Porträt

Dressur mit Herz und Seele: Diana Porsches Weg ins internationale Rampenlicht

Ein Artikel von Petra Gmainer-Wiedemann | 19.09.2024 - 12:26
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Im Sattel von Douglas hat Diana Porsche nach einem schwierigen Beginn den Sprung auf die Bühne des großen Sports geschafft.   © Alice Benes Fotografie

Diana Porsche hatte das Glück, mit Pferden aufzuwachsen. Auf der Landwirtschaft ihres Vaters Gerhard Porsche nahmen Pferde neben Rindern, Schweinen und Hühnern einen wichtigen Platz ein. Er war immer schon überzeugt: Wer einmal Pferdehaare eingeatmet hat, kann sich dem Zauber dieser Tiere nicht mehr entziehen. Also bekam Diana mit fünf Jahren zu Weihnachten ihr erstes Pony, Lady, geschenkt, mit dem sie fleißig übte und eine Menge Spaß hatte. Denn so toll wie die Reiterinnen und Reiter im Fernsehen, denen sie gerne zuschaute, wollte sie auch einmal reiten können. Nur eines fand sie dabei besonders schade – dass es nämlich noch dauern würde, bis sie selbst einmal einen so wunderschön glänzenden Pokal überreicht bekommen würde. Doch Oma Mimi schuf schnelle Abhilfe. Diana kümmerte sich nämlich auch vorbildlich um die Hasen am Bauernhof, und für großartige Ausmistleistungen bekam sie schließlich ihren ersten Pokal überreicht. Der steht heute noch bei ihren Eltern im Wohnzimmer – und es sollten später noch viele andere folgen.

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Dianas erster Lehrmeister: Dressurpony Quatro © privat

Mit zehn Jahren machte Diana den Reiterpass, und mit zwölf Jahren bekam sie ein hübsches, aufgewecktes braunes Pony aus den Niederlanden geschenkt: Quatro. Mit ihm absolvierte sie ein Jahr später die Reiternadel und arbeitete sich mit Hilfe von Georg Brötzner am Kopeindlgut in Wals (S) von Klasse A bis Klasse M. „Ich bin oft genug unfreiwillig von meinem Pony abgestiegen, aber ich habe wirklich viel von ihm gelernt“, erinnert sich Porsche.


Einstieg in den Nachwuchssport

2011 wechselte Diana zum deutschen Erfolgsreiter und -trainer Dieter Laugks. Da er aus München und sie aus Salzburg kam, teilten sie sich die Strecke und arbeiteten über fünf Jahre regelmäßig auf Gut Isling am Chiemsee (GER) miteinander. „Von ihm erhielt ich eine sehr gute Basis. Er legte immer sehr viel Wert darauf, die Prüfungen sehr konzentriert und punktgenau zu reiten. Darauf kann ich heute noch aufbauen.“ In diese Zeit fielen auch Dianas Umstieg auf Großpferde und die ersten großen Erfolge: 2013 holte sie auf Porsche’s Eloy den Österreichischen Meistertitel bei den Junioren und nahm mit Porsche’s Florencia an ihrer ersten Junioren-EM teil. 2014 folgte eine weitere EM-Teilnahme im Lager der Junioren in Arezzo (ITA) und Bronze bei der Österreichischen Meisterschaft der Jungen Reiter. Im darauffolgenden Jahr wurde die damals 19-Jährige mit Florencia als Young Rider zur EM entsandt und bekam in diesem Jahr auch das Goldene Reitabzeichen verliehen.

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Mit Di Sandro holte Diana eine U25-EM-Bronzemedaille. © Fotoagentur Dill

Damit sich Dianas reiterliche Karriere auch in der U25-Klasse weiterentwickeln konnte, entschloss sich Familie Porsche, die beiden Junioren-Pferde zu verkaufen und noch einmal in ein aussichtsreiches Pferd mit entsprechender Veranlagung zu investieren. „Wir kauften damals den sehr motivierten und starken Oldenburger Wallach Di Sandro OLD. Er wurde vom deutschen Berufsreiter Uwe Schwanz sehr gut ausgebildet, aber ich konnte ihn in den ersten Wochen einfach nicht anhalten. Ich bin immer im Trab abgesprungen“, erinnert sie sich lachend. „Viele haben sich damals gefragt, wie man nur so ein Pferd für ein junges Mädchen kaufen konnte, aber Di Sandro ist eines meiner Lebenspferde geworden. Auf ihn konnte ich mich hundertprozentig verlassen, er hat mir so viel Sicherheit gegeben und am Turnier immer für mich gekämpft. Das war aus heutiger Sicht unbezahlbar.“ Und auch in Hinblick auf das erste gemeinsame Championat 2016 in Hagen (GER) machte sich der braune Wallach mehr als bezahlt. Denn Diana ritt mit ihm bereits in der U25-Klasse auf Platz vier im Grand Prix und holte einigermaßen unerwartet in der Kür die Bronzemedaille. „Ich kann erst heute wirklich begreifen und wertschätzen, was mir damals gelungen ist. In den drei Europameisterschaften davor hatte ich es nicht einmal unter die Top 20 geschafft und nun konnte ich als erste Österreicherin mit einer Einzelmedaille von einer EM nach Hause fahren.“ Damit übernahm sie damals auch Rang eins in der Weltrangliste der U25-Dressurreiter.

Ich konnte ihn in den ersten Wochen einfach nicht anhalten. Ich bin immer im Trab abgesprungen!


Diana Porsche über ihr U25-Pferd Di Sandro
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Mama Iris steht Diana immer hilfreich zur Seite. © Alice Benes Fotografie

Im eigenen Stall

Zur selben Zeit erfüllte sich Diana Porsche einen weiteren lang ersehnten Traum – nämlich jenen vom eigenen Stall. Ganz ohne Kühe und Schweine fanden ihre Pferde ein neues Zuhause auf Gut Tannbrunn in Mondsee. Damit zeichnete sich auch ein Trainerwechsel ab. Auf einem Turnier in Florida hatte die erfolgreiche Nachwuchsreiterin die niederländische Ausbilderin und Trainerin Leida Collins-Strijk kennengelernt, die daraufhin ihr Training übernahm. „Von ihr konnte ich sehr viel bezüglich der Ausbildung junger Pferde lernen, aber auch, wie ich sie im Training weiter aufbaue“, ist Porsche überzeugt. Das half ihr auch, als der achtjährige Douglas den Stall bezog. Der braune KWPN-Wallach ist mit 1,78 m Stockmaß im Vergleich zu der 1,63 m großen Diana ein wahrer Riese. „Es war immer schwierig für mich, dieses große Pferd zusammenzuhalten. Außerdem war er am Anfang immer sehr aufgeregt, das war ich von meinem verlässlichen Di Sandro gar nicht gewohnt.“ Trotz aller Hochs und Tiefs meisterten die beiden alle Hürden von der nationalen Klasse M bis hin zum Österreichischen Meistertitel 2019 bei den Jungen Reitern. „Obwohl es wirklich nicht einfach war, habe ich immer an Douglas geglaubt. Ich habe so viel von ihm gelernt, was mir jetzt auch bei der Ausbildung meiner jungen Pferde weiterhilft. Ich bin wirklich dankbar, dass ich diesen Weg mit ihm gehen konnte und mittlerweile die Weltcup-Tour mit ihm bestreiten darf.“

Einen wichtigen Schritt vorwärts machte dieses Paar nach einem weiteren Trainerwechsel vor zwei Jahren. Vom Wissen des erfahrenen Niederländers Diederik Wigmans hat Diana Porsche viel profitiert, und seither noch mehr in die Vertrauensarbeit mit Douglas investiert. Wigmans geht beim Training sehr ins Detail und legt großen Wert auf feines Reiten und möglichst unsichtbare Hilfen. Damit stößt er ins gleiche Horn wie Andreas Hausberger, der einmal im Monat zur Handarbeit, aber auch zum zusätzlichen Training nach Tannbrunn kommt.

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Dahoud mauserte sich 2024 zur neuen Nummer 1 in Dianas Stall.
© Alice Benes Fotografie

Trainingsplan

Auf dem wunderschön adaptierten Gut hat die Salzburgerin sieben eigene Sportpferde untergebracht. Ihr erster Lehrmeister Quatro durfte bis zu seinem Tod noch über die großzügigen Weiden laufen, und auch Di Sandro genießt seine Pension in Tannbrunn. Dianas Arbeitstag beginnt normalerweise um 8.30 Uhr, dann reitet sie alle ihre Pferde selbst. Das nimmt in der Regel fünf bis sechs Stunden in Anspruch, denn zu Beginn jeder Einheit geht sie regelmäßig im nahegelegenen Wald ausreiten. Die Arbeit am Viereck dauert dann pro Pferd 30 bis 40 Minuten. Ihre Mitarbeiterinnen Cita und Francesca übernehmen die Pflege und Versorgung der Pferde, wenn eine ausfällt, arbeitet Diana selbst im Stall mit. Dann muss in der Früh ausgemistet werden, und die Pferde werden aufs Paddock und in die Führmaschine gebracht. Haben sie ihr Training absolviert, gehen die Vierbeiner auf die Weide, und nach einem gemeinsamen Mittagessen gilt es dann noch, Ausrüstung und Anlage in Schuss zu halten. Auch das Management und die Turnierplanung nehmen Zeit in Anspruch.

Am Ende all dieser Programmpunkte ist das Training aber noch nicht zu Ende. Dann kümmert sich Diana Porsche um ihre eigene Fitness. Neben ihrem sukzessiven Aufstieg im Dressursport absolvierte die engagierte junge Frau ein internationales Betriebswirtschaftsstudium an der Franklin University in der Schweiz. Um im Dressursport auch auf lange Sicht so gut wie möglich zu bestehen, sieht sie einen starken Fokus auf die eigene Gesundheit und den eigenen Körper als entscheidend an. „Manche Turniere sind sehr intensiv, und es ist sehr wichtig, dass ich diese körperliche Belastung aushalten kann. Auch meine Ernährung ist mir sehr wichtig, ich koche jeden Tag frisch und kaufe am liebsten regional und bio ein.“

Zusätzlich fährt Diana einmal in der Woche zu Trainings mit ihrem Chiropraktiker Dr. Markus Friedl, und ein weiteres Mal nimmt sie an CrossFit-Einheiten teil. Diese sportliche Vielseitigkeit hält sie nicht nur fit, sondern stärkt auch ihre mentale Belastbarkeit.

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Nachwuchscrack Lord Franklin im Training

Wenn man zu sehr auf die Resultate fokussiert ist, verliert man die Freude am Reiten und an der Arbeit mit den Pferden.


Diana Porsche
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Nesthäkchen im Stall ist die sechsjährige For Music MSJ. © Alice Benes Fotografie

Ziele und Träume

Was die Planung für die nähere Zukunft betrifft, hält sich die Dressurreiterin bedeckt: „Ich habe wirklich einige Pferde im Stall, die sehr vielversprechend sind. Dahoud ist so eines, und wir haben schon einiges vor, was hoffentlich so aufgeht, wie ich es mir vorstelle. Mit Douglas möchte ich weiterhin Weltcup-Prüfungen reiten, und natürlich ist die Teilnahme an Olympischen Spielen ein großer Traum, der für mich wohl immer eine große Motivation bleiben wird.“

Abgesehen von ihren sportlichen Zielen ist es Diana Porsche wichtig, immer einen positiven Zugang zu ihrem Sport zu behalten und sich nicht unter Druck zu setzen. „Wenn man zu sehr auf die Resultate fokussiert ist, verliert man die Freude am Reiten und an der Arbeit mit den Pferden. Die Arbeit mit jungen Pferden braucht viel Geduld, aber ich finde es unglaublich bereichernd, die Fortschritte zu sehen. Egal, wie die Saison verläuft, ich will mich in meinem eigenen Tempo weiterentwickeln, und das Training mit den Pferden soll immer Spaß machen. Ich bin so dankbar, dass ich diese Leidenschaft leben darf und dass mich meine Pferde tagtäglich aufs Neue begeistern.“

Mit einer so bodenständigen und gelassenen Einstellung, gepaart mit großem Ehrgeiz und einem tiefen Verständnis für ihre vierbeinigen Partner, hat sich Diana Porsche bereits jetzt eine sehr erfolgreiche Karriere im Dressursport aufgebaut. Mit ihren aktuellen und zukünftigen Pferden hat sie alle Möglichkeiten, in den kommenden Jahren weiter an die Weltspitze zu reiten.