WM Junge Dressurpferde: Triumph der Füchse

Die diesjährige WM der Jungen Dressurpferde wurde zu einer beeindruckenden Demonstration der Qualität niederländischer und deutscher Zucht – und der Fuchspferde.

Unter den Top 15 Pferden – fünf in jeder Alterskategorie – waren sechs deutsche und fünf niederländische Pferde. Die Sieger in den Kategorien der 5-, 6- und 7-jährigen Pferde waren allesamt Füchse – eine bunte Abwechslung zum dunkelbraunen „Standardmodell“, an das die Dressurwelt in den letzten Jahren gewöhnt war.
 

5-Jährige

Die Kategorie der 5-jährigen Pferde ist stets besonders hart umkämpft. Hier liegt der Fokus verstärkt auf dem Potenzial der Pferde denn auf technischen Details, was zahlreiche Gestüte dazu veranlasst, ihre besten Nachkommen zu präsentieren. Von den 46 teilnehmenden 5-Jährigen waren 22 Hengste, 9 Stuten und 15 Wallache.

Der KWPN-Hengst Red Viper (Romanov x Sir Sinclair) dominierte das Feld von Anfang bis Ende und gewann sowohl die Vorrunde mit 92 % als auch das Finale. Geritten vom Niederländer Bart Veeze und gezüchtet von Coen Kerbert, erzielte er im Finale herausragende 93,800 % – die einzige Wertung über 90 in dieser Klasse. Beeindruckend fielen auch die Einzelnoten aus: 9,4 für den Trab, 8,8 für den Schritt, 9,7 für den Galopp, 9,2 für die Durchlässigkeit und 9,8 für die Perspektive. Die Richter lobten insbesondere die außergewöhnliche Elastizität im Trab und die bergauf gesprungene, kraftvolle Galoppade.

Glamdale WP NRW (Glamourdale x Millennium), ein Westfalen-Hengst geritten von Stefanie Ahlert aus Deutschland, belegte mit 90,2 % den zweiten Platz. Dritte wurde Jeanna Hogberg auf dem schwedischen Hengst Severucci HT (Secret x Rubinrot) mit glatten Wertung von 90 %.

6-Jährige

Die dänische Warmblutstute Valerie B, geritten von Anne-Mette Strandby Hansen, führte nach der ersten Qualifikation der 6-Jährigen mit herausragenden 90,800 %. 2023 gewann Valerie B die Vorrunde der 5-Jährigen, musste sich jedoch im Finale geschlagen geben. Auch diesmal konnte die Stute ihre Leistung aus der Vorrunde nicht wiederholen und landete trotz eines perfekten 10er-Trabs mit 87,2 % auf Platz vier. Genau andersherum lief es für Vorjahressiegerin Quinn G (Quaterhit x Fassbinder). In der Quali mit 88 % „nur“ Vierte, beeindruckte die Fuchsstute unter Fiona Bigwood mit einer fehlerfreien Prüfung und überragenden Noten: 95 % lautete das Endergebnis, für Trab und Schritt vergab die Jury jeweils die Höchstnote 10. Eigentlich hätte Charlotte Dujardin die Stute bei der WM reiten sollen, doch aufgrund ihrer Vorläufigen Sperre nach dem Peitschenskandal nahm Bigwood, in deren Besitz Quinn G steht, die Zügel selbst in die Hand. Mit Erfolg!

Ein überraschendes Highlight im Finale war der Hengst Alkaline (Secret x Zalmiak Firfod), der unter Merita Hagren 92 % erreichte und sich nach seinem sechsten Platz in Runde eins den zweiten Platz sicherte. Die Richter beschrieben Alkaline mit Attributen wie „schön, federnd und elastisch“, wobei der Secret-Sohn ganz besonders mit seinem Galopp (9,5) zu überzeugen wusste. Die KWPN-Stute Nice Touch W (Dettori x Florencio), geritten von Charlotta Rogerson, belegte mit 88,6 %den dritten Platz.

7-Jährige

Insgesamt 44 Paare traten in der Kategorie der 7-Jährigen an. Life Time FRH, ein Hannoveraner Hengst geritten von Charlott-Maria Schürmann aus Deutschland, dominierte sowohl die Vorrunde als auch das Finale. Gezüchtet von Johannes Hesselink, erzielte Life Time FRH in der Vorrunde 81,175 % und steigerte sich im Finale auf beeindruckende 84,129 %. Besonders gelobt wurden seine 9,5er-Noten für Schritt, Durchlässigkeit und Perspektive. Die Richter hoben das „wunderschöne Exterieur“ und die „korrekte Ausbildung“ des Hengstes hervor.

Auf dem zweiten Platz landete die deutsche Reiterin Leonie Richter auf dem Hannoveraner-Hengst Vitalos FRH (Vitalis x De Niro) mit 83,222 %. Vitalos FRH, der 2023 Silber bei den 6-Jährigen und 2022 Silber bei den 5-Jährigen holte, erhielt in der Finalprüfung die Bestnote 10 für den Trab. Der Niederländer Hans Peter Minderhoud belegte mit dem KWPN-Hengst Glock's Massimo (Glock's Toto Jr. x Bretton Woods) den dritten Platz, nachdem er bereits in der Vorrunde Rang drei erreicht hatte. Das Paar erhielt eine Endwertung von 80,993 %.

Die Österreicher

Österreich war mit drei Paaren in den WM-Bewerben vertreten. In der Klasse der 5-Jährigen brachte die Kärntnerin Stephanie Dearing Broadmoars Walerie (Livaldon x Bailamos Biolley) an den Start. Die bunte Dunkelfuchsstute, 2022 war sie Vize-Bundeschampionesse der dreijährigen Bundesjungstuten, ist ein bildschönes, elegantes Pferd mit drei hervorragenden Grundgangarten. Im WM Viereck zeigte sie sich von der Atmosphäre eines großen Championats allerdings doch sehr beeindruckt und blieb deshalb unter ihren Möglichkeiten – wobei von der Qualifikation (69,6 %) zum kleinen Finale (73,6 %) eine deutliche Leistungssteigerung gelang.

Zwei tolle Runden brachte der sechsjährige Beautiful Zambezi von der Aue (Benicio x Hotline) unter Jacqueline Toniutti ins WM-Viereck. 2023 hatte das Duo im Zuge der AWÖ Bundeschampionate den Titel bei den fünf- bis sechsjährigen Dressurpferden gewonnen. Und auch in Ermelo wusste der Benicio-Sohn aus der Zucht von Hans-Jörg und Ulrike Gasser zu gefallen. 78,8 % erzielte das Paar in der ersten Qualifikation, im kleinen Finale wurden es dann 76,400 %, womit das Duo hauchdünn an einer Platzierung vorbeischrammte. Besonderes Lob hatten die Richter:innen für den getragenen, schön im Bergauf angelegten Galopp sowie die Durchlässigkeit und den Gehorsam des Braunen, dem die Jury eine vielversprechende Zukunft attestierte.

Hinter Beautiful Zambezi von der Aue war Broadmoards For Gold (For Romance I x Fürst Piccolo ) 2023 zum Vizebundeschampion getanzt. Bei der WM war der Wallach unter dem Sattel seiner Besitzerin Nicola Baur-Rona Österreichs Beitrag in der Altersklasse der Siebenjährigen. Nach 67,891 % in der ersten Qualifkationsrunde lieferte der Wallach im kleinen Finale eine sehr konstante, harmonische Runde ab. Da und dort hätten sich die Richterinnen mehr Losgelassenheit gewünscht, unterm Strich kam das Paar auf 69,008 %.

Alle Ergebnisse im Detail gibt es hier.