr. Uschi Barth um den Ehrgeiz ihres Schützlings. Trotzdem gehörte die Leistung des österreichischen Paares zu den besten des Tages. Aktuell rangiert Jöbstl mit 71,273 % auf dem hervorragenden dritten Rang hinter der Deutschen Rose Oatly auf Veneo (73,303 %) und der Niederländerin Rowena Weggelaar auf Don Quichot (71,364 %). Kleiner Wehrmutstropfen für die Steierin: Auch bei ihr tanzte eine Wertung deutlich aus der Reihe. Die britische Richterin bei B hatte das Paar lediglich auf Rang zehn gesehen und magere 68,485 % vergeben.
Dank der hervorragenden Ritte der beiden heimischen Juniorinnen liegt das österreichische U18-Team derzeit auf dem sensationellen dritten Platz mit weniger als drei Punkten Rückstand auf die führende Nation Deutschland. Die Niederlande belegen aktuell Platz zwei.
So geht es weiter
Am Mittwoch fallen in beiden Altersklassen die Medaillenentscheidungen in den Teamwertungen. Felicita Simoncic (JR) und Immowert's Ivar starten um 10:24 MEZ, Oskar Ochsenhofer (J) und Siesta Key um 11:48, Paul Jöbstl (JR) und Bodyguard um 12:28, Fanny Jöbstl (J) und Simsalabim OLD bilden aus österreichsicher Sicht den Abschluss um 13:52.
Alle Ergebnisse im Detail gibt es hier.