Ursprünglich hatte Sabine Frauenschuh einen Ersatz für ihre alte Norikerstute gesucht, die bei ihr als Therapiepferd zum Einsatz kam. Beim Umhören im Bekanntenkreis stieß sie auf den damals sechsjährigen Aragorn Elmar XV aus der Zucht des Maishofeners Christian Breitfuß. Ein bisschen groß war der Braune für die Therapiearbeit und gerade mal eingeritten, aber Sabine Frauenschuh nahm ihn mit zum Ausprobieren. Recht schnell wurde klar: Der Wallach brachte ein unschlagbar gelassenes Gemüt mit. Also wurde er – als Vorbereitung auf seinen späteren Job als Therapiepferd – vorerst beim Voltigieren eingesetzt. Zeitgleich begann auch die Ausbildung unter dem Sattel. In beiden Fällen machte „Aron“, wie sein Frauerl ihn der Kürze wegen nennt, eine gute Figur. „Meine Trainerin Sylvia Möschl hat mich dabei sehr unterstützt. Wir sind zweimal Bundesmeister in der Dressur geworden, Mannschaftsmeister, Landesmeister – auch in der LM bei normalen Turnieren waren wir schon gegen Großpferde platziert“, sagt die Besitzerin stolz.
Von der guten Ausbildung im Dressurviereck profitieren auch die Voltigierer. „Für einen Noriker springt er sehr gut durch, ist sehr regelmäßig und steht an der Longe gut an den Hilfen. Gott sei Dank honorieren das die Richter, dass er seiner Rasse entsprechend ordentlich galoppiert – besser als so manches Warmblut“, bestätigt Voltigierreferent Manfred Rebel.
Damit gehört der Noriker aus Maishofen im von Warmblütern dominierten internationalen Voltigiersport regelmäßig zu den Besten. Das macht ihn zu einem begehrten Partner im Einzel, im Pas de deux und sogar in der Gruppe.
Im Vorjahr galoppierte Aragorn Elmar XV, unter Sabine Frauenschuhs Anleitung, mit den Juniorinnen Sarah Victoria Köck und Clara Dick zum Vizeweltmeistertitel im Pas de deux. In Bern gab das Erfolgsgespann sein Debüt bei einer Senioren-WM. Auch Young Vaulter Felix Dombacher sowie das niederösterreichische Paar Anna Hladik und Hubertus Witzmann, aktuell Österreichs beste Paarvoltigierer, setzten beim Multi-Championat in der Schweiz auf das, wie Manfred Rebel sagt, derzeit verlässlichste Pferd im rot-weiß-roten Kader. Im Pas-de-deux-Eröffnungsbewerbs war er für die Richter das beste Pferd im 10-köpfigen Teilnehmerfeld!
Meister der Energieeffizienz
Was Sabine Frauenschuh an ihrem großen Braunen besonders imponiert: „Sein unbändiger Arbeitswille, seine absolute Leistungsbereitschaft. Das ist schon ganz außergewöhnlich. Und dass er so viel Ruhe mitbringt. Am Turnier höre ich immer: ‚Der schläft ja ständig!‘ Ich finde: Er ist einfach energieeffizient! Wenn er arbeiten soll, dann ist er da. Sonst wird halt gerastet.“
Und damit der mutmaßlich einzige Noriker im weltweiten FEI-Sport auch weiterhin solch ein Musterbeispiel eines Happy Athlete bleibt, wird ihm daheim im Badhausstall reichlich Abwechslung geboten. Neben Voltigier- und Dressurtraining ist er als Therapiepferd im Einsatz – und natürlich hat das vielseitige Kaltblut auch ganz viel Freizeit, in der es die Seele baumeln lassen und einfach Pferd sein kann. Denn: „Nur voltigieren, das ist nix. Aber das ist ohnehin längst bekannt“, weiß Sabine Frauenschuh.